47. Duelle und Kuchen

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»Haben wir die Abschriften für das Bankhaus?«, fragte Salmon, während er sich sichtlich bemühte, mit Zander Schritt zu halten

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»Haben wir die Abschriften für das Bankhaus?«, fragte Salmon, während er sich sichtlich bemühte, mit Zander Schritt zu halten.

Zander blätterte durch die lederne Mappe, die so voluminös und schwer war, dass er beide Hände brauchte, um sie zu tragen. Die darin aufbewahrten Dokumente waren halb verwittert und zerfielen bei Luftkontakt zu Staub oder klebten so fest aneinander, dass es beinahe unmöglich war, sie zu trennen. Sie enthielten allerlei testamentarische Abhandlungen und Bestimmungen für den Fall, dass Rogner Forelli etwas zustoßen sollte. Natürlich durfte im Moment noch niemand wissen, wie es um den Patriarchen stand, denn das hätte ihre Chancen auf ein Handelsabkommen mit den Wodlanden zunichte gemacht. Dennoch mussten sie sich informieren, wie sie im Fall einer längeren Abwesenheit des Familienoberhauptes an Geld gelangen konnten. Ohne Sterbeurkunde würden die Banken sein Vermögen jedenfalls nicht rausrücken. Dummerweise hatte Rogner Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, dass seine Kinder oder seine Gattin das ganze Geld für irgendeinen Unsinn verschleuderten. Ein solches Verhalten war schon immer ganz allein sein Privileg gewesen. Dementsprechend hatten Cyan und Enzia lediglich Zugriff auf einen kleinen Teil des Familienvermögens und es war fraglich, wie lange sie davon noch die fälligen Abgaben, sowie die Gehälter aller Arbeiter und Angestellten bezahlen können würden.

Zander fummelte mit den Fingern zwischen den Seiten herum, während sich die Kante der Mappe schmerzhaft in seine Brust bohrte. »Ja, hier sind sie«, triumphierte er schließlich, als er die entsprechenden Dokumente zu fassen bekam. Im gleichen Moment verlor der lederne Einband die Haftung und entglitt seinen Fingern. Die schwere Mappe krachte zu Boden, schlug eine Delle in das teure Marmor und spuckte ihren Inhalt in alle Richtungen.

»Pesk!«, fluchte Zander.

»Brat mir einen Barsch!«, stimmte Salmon mit ein.

Prompt wurde die Tür zu einem der angrenzenden Zimmer aufgerissen. »Na, ich muss doch sehr bitten!«, schimpfte Anchois. »Wenn Sie fluchen wollen, Herr Arryba, gehen Sie doch bitte in den Keller.«

Zander brummte etwas Entschuldigendes. Dabei glitt sein Blick ganz unbeabsichtigt aus dem nächstgelegenen Fenster, von wo aus sich ihnen eine schöne Aussicht auf den Garten und die Orangerie des Forelli-Anwesens bot. Die Zitrusgewächse und Blumenbeete standen derzeit in voller Blüte, was die ganze Anlage mit prächtigen Farben, emsigem Gesumme und honigsüßen Düften erfüllte. Noch interessanter war nur der Anblick von Iris und Tuna, die sich in einer kreisrunden Gartenlaube ein Duell lieferten. Ein ziemlich kurzes Duell, das damit endete, dass Tuna ihrer überforderten Gegnerin die Übungswaffe aus der Hand schlug. Die Klinge flog im hohen Bogen durch die Luft und landete in den Rosenbeeten. 

In den vergangenen Tagen hatte Iris ihnen bereits demonstriert, dass sie ganz gut mit einem Messer umgehen konnte und auch genau wusste, wo sie einen Gegner stechen, schlagen, treten, beißen und kratzen musste, um ihm wehzutun. Sie beherrschte einige simple Selbstverteidigungstechniken, vom allseits beliebten Knie-in-die-Weichteile-rammen bis hin zu einfachen Schulterwürfen und Ellenbogenstößen. Komplexere Techniken, die mehr Körpereinsatz erforderten, waren ihr dagegen weitestgehend fremd. Daher fiel es Tuna nicht schwer, sie mit ihrem rigorosen Kampftraining zu triezen.

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt