24. Widerliche Kreaturen

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Nach einigen Sekunden zerfiel die gleißende Helligkeit aus dem Innern der Futusfera in zahllose kleinere Lichter

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Nach einigen Sekunden zerfiel die gleißende Helligkeit aus dem Innern der Futusfera in zahllose kleinere Lichter. Ein Windzug wehte durch den Raum und löschte die Kerzen. Iris blinzelte, um sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Schatten tanzten wie Aufziehmännchen über die Vorhänge an den Wänden und schienen dabei abwechselnd größer und kleiner zu werden. Im flackernden Lichtschein konnte sie Zanders bleiches Gesicht erkennen. Seine Wangen schimmerten wächsern, seine Stirn glänzte feucht und sein Blick wirkte abwesend. Es stand nicht gut um ihn. Das wusste Iris auch ohne medizinische Kenntnisse oder einschlägige Erfahrungen. Doch was sollte sie tun? Ihr blieb nichts anderes übrig als auf Tuna und Salmon zu hoffen.

Ein weiterer Windstoß fuhr durch den Raum, zerrte an ihrem Kleid und den schweren Vorhängen, was ein unheimliches Rauschen verursachte. Das Geräusch löste etwas in ihr aus. Eine Erinnerung quoll aus ihrem Innern hervor. Sie bieten Dvergur ein Abkommen für 200.000 an? Das sind fast 5 Millionen Rybaler Kronen, hörte sie Rogner Forelli sagen. Seine Stimme schien aus dem Innern der Futusfera zu kommen, die noch immer wirbelnde Lichter an die Wände und auf die Gesichter der Anwesenden warf. Das ist beinahe unter Wert, antwortete Zander, sie fürchten sich vor uns. Dann vernahm Iris ihre eigene Stimme, die sich mit dem Raunen des Sturms mischte: Was hat das zu bedeuten? 

Sie spürte den Wind, der ihr Gesicht streifte, an ihren unversehrten Locken zupfte und mit ihrem Musselinkleid spielte. Es raschelte, als das Papier auf dem Tisch zwischen ihr und Rogner Forelli aufgewirbelt wurde. Die Geräusche und Gefühle waren so echt, dass Iris sich die Augen rieb, um sicherzugehen, dass sie sich noch immer in der Magier-Gilde befand. Doch die tanzenden Lichter spielten mit ihrer Wahrnehmung und der schnelle Wechsel von Licht und Schatten verwirrte ihre Gedanken. Plötzlich befand sie sich tatsächlich wieder im Saal des Forelli-Anwesens, zusammen mit Zander, Rogner Forelli und Gwydion Dan de Potas. Windböen brandeten gegen das Gebäude, ließen das Fensterglas klirren und die Vorhänge flattern. Als sie eine Berührung verspürte, tastete Iris nach der Seidenblume, die in ihrem Haar steckte.

»Das ist sie also, die besagte Seidenblume«, meinte Dan de Potas. Seine Stimme klang, als käme sie vom anderen Ende eines langen Tunnels.

Das Gefühl an Iris' Kopf wurde intensiver und breitete sich aus. Instinktiv fasste sie nach der Blume und zog sie heraus. Hellgrüne Flammen loderten zwischen ihren Fingern hervor, doch sie fühlte keinen Schmerz. Verblüfft sah sie sich nach Dan de Potas um, der seinerseits die Hand ausstreckte, um ihr die Seidenblume abzunehmen. Zander rührte sich dagegen nicht vom Fleck. Er schien zweimal zu existieren. Einmal in ihren Erinnerungen und einmal in der Realität. Einmal gesund und unversehrt und einmal...

Iris' Gedanken brachen ab, als sie die Schatten an den Wänden wahrnahm. Sie kreisten über ihren Köpfen, flatterten umher wie große Fledermäuse mit scharfen Klauen und spitzen Reißzähnen. Dabei stießen sie schrille Schreie aus. Wütende Schreie, wie Kinder, die verzweifelt nach etwas Verbotenem verlangten. Es schien, als hätten sich die Kreaturen aus dem Deckenfresko von Putz und Farbe befreit, um als reale Bedrohung vom Himmel zu steigen. Kreischend tobten sie über Iris' Kopf und zogen ihre Kreise dabei immer enger. Sie hörte das Schaben und Rauschen ihrer ledernen Schwingen und roch den widerlichen Schwefelgestank, der ihnen anhaftete. 

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt