21. Die Haie von Ryba

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Das Bimmeln der Türglocke wiederholte sich und mehrere vermummte Gestalten betraten den Schmuckladen

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Das Bimmeln der Türglocke wiederholte sich und mehrere vermummte Gestalten betraten den Schmuckladen. Sie trugen opulente Masken, wie Iris sie nur von den rauschenden Kostümbällen kannte, die regelmäßig am Hof König Fridurs stattfanden. Im vergangenen Jahr hatte sie sich zu diesem Anlass als schlaue Füchsin verkleidet, wodurch es ihr tatsächlich gelungen war, einen Tanz mit Renard, einem Günstling des Königs, zu ergattern. Von den Masken abgesehen, waren die Männer ganz in schwarz gekleidet, wie die Hohepriester des Jordardt-Tempels in Trandafir. Zwei von ihnen trugen gusseiserne Petroleum-Laternen, die den Laden mit einem unruhig flackernden Licht fluteten. Fast alle waren mit langen Messern, Dolchen oder Pistolen bewaffnet, die verräterische Beulen unter ihren Leibröcken verursachten. 

Iris' hilfloser Blick suchte Zander, der sich nicht einmal umdrehte, sondern das Eintreffen der Vermummten geflissentlich ignorierte. Nein, korrigierte sie sich rasch. Er ignorierte die Männer nicht, sondern beobachtete sie in der Spiegelung der nächstgelegenen Glasvitrine. Iris hatte keine Ahnung, woher sie das wusste, aber plötzlich wurde ihr klar, dass Zander sie nicht allein aus eigennützigen Gründen an diesen Ort geführt hatte. Er schien mit dem Auftauchen der seltsamen Gestalten gerechnet zu haben.

»Zander Arryba!«, erklärte der Mann, der die Verkleideten anführte. Seine Stimme klang dumpf durch die Maske, die lediglich zwei schmale Augenschlitze besaß.

»Und mit wem haben wir die Ehre?«, erwiderte Zander, während er weiterhin so tat, als würde er die Auslagen bewundern. »Die neuen Kettenhunde der Karpis, nehme ich an?«

»Scharfsinnig, aber das habe ich nicht anders erwartet.« 

Die Gruppe der Vermummten teilte sich und ein Mann trat durch das entstehende Spalier. Er war groß und ausgesprochen hager, mit eingefallenen Wangen, einem hervortretenden Adamsapfel und grau melierten Haaren, die ihm bis auf die Schultern fielen. Sein weiter, kurzärmliger Herrenrock war vom dunklen Weinrot der Händler-Gilde. Die Umschläge des Rocks und die darunterliegende Weste waren mit aufwändigen Stickereien verziert, wie Iris sie zu ganz anderen Gelegenheiten an ganz anderen Männern erwartet hätte. An der Knopfleiste der Weste befanden sich mehrere rote Knöppchen, die mit den Edelsteinen in den Vitrinen um die Wette funkelten. 

»Ich habe meinen Vorgesetzten davon überzeugen können, dass seine Familie in Anbetracht der jüngsten Ereignisse ein wenig handfeste Unterstützung brauchen könnte«, erklärte der protzig gekleidete Mann und ließ seinen Blick über die maskierten Gesichter schweifen. »Sie nennen sich Die Haie von Ryba

Zander schmunzelte. »Na, das ist ja mal ein treffender Name.« Er faltete die Hände auf dem Rücken und drehte sich langsam um, als würde er keinerlei Grund zur Eile ausmachen können. »Und wie kann ich Ihnen helfen, Herr Baboi?«

Der Blick des Angesprochenen wanderte zu Iris. »Sie könnten mir Ihre Begleiterin vorstellen. Ich nehme an, dass es sich bei ihr um die neue Übersetzerin der Forelli-Familie handelt, über die man sich in den Straßen der Stadt schon so viel erzählt.« 

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt