61. Karten auf den Tisch

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Iris zog Zander in eine Mauernische und hätte dabei beinahe eine bauchige Blumenvase mit einem gelben Drachenbaum darin umgestoßen

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Iris zog Zander in eine Mauernische und hätte dabei beinahe eine bauchige Blumenvase mit einem gelben Drachenbaum darin umgestoßen. »Er weiß es«, zischte sie, ohne auf die Pflanze zu achten. »Bei den Göttern, er weiß, dass wir seinen Bruder getötet haben.«

Zander warf einen Blick über seine Schulter, als wollte er sich vergewissern, dass sie alleine waren. »Wir sollten nicht darüber sprechen. Nicht jetzt. Und nicht hier.«

»Was macht das schon?«, gab Iris zurück. Ihre Stimme klang sogar in ihren eigenen Ohren schrill und panisch. »Er weiß doch längst alles.«

Statt einer Antwort umfasste Zander ihre Oberarme. Nicht fest genug, um ihr weh zu tun, aber so fest, dass sie sich ganz automatisch wieder beruhigte. Er beherrschte es ausgesprochen gut, auf dem schmalen Grat zwischen Zudringlichkeit und Fürsorge zu balancieren. »Beruhige dich, Iris«, sagte er sanft. »Baboi kann unmöglich wissen, was geschehen ist. Was das angeht, vertraue ich Fräulein Ondine vollkommen. Vielleicht hat er eine Theorie«, gab er zu. »Aber das ist auch schon alles. Und selbst wenn er wüsste, was aus seinem Bruder geworden ist, darf uns das nicht einschüchtern.«

Iris nickte zaghaft. »Wahrscheinlich hast du recht.«

»Das habe ich«, sagte Zander und ließ seine Hände an ihren Armen entlanggleiten bis sie auf Höhe ihrer Ellenbogen den Halt verloren. »Und weißt du, warum wir uns nicht einschüchtern lassen dürfen?« Er ließ ihr keine Zeit, um zu antworten. »Weil Baboi uns umbringen wollte. Du erinnerst dich doch noch daran, dass er uns seine Schlägertruppe auf den Hals gehetzt hat, oder? Das hätte mich beinahe das Leben gekostet. Vielleicht steckt er sogar hinter dem Anschlag auf Herrn Forelli.«

»Ja, ja, stimmt«, beteuerte Iris und kam sich plötzlich sehr dumm vor.

»Tauro mag ein unschuldiges Kind gewesen sein, als er in die Minen hinuntergestiegen ist«, fuhr Zander fort. »Aber das war er nicht mehr, als wir ihn verhört haben. Er hatte seine Chance und du weißt genau, was er damit gemacht hat.« Schnaubend fügte er hinzu: »Wenn Baboi sich diese Geschichte nicht bloß ausgedacht hat, um uns Angst einzujagen. Zutrauen würde ich ihm das jedenfalls.«

»Ich habe es verstanden«, murmelte Iris, wobei sie vorsichtig den Blick hob. Insgeheim erwartete sie, dass Zander verächtlich auf sie herabsehen würde, wie es wohl die meisten Männer getan hätten, wenn sie mit weiblichen Befindlichkeiten und Gefühlen konfrontiert wurden, aber in den Augen des Unterhändlers leuchtete kein Mitleid, sondern Schalk. 

»Dir gefällt diese Situation«, erkannte Iris staunend.

Zander grinste. »Natürlich. Karten auf den Tisch. Das macht es gleich viel interessanter.«

»Ich fasse es nicht«, hauchte Iris. 

»Na, du musst doch zugeben, dass es zumindest sehr amüsant ist.«

»Oh ja, klar«, entgegnete Iris sarkastisch. »Das hier entspricht genau meiner Vorstellung eines amüsanten Abends.«

»Hab ich mir gedacht«, konterte Zander. »Wer zum Entspannen eine Kneipe wie den Goldenen Hummer aufsucht, für den muss das hier eine reine Wohlfühlkur sein.«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt