Teil 444 - Elena

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Die Einzelheiten mit Lauri Virtanen waren schnell unter Dach und Fach, weswegen ich mit meiner Kündigung in der Hand am Ende dieser aufreibenden Woche vor dem Büro von Paul stand. Am Vorabend hatte ich mit meinen Eltern telefoniert und ihnen von meinen Umzugsplänen erzählt. Sie waren wie immer wundervoll und ich war ihnen einfach nur unglaublich dankbar dafür. Doch nun hielt ich meine Kündigung in der Hand. Ich konnte das nicht einfach so wortlos einschicken, sondern musste persönlich vorsprechen bei Paul. Die Kanzlei war mir wichtig geworden, ich hatte tolle Menschen hier kennen gelernt und hatte ein derartiges Vertrauen von Seiten aller Angestellter, dass mir sogar eine Partnerschaft angeboten wurde. Weder Jasmin, noch Sylvia hatte ich bisher etwas davon gesagt, denn die beiden waren mir sehr ans Herz gewachsen, aber so einfach es sich eigentlich für mich anfühlte endlich mein Leben hier gehen zu lassen und eine gemeinsame Zukunft mit Samu einzuschlagen, so schwer fiel es mir gerade. "Herein", sagte Paul, ehe ich die Tür öffnete und mit einem gequälten Lächeln herein ging. "Ach hey. Was kann ich denn für dich tun?", stand Paul freudig auf und kam auf mich zu. "Hi. Ich ... hättest du ein paar Minuten?", fragte ich etwas schüchtern. Er nickte und bat mich auf das Sofa. Den Umschlag mit meiner Kündigung ließ ich durch meine Finger gleiten. "Deine Kündigung?", machte Paul eine Kopfbewegung in Richtung dieser in meiner Hand, weswegen ich etwas erstaunt zusammenzuckte und trocken schluckte. "Jetzt schau nicht so", lächelte er, rückte etwas näher zu mir, nahm mir den Umschlag aus der Hand, legte diesen auf den Couchtisch und griff nach meinen Händen, wobei sein Blick an meinem Verlobungsring hängen blieb. "Ich bin ja nicht blöd und kann eins und eins zusammen zählen", zwinkerte er mir zu und ließ meine Hände wieder los. Ich lächelte etwas versöhnlich, "Es war wirklich eine schöne Zeit hier und ihr seid mir alle sehr ans Herz gewachsen. Ich hab dir so viel zu verdanken, dass du mir hier diese wahnsinnige Möglichkeit gegeben hast und dass ihr mir so viel Vertrauen für eine Partnerschaft aufgebracht habt. Aber für mich gibt es jetzt auch noch andere Prioritäten, Dinge, denen ich jetzt den Vorrang geben werde." Paul nickte lächelnd, "Ich weiß Elena. Ich hab mir das schon gedacht, als du unser Angebot ausgeschlagen hast und ich von deiner Verlobung wusste. Du bist eine wundervolle Frau, Freundin, Kollegin und Anwältin. Ich weiß ganz sicher, dass du auch ohne diese Kanzlei deinen Weg gehen wirst und ich wünsche dir wirklich von Herzen alles Gute für deine Zukunft." Seine Stimme und seine braunen Rehaugen waren wieder so unglaublich herzlich und warm, so wie ich ihn kennen gelernt hatte. "Dankeschön Paul", schloss ich ihn letztlich in meine Arme und verweilte etwas, ehe wir uns wieder lösten. "Du bist für deinen Erfolg ganz alleine verantwortlich Elena, da musst du mir nicht danken. Und ich bin mir auch sicher, dass du es in Finnland schaffen wirst", nickte er mir aufmunternd zu, was ich zunächst erwiderte, als ich erst merkte, was er da gesagt hatte und meine Gesichtszüge wohl etwas entgleisten. Mit einem kehligen Lachen schüttelte Paul etwas den Kopf, "Ich weiß schon lange, dass du und Samu Haber ein Paar seid. Das wissen die meisten von uns und ich freue mich wirklich für euch, da ihr ganz offensichtlich sehr glücklich miteinander seid. Es tut mir leid, dass ich am Anfang so ein eifersüchtiger Idiot war. So ein Korb bekommt man nicht alle Tage und ich mochte dich sehr gerne, aber man muss auch erkennen wenn man verloren hat. Ich habe das lange nicht so gesehen, bis ich jemanden kennen gelernt habe. Sie hat nichts mit dem ganzen Recht und Jura-Kram zu tun und ich bin so glücklich wie lange nicht mehr. Ich bin nicht mehr eifersüchtig und freue mich aufrichtig für dich. Für euch. Die Liebe kann man nicht kontrollieren, aber wenn man Entscheidungen aus Liebe trifft, dann sind sie doch meistens richtig, oder?" Lächelnd nickte ich und war mehr als froh, dass das hier erstens so harmonisch über die Bühne ging und zweitens, dass sich die Anspannung, die teilweise zwischen Paul und mir noch herrschte sich zum Schluss doch auflöste. "Könnten wir noch über die ... naja die Kündigungsfrist sprechen?", harkte ich vorsichtig nach. "Naja es sind bei dir ja eigentlich zwei Monate, aber ich gehe davon aus, dass du so schnell wie möglich hier weg willst", zwinkerte er mir zu. "So würde ich das jetzt nicht sagen, aber ja schon", lachte ich verlegen auf. "Ich bespreche das noch mit Simon und Jakob, aber ich denke es wird kein Problem sein das zu verkürzen. Wir schreiben deine Stelle sofort aus und du kannst uns noch beim Suchen deines Nachfolgers helfen, würde ich vorschlagen", notierte er sich etwas in seinen Computer und lächelte dann wieder, "Aber einen Ausstand gibt es hoffentlich." - "Natürlich", nickte ich zufrieden und verließ mit einem sehr wohligen Gefühl Pauls Büro. Ich freute mich immer mehr auf Helsinki und Samu!

Beautiful Lifesaver | Samu & Elena (Teil 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt