46. Willkommen in der Familie

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Schweigen

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Schweigen. So tief und vollkommen, dass Zander die kleinen Härchen in seinen Ohren spüren konnte, die angespannt auf ein erlösendes Geräusch warteten. Sogar die Ziervögel in der Voliere waren verstummt. Sein Blick wanderte zu Iris, die sich die bunte Webdecke bis zur Nase gezogen hatte, als wollte sie gern vollkommen darin verschwinden. Erneut überkam ihn das schlechte Gewissen. In gewisser Weise hatte er ja damit gerechnet, dass Iris' erster Mord mit einer brutalen Geschichte verbunden sein würde, doch die Narben auf ihrem Rücken zeigten deutlich, dass er die Situation unterschätzt hatte. Durch seine ständigen Fragen musste er die Erinnerungen an das grauenhafte Ereignis immer wieder aufs Neue aufgewühlt haben. Wahrscheinlich war es Iris vorgekommen, als hätte er sie absichtlich gequält. Und vielleicht hatte er das auch. Es war ihm jedenfalls wichtiger gewesen, die Wahrheit über sie zu erfahren, als ihre Gefühle zu respektieren. Natürlich nur, um die Familie Forelli vor bösen Überraschungen zu bewahren. Doch damit musste jetzt Schluss sein. Iris war keine Gefahr, die er von den Forellis fernhalten musste, eher jemand, der selbst Schutz benötigte.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Anchois. Der Klang ihrer Stimme schmerzte in Zanders Ohren. »Wie können diese...« Sie verzog angewidert das Gesicht. »... Ungeheuer die Novomagica sein

Cyan nickte, als hätte er diese Frage schon erwartet. »Weil die Novomagica eigentlich gar nicht existiert«, erklärte er. »Alle magischen Kräfte, alle Zauber und Verwandlungen sind das Werk dieser Kreaturen.« Er erhob sich aus seinem Sessel. Anscheinend konnte er nicht länger stillsitzen. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber die ganze Novomagica ist eigentlich nicht mehr als eine Anleitung zur Anrufung verschiedener Kreaturen und zugleich eine Sammlung von Techniken, die benutzt werden können, um sie zur Kooperation zu überreden.«

»Überreden?«, hakte Zander nach. »Heißt das, ihr Magier verhandelt mit diesen Geschöpfen?«

Cyan trat hinter seinen Sessel, fasste die Lehne mit beiden Händen und stützte sich schwer darauf. »So ist es.« Er spähte zur Fensterfront hinaus. »Diese Wesen lassen sich ihre Dienstleistungen teuer bezahlen.«

»Und womit?«, wollte Zander wissen. Es fiel ihm schwer, Cyan zu glauben, aber er wollte sich zumindest vorerst darauf einlassen.

Cyan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Alles mögliche. Manche wollen nur, dass man auf die Knie geht und sie anbetet. Andere verlangen Gold und Diamanten.« Er lächelte schief. »Es gibt einen Grund dafür, warum die Preise der Magier-Gilde so extrem hoch sind. Einen Grund jenseits von Dan de Potas' Raffgier.«

Zander bemerkte ein Zucken in Cyans Mundwinkel, als wollte sich ein störrischer Muskel seinen Anweisungen widersetzen. Bevor er jedoch darauf eingehen konnte, meldete sich Iris zu Wort.

»Bedeutet das auch, dass du die Sprache dieser Geschöpfe sprichst?« Nachdem die Worte heraus waren, zog sie sich die Decke schnell wieder bis zur Nase.

»Diese Geschöpfe sehen vielleicht nicht so aus, aber sie sprechen alle Sprachen Materras«, antwortete Cyan. »Ich denke inzwischen, dass es sich bei ihnen tatsächlich um göttliche Kreaturen handeln könnte.«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt