19. Falscher Nöck

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Der nördliche Teil der Hafenpromenade beherbergte die privaten und freien Reedereien und Werften der Stadt

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Der nördliche Teil der Hafenpromenade beherbergte die privaten und freien Reedereien und Werften der Stadt. Die Forelli-Werft war eine große, hermetisch abgeschirmte Halle aus Holz und Backstein, die rund um die Uhr von bewaffneten Söldnern bewacht wurde. Niemand sollte einen Blick auf die zukünftige Handelsschiff-Flotte erhaschen, die der Rybaler Stadtanzeiger einmal großspurig die Zukunft der Seeschifffahrt genannt hatte. Erst recht nicht die Konkurrenz, die ganz ähnliche Schutzmaßnahmen getroffen hatte. 

Der Schiffsbau war ein Rennen gegen die Zeit und den technischen Fortschritt, der in den letzten Jahren immer schneller voranzuschreiten schien, wie ein außer Kontrolle geratenes Vapobil auf einer abschüssigen Piste. Zander versuchte, mit den Entwicklungen Schritt zu halten, doch das war fast unmöglich. Beinahe täglich schienen die hochgelobten Architekten neue Ideen zu entwickeln, wie die Fahrten über den Ozean noch zu erleichtern oder zu beschleunigen seien. Fünf Rahsegel, eisenverstärkte Rümpfe und Masten, Stahlseile für die Takelung, Winden und Dampfmaschinen zur Erleichterung der Arbeit an und unter Deck - alles schien plötzlich möglich zu sein. 

Dementsprechend lagen in diesem Teil des Hafens einige beeindruckende Segler am Kai: Dreimastschiffe mit vollständiger Betakelung, die der einzigen königlichen Reederei mit Lizenz in Ryba angehörten, schratgetakelte Schoner mit den Wappen der Gilden, die aufgrund ihrer überlegenen Schnelligkeit zu Kurierzwecken eingesetzt wurden, schlichte Koggen und Fleuten, die sich durch ihre hohe Ladefähigkeit und ihren geringen Tiefgang perfekt als Handelsschiffe eigneten. 

Die meisten dieser Schiffe segelten westwärts zu den fernen Kolonien Materras, zu fremden Handelspartnern in südlichen Regionen oder in gänzlich unerforschte Gefilde. Die Suche nach dem Ende der Welt war im vollen Gange. Jedes Land wollte das erste sein, das dort ankam, um Ruhm und Ehre und einen Platz in den Geschichtsbüchern einzuheimsen. Auch König Fridur hatte sich dieses hehre Ziel auf die Flagge geschrieben: die Seeteufel, die regelmäßig in Myr Ryba einlief, verbrachte viel Zeit auf See mit der Suche nach dem Unbekannten. Derzeit lag sie jedoch auf dem Schwimmdock der königlichen Reederei, das sich vom Hafen aus nicht einsehen ließ. 

»Was ist das da hinten?«, fragte Iris neugierig und deutete zu den weißen Kalksteinfelsen am Ausgang der Bucht, die von der Flut umspült wurden. Dahinter lagen mehrere Schiffe vor Anker: zwei schwerfällige Linienschiffe und eine fünfmastige Fregatte. Die Linienschiffe mit ihren gestaffelten Decks und den darüber verteilten durchschlagsstarken Kanonen dienten dem Schutz der Stadt gegen einen Angriff vom Meer aus, auch wenn eine solche Attacke in Anbetracht der rückständigen Schifffahrtsbemühungen der meisten anderen Länder nicht besonders wahrscheinlich erschien. Die Fregatte war dagegen deutlich leichter und schneller, wenngleich als Eindecker konstruiert und daher nicht ganz so stark bewaffnet. Oftmals begleitete sie fremde Schiffe bis zur Bucht oder bot ausfahrenden Schiffen Geleitschutz.

»Kriegsschiffe«, antwortete Tuna. »Unter der Flagge von Ryba.«

Zander nickte. »Die kleinere Fregatte trägt den ehrenvollen Namen Rybala Korunaroga, in Anlehnung an den berühmten Kreuzer des-«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt