39. Das Haus der Frauen

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Zander war froh, dass Iris sich wieder gefangen hatte

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Zander war froh, dass Iris sich wieder gefangen hatte. Er wusste, was sie von ihr verlangten und er konnte ahnen, wie hoch die Hindernisse waren, die sie in ihrem Innern zu überwinden hatte. Doch früher oder später würde sie sich ohnehin mit diesen Hemmnissen befassen müssen – und in ihrer aktuellen Lage war früher vermutlich besser als später. Dennoch empfand er so etwas wie Mitleid beim Anblick ihrer seelischen Zerrissenheit. 

Beim Betreten der Rosigen Auster wurden sie von den privaten Wächtern, die Fräulein Ondine zum Schutz ihrer Mädchen beschäftigte, empfangen. Tuna, die manchmal für einen von ihnen einsprang oder zur Stelle war, wenn die Frauen Probleme hatten, wechselte ein paar kameradschaftliche Worte mit den Männern. Derweil hielt sich Iris im Hintergrund, fast wie ein verschrecktes Kind, das seine Umgebung aus der Sicherheit der elterlichen Nähe erkundete. 

Zander konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Fräulein Dan de Lion«, flüsterte er und hielt ihr den Arm hin, sodass sie sich daran festhalten konnte. Iris schien das Angebot aus reiner Gewohnheit anzunehmen, während sie die finster dreinblickenden Männer musterte, die sich soeben über eine von Tunas Anekdoten amüsierten. »Keine Angst«, sagte Zander. »Für Frauen ist die Rosige Auster einer der sichersten Orte in ganz Myr Ryba.«

Iris warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Wirklich?«

Zander nickte. »Was dir im Hafenviertel passiert ist, wäre innerhalb dieser Mauern undenkbar. Wer sich hier nicht an Fräulein Ondines Regeln hält, hat mit ernsten Konsequenzen zu rechnen. Außerdem sind die Frauen, die hier arbeiten, äußerst wehrhaft. Du musst dir also wirklich keine Sorgen machen.« Er nickte Tuna zu und zog Iris durch einen langen Perlenvorhang ins Atrium des Gebäudes. »Du hast doch keine Waffen dabei, oder?«, fragte er, während sie von den klimpernden Perlen eingehüllt wurden. »Waffen sind hier nämlich verboten.«

Iris schüttelte den Kopf. »Nein. Heute nicht.«

Diese Information entlockte Zander ein Lächeln, genau wie Iris' Reaktion beim Anblick des glasüberdachten Innenhofs. Das zweistöckige, von umlaufenden Galerien gesäumte Atrium verströmte mit seinen blühenden Hängegewächsen, edlen Holzmöbeln und farbenfrohen Wandmalereien einen lebhaften Charme. Die frischen Farben, das gedämpfte Licht und der dezente Geruch nach Zedernholz und Vanille verwandelten den Innenhof in eine Art natürliche Oase, in der man sich wunderbar entspannen konnte. Dazu kam das leise Sprudeln und Plätschern des Wasserspiels, das im Zentrum des Hofs installiert war.

»Das soll ein Freudenhaus sein?«, hauchte Iris, offensichtlich völlig überrumpelt.

Zander nickte. »Ist doch ein freudiger Anblick, oder nicht?«

Iris sah ihn an und schien zu überlegen, ob sie ihn für den albernen Witz rügen sollte, doch dann entschied sie sich anders und zog ihn mit sich die Stufen hinunter, die zum Wasserspiel und den umstehenden Polstermöbeln führten. Zwischen den üppigen Liegen und Sesseln standen mehrere Holztische, auf denen Schalen mit exotischen Trauben und Früchten platziert waren. Die zarten Wasserwesen, die das blütenförmige Becken des Springbrunnens umringten, trugen Muscheln und Füllhörner, aus denen eine rosafarbene Flüssigkeit sprudelte. Von früheren Besuchen wusste Zander, dass dieses Getränk sehr zuckrig schmeckte und auch den stärksten Männern schnell zu Kopf stieg. Dennoch hatte der Anblick der nackten Fabelwesen und ihrer weichen, vom süßen Nass umspielten Kurven etwas ausgesprochen Sinnliches.

Die Forelli-Dynastie: Göttliches ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt