70. Lehrstunde

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Iris fühlte Zanders Zunge an ihren Lippen, als wollte er sie necken oder herausfordern

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Iris fühlte Zanders Zunge an ihren Lippen, als wollte er sie necken oder herausfordern. Nach allem, was sie über Zander wusste oder zu wissen glaubte, war das genau seine Art. Sie immer und immer wieder herauszufordern, bis sie sich ihm offenbarte. Warum er das tat, wusste sie nicht. Fest stand für sie nur, dass sie sich zum ersten Mal seit Wochen leicht und frei fühlte. Sie hatte Tunas Ratschlag beherzigt und sich alles von der Seele geredet und es war eine gute Entscheidung gewesen. Dabei spielte es keine Rolle, ob Zander sie wirklich verstand. Zumindest war er nicht vor ihr zurückgewichen, hatte sie nicht verurteilt oder ihr das Gefühl gegeben, schwach und hilflos zu sein. Ganz im Gegenteil. So mutig und stark wie in diesem Moment war sie sich schon lange nicht mehr vorgekommen.

Als Zander ihr Gesicht mit beiden Händen umfasste, öffnete sie ihre Lippen und setzte ihre eigene Zunge ein, um seinen Mund zu erkunden. Es war ungewohnt, auf diese Weise zu küssen. Langsam und tief, als wollten sie schon vor dem eigentlichen Akt ineinander eindringen und miteinander verschmelzen. Zanders gefühlvolle Lippen, seine rauen Hände, sein leicht salziger Geruch und die Wärme, die von seinem Körper ausging - alles vermischte sich zu einem Rausch, der die Nachwirkungen des vergangenen Tages und alle ihre trübsinnigen Gedanken einfach davonspülte.

Betört von diesem Empfindungen, merkte sie kaum, wie er sich aufrichtete, um ihr noch näher zu sein. Dabei zog er sie mit sich auf die Beine. Cyans Herrenrock rutschte von ihren Schultern und fiel in den Sand. Zanders Hände glitten an ihrem Körper entlang, über ihren Rücken, ihre Taille und ihre Hüften. Hatte ihr das Unterkleid vor einigen Stunden noch Sicherheit versprochen, empfand sie es jetzt als überflüssig, sogar regelrecht störend. So wenig sich diese Gefühle für eine Dame ihrer Herkunft auch ziemten, sie wollte seine Berührungen ungehindert genießen können.

Mit jeder Sekunde, die ihr Kuss andauerte, verlor sie mehr ihre anerzogenen Hemmungen. Vorsichtig betastete sie Zanders nackte Brust. Seine Haut war längst getrocknet, aber die feinen Haare, die seine Brust bedeckten, waren noch feucht von seinem Bad im Meer. Sie lehnte sich an ihn, fühlte die Festigkeit seines Körpers und merkte, wie das Verlangen in ihrem Innern dadurch noch stärker wurde. Noch nie hatte sie einen Mann auf diese Weise berührt und noch nie war sie auf diese Weise geküsst und berührt worden. Sie wusste nicht, ob die Männer, mit denen sie bislang das Bett geteilt hatte, nicht gewusst hatten, wie sie eine Frau anfassen mussten oder ob sie sich schlicht nicht genug Mühe gegeben hatten, aber sie tippte auf Letzteres. Inzwischen erinnerte sie sich schon gar nicht mehr daran, was sie je an Männern wie Kaspar Dan de Lignas gefunden hatte. Ihr Leben in Myr Paluda schien in unendlich weite Ferne gerückt zu sein. Es gab nur noch Zander, den Strand, das Meer und den Sonnenaufgang.

Nach einigen Minuten, die viel zu schnell vergingen, lösten sich Zanders Lippen von ihren und wanderten hauchzart an ihrem linken Nasenflügel entlang. Stirn an Stirn verharrten sie und lauschten auf den Atem des jeweils anderen. Das Rauschen des Meeres holte Iris langsam wieder zurück in die Realität. »Was ist los?«, fragte sie. »Warum hast du aufgehört?«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt