Kapitel 1

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,,ICH WERDE GANZ SICHER NICHT AUFS INTERNAT GEHEN!!! DAS KANNST DU VERGESSEN!!" schrie ich so laut ich konnte. Mein Dad saß lässig in seinem schwarzen Schreibtischstuhl, der eher einem Tron diente und schaute mich unbeeindruckt an.

Er schien mich nicht mal richtig zu beachten, da scheinbar irgendetwas auf seinem Computer wichtiger zu sein schien, als seine eigene Tochter. Die Wut in mir brodelte und ich lief rot an. Meine Hände zu Fäusten geballt. Mit einem Zucken im Auge. Ich stand angespannt in dem riesigen Büro meines Dads.
,,Ich habe dich gewarnt Kace, doch du hast meine Warnung wohl nicht allzu ernst genommen." sprach er vor sich hin und schien mich nur aus dem Augenwinkel zu beobachten.

Meinem Dad war ich wohl mittlerweile Egal geworden, so wie er mich auch nur ohne mit der Wimper zu Zucken einfach in ein meilenweit entferntes Internat abschieben konnte.
Mit zusammengepressten Lippen schaute ich ihn an und würde hier am liebsten jetzt alles kurz und klein schlagen.

,,Nur weil ich von der Schule geflogen bin muss man nicht gleich so übertreiben." fauchte ich ihn an.
Ich versuchte etwas ruhiger zu werden, doch man konnte alleine an meiner Haltung und an meiner Stimme erkennen, dass ich gerade kurz vorm explodieren war.
,,Kace, das war bereits die dritte Schule innerhalb von zwei Jahren und ich werde das nicht mehr dulden. Deine freche und aufmüpfige Art ist nicht mehr normal und ich denke, dass du auf einem Internat die besten Chancen hast, dir nochmal ein komplett neues Leben aufzubauen." sagte er nun ziemlich streng und wurde zum Ende hin immer lauter.

Ein neues Leben? Das war doch wohl ein schlechter Scherz. Ich scheiß auf ein neues Leben, das konnte mir gestohlen bleiben. Was nützt mir ein neues Leben, wenn ich immer noch die alte Kace war? Man konnte schliesslich nicht die Vergangenheit vergessen. Außerdem hatte ich nichts gegen mein jetziges Dasein einzuwenden.

Ich lebte einfach wie es mir passte und mir war egal, was andere von mir dachten. Niemand konnte mir was sagen, geschweige denn mein ach so lieber Vater, der wild entschlossen war mich loszuwerden.

,,Hör doch auf so zu tun, als würde es hier um mich und meine Probleme gehen. Es geht hier alleine darum, dass du nicht damit klar kommst, dass ich deine Tochter bin." schrie ich ihm entgegen. Ich hatte praktisch nichts mit meinem Dad gemeinsam. Weder das Aussehen, noch den Charakter. Naja außer vielleicht seine eiskalten, vor Distanziertheit überschwemmten Kristallaugen. Sie waren hellblau und schienen glasklar, wie Diamanten. Wiederum auch nicht, weil man durch sie nichts erkennen konnte. Keine Emotion die er zum Vorschein brachte, keine Trauer, keine Wut und vor allem keine Liebe.

Und so schaute er mich auch jetzt an. Eigentlich nicht nur jetzt, sondern schon seit ein paar Jahren. Seitdem ich nicht mehr seine kleine liebe Tochter war, die alles machte, was er mir sagte.
Ich wusste auch zu diesem Zeitpunkt nicht, ob er gerade vor Wut qualmte, oder ob er traurig über mein Verhalten war.

Über das zweite konnte ich aber auch eigentlich nur Lachen. Als wenn ich ihm auch nur noch irgendwas bedeuten würde. Genau das bekam ich jede einzelne Sekunde in der er mich anschaute zu spüren sowie auch jetzt.
Ein gelangweilter Gesichtsausdruck, dem alles scheißegal war. Sogar seine eigene Tochter.

Er blickte über den Rand des Computers und schaute entschlossen in meine Augen, die seinen fast identisch waren.
,,Du wirst auf das Internat gehen und damit Basta." sagte er streng. Ich konnte nicht glauben, dass er das wirklich durchziehen wollte. Doch leider Gottes kenne ich meinen Vater gut genug, um zu wissen, dass er es todernst meinte.

Nun ließ er seinen Blick wieder zurück zu seinem Computer gleiten und für ihn schien die Diskussion damit beendet zu sein. Ich wollte noch etwas sagen, doch ich wusste genau, dass es alles nur noch schlimmer machen würde. Keine Beleidigungen oder sonst etwas, könnte etwas daran ändern, dass ich morgen um diese Zeit in einem Auto Richtung Nirgendwo sitzen würde, auf dem Weg zu diesem bescheuerten Internat.

Ich wusste nicht, wie ich meine Wut und meinen Frust auslassen sollte und ich musste mich beherrschen nicht auf irgendetwas einzuschlagen.
Stattdessen schrie ich mit all meinem Zorn auf und machte dann auf dem Fers kehrt, um aus dem Büro zu eilen.
Ich hätte es da einfach keine Sekunde länger mehr ausgehalten.

Ich knallte die dunkle Holztür hinter mir zu und stampfte den darauffolgenden Flur entlang.
Ich war immer noch auf 180 und nichts schien mich gerade besänftigen zu können. Ich überlegte, mit was ich mich vielleicht abregen könnte und lief kurz darauf aus unserer riesigen Villa.

Ich ließ das Gebäude mit dem so viele meiner Erinnerungen verbunden waren hinter mir und öffnete mit einem Knopfdruck die riesige Garage, welche an unser Haus angrenzte. Es kamen zwölf Autos zum Vorschein und unter anderem noch ein schwarzes Motorrad, das in der Mitte der großen Halle stand.
Zügig lief ich auf mein Motorrad zu und ließ kurz darauf den Motor aufheulen.

Erst fuhr ich langsam aus der Garage hinaus, doch sobald ich freie Bahn hatte, raste ich mit viel Lärm von unserem Grundstück.
Da es bereits dunkel war, was bei der Uhrzeit auch nicht anders zu erklären war, wurden die Straßen New Yorks immer leerer. Naja eigentlich waren diese nie ganz leer, weswegen ich auch froh war, dass wir nicht ganz in der Innenstadt wohnten. Das war auch eher schlechter vorzustellen, bei dem Anwesen, was wir besaßen.

Die Villa in der ich wohnte, oder eher gewohnt habe, ist schon seit Jahrzehnten im Besitz der Robinsons. Ja und mein Nachname ist wirklich Robinson.
Kacey Robinson...
Ich mochte meinen Namen eigentlich immer, doch er erinnerte mich an meinen Vater, was nicht die beste Laune in mir entfachte.

Ich drückte noch mehr aufs Gas und ließ meine Braunen, fast schwarzen Haare im Wind wehen.
Motorradfahren beruhigte mich eigentlich immer. Ich musste mich auf die Straße konzentrieren, was hieß, dass ich andere Gedanken aus meinem Kopf verbannen konnte und dies klappte meistens auch. Außerdem liebte ich es so schnell fahren zu können wie ich wollte. Es gab mir ein Gefühl von Freiheit, wenn mich der Alltag zu erdrücken drohte.

Doch umso mehr ich darüber nachdachte, wie sehr ich das Motorrad Fahren liebte, umso mehr wurde mir bewusst, dass ich mir dies wohl die nächsten Monate abschminken konnte. Wieder drohte Wut in mir hochzukochen, doch anstatt ihr die Oberhand zu gewährleisten, drückte ich einfach noch doller aufs Gas.

Mit einem Aufheulen des Motors brauste ich weiter durch die Stadt.
Ich würde New York vermissen. Den Trubel, die Hochhäuser und das nie endende Chaos. Durch die Scheibe meines Helmes huschten die verschiedensten Menschen, verschwommen von der Schnelligkeit, an mir vorbei. Ich ließ mich nicht von Ihnen ablenken und fokussierte mich wieder voll aufs Fahren.
Wie ich das nur vermissen werde!

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt