26. Der Mühe Lohn

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»Das ist also deine geheimnisvolle Geliebte, der du noch eine Entschuldigung schuldest«, bemerkte Iris, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte

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»Das ist also deine geheimnisvolle Geliebte, der du noch eine Entschuldigung schuldest«, bemerkte Iris, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

»Sie hätte nicht herkommen sollen«, erwiderte Zander, wobei er Iris' milde amüsierten Tonfall bewusst überhörte. Es war ihm zwar nicht unangenehm, dass sie ihn und Sardina zusammen gesehen hatte, aber es wäre ihm dennoch lieber gewesen, wenn seine Geliebte von ihrem spontanen Besuch abgesehen hätte. Andererseits passte dieses Verhalten perfekt zu Sardina. Sie brachte ihn gern bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Verlegenheit. Allerdings hatte ihr unerwartetes Auftauchen auch etwas Gutes: Es hatte ihn zumindest kurzfristig von seinen Schmerzen abgelenkt und ihm demonstriert, dass sie trotz des Rauswurfs noch nicht endgültig genug von ihm hatte.

»Dieser Köter...?«, begann Zander, während er den Raum durchquerte und dabei ein Glas Wasser vom Beistelltisch aufnahm. Doktor Seebader hatte ihm Laudanum gegen die Schmerzen verschrieben, aber er wollte einen klaren Kopf bewahren. Außerdem wusste er, was das Gebräu bei denjenigen anrichtete, die es längerfristig einnahmen und eine Liebe dazu entwickelten, die stärker war als alles, was sich zwischen menschlichen Liebenden entwickeln konnte. »... das ist doch nicht etwa...?«

»Sag' du es mir«, erwiderte Iris, die derweil sein Zimmer begutachtete. Was sie zu sehen bekam, musste sie sehr unbefriedigt zurücklassen, denn Zander hatte sich nicht viel Mühe mit der Einrichtung gegeben und so ziemlich alles von seinem Vorgänger übernommen, von den dunkelroten Vorhängen über die schweren Holzmöbel, die Bialy-Vasen, den tortenförmigen Lüster und die gestreiften Polstermöbel bis zu den Gemälden an den Wänden, die vollgetakelte Piratenschiffe auf stürmischer See zeigten. Die einzige Veränderung, die er bei seinem Einzug vorgenommen hatte, war das Entfernen des Läufers gewesen. Er mochte keine Teppiche. Seine einzigen persönlichen Gegenstände waren die Dinge, die er regelmäßig von den Fischern geschenkt bekam: hübsche Muscheln, antike Münzen, Fossilien, Perlen oder Schmuck. Alles alt und rostig, aber voller Erinnerungen und Geschichten.

»Verdammt«, murmelte Zander, trat ans Fenster und nahm einen Schluck aus seinem Glas. Von hier oben konnte er Hohedamm und einen Teil der Bucht überblicken. Wie jeden Morgen wurden die zurückkehrenden Fischer an den Docks von ihren Frauen und Kindern empfangen. Der Anblick löste etwas in ihm aus, das eine Erinnerung sein mochte, aber vermutlich nur ein Konstrukt seiner verborgenen Fantasien und Sehnsüchte war. »Wir müssen ihn loswerden. So schnell wie möglich. Am besten werfen wir ihn über die Klippen.«

Iris schnappte nach Luft und schlang beschützend die Arme um das hässliche Vieh. »Auf gar keinen Fall!«

»Wenn Sarko Baboi herausfindet, dass sein Köter hier ist-«, sagte Zander, aber Iris schnitt ihm das Wort ab. 

»Was soll er dann machen? Uns bewaffnete Schläger auf den Hals hetzen? Das macht er doch sowieso.«

Zander seufzte und stellte das Glas laut klirrend auf dem Fensterbrett ab. Der Schmerz pochte dumpf unter seinem Schulterblatt. »Dann setz ihn von mir aus irgendwo aus. Hauptsache er verschwindet von hier.«

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt