Teil 451 - Samu

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Etwas sprachlos sah ich Riku hinterher, stand auf und spurtete ihm nach, wobei ich den Fahrstuhl gerade aufhalten konnte und in Rikus tränenunterlaufene Augen sah. "Lass mich Samu", fauchte er und wischte über seine Augen. "Nein Riku, was zur Hölle ist los? Was ist passiert, dass du so arschig zu Anna bist? Du willst keine Kinder, weil du Neele und Lenja hast? Und was ist mit Annas Wünschen? Ist dir das vollkommen egal? Ist SIE dir vollkommen egal?", wurde ich etwas lauter und funkelte ihn sauer an. "Nein sie ist mir nicht egal", ließ er den Kopf hängen und lehnte sich resigniert an die Rückwand des Fahrstuhls, der langsam im Schacht nach oben glitt. "Was ist das Problem? Ist es wirklich wegen Neele und Lenja?", fragte ich einfühlsamer. Er zuckte mit den Schultern und wog seinen Kopf hin und her. "Komm mal mit", legte ich meinen Arm um ihn und begleitete ihn in sein Hotelzimmer, wo ich uns erstmal zwei Bier aufmachte. So hatte ich Riku seit er Anna hatte gar nicht mehr erlebt. "Ich war echt scheiße zu ihr", fuhr er sich durch sein braunes Haar und stützte sich niedergeschlagen auf seinen Knien ab, "Ich hab sie aus der Wohnung geworfen." Fassungslos sah ich ihn an, "Du hast bitte was?" - "Vor einigen Wochen hat Anna mit dem Kinderkram angefangen und ich ... ich hab es einfach versucht zu ignorieren und sie hat es wieder etwas sein lassen, aber seit dem musste ich die ganze Zeit daran denken und sie offensichtlich auch, auch wenn sie nichts mehr gesagt hat. Kurz bevor wir los sind ... scheiße wir haben uns gestritten und sie hat mir eine geklatscht. Sie hat sich sofort entschuldigt und ich bin nicht mal böse deswegen, es war ja irgendwie zurecht, weil ich sie so vernachlässigt habe. Ich hab sie angeschrien, dass ich mit jemandem wie ihr sowieso keine Kinder haben wolle und hab sie rausgeworfen", flossen nun ein paar Tränen seine Wangen herunter. "Fuck Riku, was ist nur los bei euch?", reichte ich ihm eine Packung Taschentücher und sah ihn mitleidig an. "Anna ist das Beste was mir passiert ist. Sie ... sie ist wundervoll und ich liebe sie von ganzem Herzen. Es bedeutet mir wahnsinnig viel, dass sie hier her gezogen ist, dass sie sich für mich hier her versetzen lassen hat und auch ... ja auch dass sie mit mir Kinder haben möchte bedeutet mir viel", schnaufte er leise aus. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und wusste gar nicht mehr was er damit meinte. Es bedeutete ihm viel, dass sie Kinder wollte, und er selbst wollte das nicht? "Ich ... ich liebe Lenja und Neele. Sie sind wundervoll und ich liebe Kinder. Es freut mich so für Sami und dich, dass ihr das auch erleben dürft, nur ... ich weiß nicht ob ich das ... mit Anna, ach fuck keine Ahnung", stotterte er herum. "Was stört dich daran? Willst du wirklich keine Kinder mit ihr? Willst du Anna dadurch verlieren? Sie liebt dich, aber es scheint ihr Wunsch zu sein auch selbst Kinder in die Welt zu setzen. Glaubst du sie kann den Wunsch für dich hinten an stellen?" - "Ich ... ich bin doch schon viel zu alt für Kinder und ... scheiße ich hab Angst, dass es so wird wie bei Melina und mir. Ich will Anna nicht verlieren", sah er mich von schräg unten durch seine blau-grauen Augen an. Daher wehte also der Wind. "Aber Anna ist doch nicht Melina", begann ich, doch er unterbrach mich sofort. "Nein ist sie nicht, aber ... ein Kind verändert alles. Bevor die Kinder da waren, war Melina doch auch so offen wie Anna. Sie hat auf ihren eigenen Beinen gestanden, hat gearbeitet, war lebensfroh und dann kamen die Kinder und sie hat sich zurückgelehnt. Ihre Ambitionen sausen lassen und unsere Beziehung schleifen lassen. Ich will das nicht noch einmal. Ich liebe Anna und ich weiß, dass sie nicht so ist wie Melina, aber ... scheiße ich hab einfach Angst davor. Angst, dass sich alles verändert und ich am Schluss wieder alleine da stehe", rückte er nun doch mit der Sprache raus. Resigniert rieb er sich über die Schläfen und leerte sein Bier. "Rede mit Anna darüber Riku. Du bist doch nicht zu alt und Anna ist nicht wie Melina. Ganz und gar nicht. Melina war nicht so wie Anna am Anfang. Sie hatte nie solches Engagement in ihrem Job und die Kinder kamen ihr gelegen. Du kannst doch das mit Anna nicht aufs Spiel setzen. Du musst ihr das sagen, was dich zu so einer Entscheidung kommen lässt. Willst du denn wirklich keine Kinder mehr? Mit Anna?", fragte ich vorsichtig und wartete seine Reaktion ab. "Doch ... es ... wenn ich mir überlege so eine Anna im Miniformat auf dem Arm zu haben, da ... doch das will ich doch auch und es wäre sicherlich schön, aber doch nicht jetzt und ... ich will nicht, dass das zwischen uns einschläft. Mit Kindern ist diese ganze Zweisamkeit einfach nicht mehr so möglich Hapa. Das werden du und Elena früher oder später auch noch merken." - "Aber das mit der Beziehung ist doch immer zweiseitig. Du hast deine Lehre aus der mit Melina gezogen und kannst es mit Anna besser machen. Sie hat doch sicher auch nicht gesagt, dass ihr sofort anfangen sollt mit dem Kinder kriegen, doch man muss auch darüber reden", klopfte ich ihm auf die Schulter. "Ach fuck ich fühle mich damit einfach so unbeholfen und ich hab so Schiss morgen heim zu kommen, nach ... nach diesem blöden Streit. Wir haben seit einem Monat nicht mehr miteinander geschlafen deswegen und seit einer Woche nicht mehr miteinander geredet. Ich bin so ein Idiot, dabei ...", wollte er einen neuen Satz beginnen, doch hörte sofort wieder auf um weiter das Etikett seiner leeren Bierflasche abzuknibbeln. "Dabei?", zog ich meine Augenbrauen in die Stirn.

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt