16. Kapitel

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>>Mary<<

Die restliche Schulwoche verging beinahe wie im Flug. Mir war meine Panikattacke schrecklich peinlich, doch zum Glück reagierten alle ziemlich verständnisvoll. Ich war froh das Nichole sich durchgesetzt hatte und ich weiter zur Schule gehen konnte. Mum und Dad hatten offensichtlich ein Problem damit, hielten sich jedoch dank Nichole zurück. Dennoch musste ich etwas Überzeugungsarbeit anwenden, um sie dazuzubekommen das ich Freitag zu Chase und Amy durfte und wir bis Montag zu deren Haus am See fahren konnten, da wir Montag keine Schule hatten. Ich argumentierte jedoch immer schön damit, dass ich nur das tat, was mir beide geraten hatten. Nämlich etwas mit Freunden unternehmen. Nach zwei Tagen langen Gesprächen hatten sie endlich zugesagt. Dad war trotzdem nicht so richtig einverstanden. Ich glaube, das lag daran, dass er Chase einfach nicht mochte. Wo ich gerade bei Chase bin, seit meiner Panikattacke hatten wir uns nicht mehr so oft gesehen. Wir versuchten das Mittagessen immer zusammen zu verbringen, aber in der Schule waren wir leider nie ganz alleine und Chase war auch immer ziemlich eingespannt, wenn es um das Lacrosse Training ging. Umso nervöser war ich, sobald ich an die Party seiner Eltern und an die darauffolgenden Tage mit ihm am See dachte. Immerhin hatte ich endlich seine Nummer und so schrieben und telefonierten wir fast jeden Tag und ich hatte immer mehr das Gefühl ihn schon länger zu kennen. "Hast du einen Bikini eingepackt?" Amy saß auf meinem Bett und sah mir beim Packen zu. "Ja schon, aber ich glaube nicht das ich schwimmen gehe." Ich zuckte leicht die Schultern. "Jaja abwarten." sie grinste, während ich meine Tasche schloss. "Was muss ich heute Abend eigentlich anziehen?" fiel mir da plötzlich ein. Erst heute hatte Amy mich darüber aufgeklärt das ich als einzige so früh zu Chase und ihr kam, weil ihre Mum mich eingeladen hatte. Sprich: ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch und hatte nichts zum Anziehen. "Hast du ein Kleid oder so?" Sie sah mich fragend an. Mein panischer Blick schien ihr als Antwort zu reichen. "Keine Sorge wir finden zu Hause schon was für dich." sie lächelte und stand dann auf und nahm meine Tasche. Ich seufzte verzweifelt, als es klopfte und Mum hereinkam. "Hey, ihr zwei, braucht ihr noch irgendwas?" "Ne wir wollten jetzt los." "Ach so okay, ja dann denk aber bitte daran was wir besprochen haben, ja?" ich verdrehte die Augen. "Kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex. Keine Sorgen Mum." sie nickte. "Gut, meld dich zwischendurch mal, ja?" "Ja keine Sorge." "Wir bringen sie heile wieder zurück versprochen." nickte Amy lächelnd. Zum Glück war sie hier. Mum mochte sie, weil sie fand, das Amy verantwortungsvoller wirkte als Chase. "Na dann haut schon ab ihr zwei." sie lächelte und umarmte mich kurz. Dann sahen Amy und ich zu, schnell raus zu kommen. "Oh man deine Mum hat ja richtig Angst um dich.", bemerkte sie, nachdem sie meine Tasche verstaut hatte und wir in ihren Wagen stiegen. "Das kannst du laut sagen. Sei froh das mein Dad nicht da war. Der hätte mir vermutlich nochmal denselben Vortrag wie die letzten Tage immer gehalten." seufzte ich. "Gut, das auf unserem Ausflug keine Erwachsenen erlaubt sind." grinste sie und fuhr dann los. "Gibt es eigentlich noch irgendwas, was ich für heute Abend wissen muss?" die Nervosität packte mich wieder. Ich war schon immer jemand sehr selbstkritisches gewesen. Ich wollte von allen und jedem gemocht werden. Umso wichtiger war es mir nun bei Chase Eltern immer einen guten Eindruck zu hinterlassen. "Hmm..." Amy überlegte. "Naja es werden hauptsächlich Freunde und Kunden von Dad kommen. Auf den ersten Blick wirst du wahrscheinlich denken, dass wir totale Spießer sind, aber die sind eigentlich alle immer ganz entspannt und nett." sie lächelte und versuchte wahrscheinlich mich zu beruhigen. Was allerdings nicht funktionierte. Ich nickte dementsprechend nur als Antwort und biss mir nervös auf der Unterlippe rum. "Du brauchst dir echt keine Sorgen zu machen. Vermutlich lässt dich Chase eh keine Sekunde aus den Augen." sie grinste breit. Chase. Alleine bei Nennung seines Namens kribbelte es schrecklich in meinem Bauch. Es wird wahrscheinlich seltsam, wenn wir plötzlich wieder alleine wären.

Nach kurzer Fahrt kamen wir bei den Santinos zu Hause an. Amy und ich stiegen aus, ich nahm meine Tasche vom Rücksitz und wir gingen ins Haus. Servicemitarbeiter liefen im Haus umher und bereiteten alles vor. Gabrielle sah genauso hübsch und selbstbewusst aus wie ich sie vom ersten Treffen in Erinnerung hatte. Sie kam uns aus dem Wohnzimmer entgegen und umarmt mich herzlich. "Schön, dass du schon so früh kommen konntest Mary." "Ich muss mich für die Einladung bedanken, das ist wirklich sehr lieb." "Glaub mir du bist ein gern gesehener Gast hier Mary, aber fühl dich bitte wie zu Hause und meld dich einfach, falls etwas ist, ja?" sie lächelte mich warm an und ich fragte mich, wie ein Mensch so perfekt sein konnte? "Mum hast du zufällig was Passendes für Mary zum Anziehen? Chase hat ihr nicht Bescheid gesagt, worum es heute geht." Ich wollte schon protestieren, da fing Gabi sofort an zu strahlen. "Natürlich! Sieh bei mir im Ankleidezimmer nach Liebling, der graue Kleidersack, da müsste was Passendes drin sein." sie zwinkerte uns zu und wandte sich, dann zum Gehen da sie von einer Servicekraft gerufen wurde. Mittlerweile hatte ich nämlich auch erfahren das Gabrielle eine ziemlich begabte Designerin war und Michael eine Architekturagentur leitete. Beide waren brilliant in dem was sie Taten. "Ich kann auch einfach was Altes von dir anziehen Amy.", sagte ich verlegen. "Quatsch, Mum spricht schon seit Wochen davon das sie einige Kleider aus ihrer letzten Kollektion nicht loswird. Wenn sie sagt, du ziehst das Kleid an, dann ziehst du es an." grinsend zog Amy mich an der Hand hinter sich her nach oben. Dort kam uns Michael entgegen. "Na ihr zwei?" er lächelte, als er uns sah. "Schön dich wiederzusehen Mary." "Danke, das ich überhaupt kommen durfte." lächelte ich und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. "Ist doch selbstverständlich." Michael zwinkerte mir zu. "Wo hast du deinen Bruder gelassen Amy?" "Der ist noch beim Training, müsste aber pünktlich kommen." "Na davon gehe ich mal stark aus." grinsend ging Michael, um vermutlich seiner Frau bei den restlichen Vorbereitungen zu helfen. Amy kicherte leise und ging dann in ihr Zimmer. "Was hat er denn damit gemeint?", fragte ich verwirrt und beeilte mich ihr zu folgen. "Ist das nicht klar?" wissend grinste sie mich an. "Nicht so richtig?" ich lachte etwas verunsichert. "Chase redet seit Tagen von nichts anderem, als das du heute da sein wirst. Er hasst diese Partys normalerweise, aber irgendwie konnte er heute nicht abwarten." sie schmunzelte und mir stieg sofort die Röte ins Gesicht. Amy lachte. "Oh man ihr zwei seid zum Knutschen. Aber los jetzt, wir haben nicht mehr viel Zeit."

"Nein Amy. Vergiss es." Ich hatte den Kleidersack geöffnet, den sie mir gebracht hatte. Auf dem Bügel hing ein rosé farbenes Haut enges Satin Kleid mit Spaghetti Trägern, die sich über dem Rücken kreuzten. "Warum denn? Gefällt es dir nicht?" skeptisch sah Amy mich an. Sie steckte bereits in einem wunderschönen Schulterfreien und bodenlangen Traum aus schwarz. Der Schlitz der jedoch zwei Drittel ihres Oberschenkels zeigte, wäre mir persönlich bereits zu viel gewesen. "Nein es ist wunderschön, genau das ist ja das Problem." "Zieh es einfach an. Es wird dir stehen, du hast eine tolle Figur." sprach sie mir ermutigend zu. Unsicher sah ich wieder das Kleid an. "Mach schon." grinsend nahm Amy das Kleid vom Bügel und half mir dann beim Anziehen. Ich hatte noch nie so ein wunderschönes Kleid in meinem Leben getragen. Es war wirklich hauteng und bodenlang, auch mit hohen Schuhen von Amy. Ich sah mich in Amys Spiegel an. Sie hatte mir die Haare locker hochgesteckt. Einige Strähnen fielen mir ins Gesicht oder hatten sich im Nacken gelöst, aber Amy meinte, das muss so aussehen. Außerdem hatte sie mir ein dezentes Make-up verpasst das genau zum Kleid passte. Ansonsten trug ich keinen Schmuck. "Mum hatte mal wieder recht. Du siehst ziemlich gut aus. Chase wird vermutlich anfangen zu sabbern." Amy lachte leise bei dem Gedanken daran. Ich hingegen verspürte sofort wieder dieses nervöse kribbeln im Bauch. Wir hatten gehört das Chase mittlerweile auch vom Training gekommen war und bereits unten mit seinen Eltern die ersten Gäste begrüßte. "Wie soll ich in dem Kleid denn die Treppe runterkommen?" ängstlich sah ich Amy an. "Fallen würde ich dir nicht empfehlen, es seiden Chase fängt dich wie im Film auf." sie lachte über ihren eigenen Witz. "Amy!", jammerte ich verzweifelt. "Ist ja gut." sie grinste und hob beschwichtigend die Hände. "Raff es vorne einfach etwas hoch und halt dich vorsichtshalber am Geländer fest dann passiert nichts. Ich kann auch vorgehen, wenn du willst." "Okay..." ich nickte leicht und atmete tief durch. "Kein Grund nervös zu sein echt nicht." schmunzelnd hackte sie sich unter und wir gingen zur Treppe. Von unten hörte ich bereits seine Stimme. Chase.

C'est la vie (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt