Teil 401 - Samu

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Die nächsten Monate waren hauptsächlich von Arbeit geprägt. Das neue Album stand in den Startlöchern und war bis auf kleinere Ungereimtheiten perfekt. Es musste nicht bis ins letzte Wort, den letzten Ton oder so ausgeklügelt sein und durch seine musikalische Einwandfeiheit glänzen, sondern durch das was es vermitteln sollte. Es ging größten Teils um das wohl am meisten gesuchte und gefürchtetste Gefühl auf Erden: die Liebe. Ich und auch die Jungs konnten das momentan wohl am besten verkörpern. Ja vielleicht war es zu seicht, nicht mehr so rockig wie noch zu Beginn unserer Kariere, doch man entwickelte sich eben weiter und ich empfand diese Entwicklung als positiv. Es würden auch wieder kräftigere Töne unsere Instrumente und Kehlen verlassen, doch genauso wie es war, war 'Heartbreak Century' perfekt. Anna, unsere langjährige Freundin und Fotografin, klügelte ein ausgefallenes, sehr schlichtes Konzept für das Album aus und ich war von Grund auf begeistert davon. Auch die Jungs fanden es klasse und vor allem mit ihr zusammen zu arbeiten war wie immer schön. Sie war für uns alle wie eine kleine Schwester und obwohl sie so jung war, gaben wir ihr gerne die Chance sich zu beweisen und sie hätte es kaum besser machen können. Das Herz, welches wir als Symbol verwendeten, prangerte überall und ich war so stolz auf dieses Herzensprojekt. Genauso empfand es Elena, die eigentlich bei jeder Kleinigkeit darüber mit einbezogen wurde. Es war ihr Schicksal, ihre verstorbene Zwillingsschwester und sie sollte darüber entscheiden, auch wenn es sich um das Album von uns handelte, fühlte es sich gut an, sie so einzubinden. Die Clubtour am Ende des Jahres, wurde Anfang August angekündigt, genauso wie die erste Single, die ihr Debüt in dieser Zeit feierte. Es schlug ein wie eine Bombe. Im Radio wurde 'I help you hate me' rauf und runter gespielt und die Karten für die kleineren Konzerte waren teilweise ziemlich schnell weg. Zwischenzeitlich verbrachte ich viel Zeit mit Promotion, sowie den Fernsehproduktionen von 'Vain elämää' und 'The Voice of Germany'. Es waren tolle Erfahrung und Persönlichkeiten, die ich in dieser Zeit kennen und schätzen lernte. Die finnische Produktion war eine Herzensangelegenheit und es stimmte mich glücklich auch mal Finnisch zu singen. Englisch war normalerweise eingängiger, man konnte mehr damit anfangen und auch international Fuß fassen, doch das Singen auf Finnisch sagte mir auch sehr zu und wir bastelten wirklich schöne Dinge zusammen. Bei 'The Voice' war Mark neu und ich verstand mich mit ihm auf Anhieb. Er hatte genauso viele, wenn nicht sogar mehr, Flausen im Kopf wie ich. Elena begleitete mich, wenn sie Zeit hatte und wieder war ich froh sie an meiner Seite zu wissen. Die letzten Monaten sahen wir uns immer mal wieder sporadisch an den verschiedensten Orten, je nachdem wo wir gerade waren. Es waren regelmäßige Besuche und ich hatte, da ich sowieso so viel um die Ohren hatte und ständig unterwegs war, momentan nicht mal das Gefühl, dass wir wirklich eine Fernbeziehung führten. Natürlich wünschte ich mir, sie öfter zu sehen und anders herum genauso, doch genau in den Momenten, in denen wir uns brauchten, waren füreinander da. Mitte August stand das große Konzert von 'Vain elämää' in der 'Hartwall Areena' in Helsinki an. Elena begleitete meine Mutter und sie schwärmten noch lange davon. Tage danach flogen wir in Richtung Frankfurt. Elena wirkte bedrückt, aber es hielt sich in Grenzen. Mittlerweile war sie nicht mehr in Therapie bei Zola. Ich wusste nicht, ob das so gut war, aber Elena schien sehr zufrieden momentan. Der Gang zum Friedhof war wie immer beklemmend, allerdings spürte ich ganz deutlich, dass es anders war, als noch letztes Jahr an ihrem Geburtstag. Elena war in Trauer, immer noch, ja, aber es war eine andere Trauer. Am Abend redeten wir noch lange darüber und sie schien gut damit klar zu kommen. Es war schön momentan. Wir stärkten uns beide den Rücken. Ich ihr, wenn sie mal wieder viel Akten auf dem Tisch hatte, viel um die Ohren hatte oder wie jetzt nur mal meine starke Schulter brauchte und sie mir, wenn auch ich mal wieder runter kommen musste, nach all dem Trubel. Sie schaffte es immer mich zu beruhigen. Sie glitt zärtlich mit ihren Händen von meinen über meine Arme hoch in meinen Nacken, zwirbelte meine Strähnen dort leicht, glitt zu meinen Wangen, zog mit ihren Daumen Kreise darüber und sah mir einnehmend mit ihren hellblauen Augen in die meinen. Ich verlor mich noch immer in dem tiefen Blau ihrer Iris. Dann hauchte sie mir einen federleichten Kuss auf die Lippen, die sofort zu kribbeln begannen, löste sich wieder und flüsterte, "Ich liebe dich. Ich bin immer da." Es war wie ein Ritual momentan, weil die Zeiten wirklich aufregend und ich aufgedreht war und jedes Mal schaffte sie es mich runterzubringen.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt