10. Spaziergang mit Umwegen ⋆

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Nachdem er Tuna und Salmon angewiesen hatte, Pike und Hauki gehen zu lassen, machte sich Zander mit Iris Dan de Lion auf den Weg zum Forelli-Anwesen, das auf der westlichen Seite des Fellmonte lag und wie eine Festung über der Bucht thronte

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Nachdem er Tuna und Salmon angewiesen hatte, Pike und Hauki gehen zu lassen, machte sich Zander mit Iris Dan de Lion auf den Weg zum Forelli-Anwesen, das auf der westlichen Seite des Fellmonte lag und wie eine Festung über der Bucht thronte. Ganz selbstverständlich hielt sie seinen Arm umfasst, ohne ihn dabei wirklich zu berühren, als wären sie ein schüchternes Pärchen aus gutem Hause, das durch den Stockmoder-Park in Myr Paluda flanierte. 

Iris' Auftreten, das mal vornehm zurückhaltend, dann wieder reichlich forsch daherkam, amüsierte ihn. Es war fast, als wüsste sie selbst nicht so genau, wer sie sein wollte: die wilde Furie, die ihn beinahe abgestochen hätte, die professionelle Übersetzerin, die zuverlässig ihre gelernte Arbeit verrichtete, oder das sittsame Adelstöchterchen, das in seiner Freizeit Stoffblumen stickte.

»Also dieses Florfruese, das bedeutet so viel wie Mädchen der Wälder...?«, fragte sie, als hätte sie schon wieder vergessen, wie knapp sie soeben erst einer Katastrophe entkommen war.

Zander nickte geistesabwesend. 

Im Gegensatz zu den Karpis, denen er keinen Mord an einer Unbeteiligten zugetraut hätte, waren die Calamaris in dieser Hinsicht absolut unberechenbar. Besonders jetzt, da die Entscheidung über den Handel mit den Wodlanden vor der Tür stand. Ohne Salmon, der Zander und Tuna nach ihrem Irrtum auf die richtige Kutsche angesetzt hatte, wäre diese ganze Angelegenheit vielleicht nicht so glimpflich ausgegangen. Andererseits... Zander betrachtete Iris' zerrissenes Kleid und den Verband an ihrer Hand. Möglicherweise hatte sie seine Hilfe gar nicht benötigt. 

»Ich weiß, ich sehe furchtbar aus«, seufzte Iris, die seine forschenden Blicke bemerkt und falsch interpretiert haben musste.

Diese Worte wären Zander nicht über die Lippen gekommen. Nicht nur, weil es sich nicht ziemte, sondern weil es auch nicht der Wahrheit entsprach. Iris' Kleid mochte nicht mehr der gängigen Etikette entsprechen, von der Zander ohnehin so viel Ahnung hatte wie ein Goldfisch, aber ihrer fremdländischen Schönheit konnte das nichts anhaben. Ihre blasse Haut und die hellen Haare waren in dieser Gegend ein ungewohnter, aber durchaus willkommener Anblick. 

Es wunderte Zander daher nicht wirklich, dass sie im Hafenviertel in Schwierigkeiten geraten war. In Myr Paluda, in ihrer Heimat Trandafir und in den nördlichen Wodlanden, wo Menschen mit hellen Haaren die Regel und nicht die Ausnahme waren, musste sie weit weniger auffallen. 

Blasshäutige und zart besaitete Adelstöchter waren nicht unbedingt Zanders bevorzugter Geschmack, weder im romantischen noch im beruflichen Sinn; die Frau, die mit wutverzerrtem Gesicht und blutigen Händen aus der Calamari-Kutsche gestiegen war, faszinierte ihn dagegen umso mehr. Allerdings schien sich dieser Teil ihrer Persönlichkeit wieder in die dunklen Untiefen zurückgezogen zu haben, aus denen er stammen musste. 

»Ihr Kleid sieht furchtbar aus«, bemerkte Zander. »Sie selbst sind wirklich glimpflich davongekommen. Im Gegensatz zu Pike.«

»Er hatte es verdient, finden Sie nicht?«, erwiderte Iris schmallippig.

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt