° Kapitel 19 °

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Luft.
Ich brauche Luft.

Mit einem gewaltigen Ruck riss die Weißhaarige sich von den starken Armen los und schnappte panisch nach Luft. ,,Va-Vater!", keuchte das Mädchen und sprang auf.

Ihr Kopf brummte und alles war schwarz. Ihr Magen drehte sich um und sie schwankte. Plötzlich durchzog sie ein heftiger Stich am linken Oberschenkel. Ihr Bein knickte weg und Jamini fiel.

Noch kurz vor dem Aufprall fing der Schwarzhaarige das Mädchen auf. ,,Akari?", fragte er vorsichtig nach, doch sie gab keine Antwort. Ihre Augen waren geschlossen und sie lag regungslos in seinen Armen. Einfach nur zur Sicherheit checkte er ihren Puls, doch alles schien normal.

Erneut hob er die Schülerin auf seine Arme und lief durch den Wald. Immer wieder warf Aizawa besorgte Blicke auf sie herab und beeilte sich. Es ärgerte ihn unheimlich, dass Akari Hanami geschnappt werden konnte, jedoch Akari Takeru verschwunden war.

Mit dem nächsten Blick zu dem jungen Mädchen in dem zerrissen Kleid und den vielen Verletzungen gewann sein Mitleid. Er konnte sich nicht vorstellen, was dieses Kind alles erlebt hatte. Warum war es ihm nicht früher aufgefallen? All die Verletzungen, diese Verschlossenheit und das komische Verhalten, wenn ihre Familie angesprochen wurde. Es war so offensichtlich und doch hatte es niemand bemerkt.

Vorsichtig und langsam legte er Jamini auf eine Liege des Krankenwagens ab. Er zog sich zurück und überlegte, wie es nun mit ihr weitergehen sollte. Er war schließlich ihr Klassenlehrer und fühlte sich verantwortlich.

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Ihre Augenlider flatternden auf und zu, ihr Mund öffnete sich einen Schlitz breit und ein Keuchen entfuhr ihr. Ihr ganzer Körper fühlte sich taub und schwer an, sie wollte sich kein Stück bewegen.

Völlig ahnungslos huschten ihre Augen durch das schwach beleuchtete Zimmer und nahmen nichts auf. Alles was sie sah, ging an ihr vorbei und nichts machte Sinn. Nichts außer das regelmäßige Ticken.

Tick. Tack. Tick. Tack. Tick. Tack.

Sie fixierte die runde Scheibe und konzentrierte sich auf das Geräusch. Es war das einzige was sie hören konnte und deshalb lag ihre Konzentration vollkommen darauf. Weder beunruhigte es sie, noch ließ es sie entspannen. Das Ticken war einfach nur da.

Eine Uhr.

Plötzlich konnte sie wieder denken und den Zeiger ruckartig bewegen sehen. Sie konnte die Zahlen auch erkennen und stellte fest, dass es entweder 16:43 Uhr und 32 Sekunden oder 04:43 Uhr und 32 Sekunden war.

Ihre Pupillen wanderten zu dem Licht und sie stellte fest, dass es sich um Fenster handelte. Vorhänge waren teilweise zugezogen, doch vereinzelt drangen Sonnenstrahlen hindurch in den Raum.

16:44 Uhr also. Haben wir Sommer oder warum ist es noch so hell?

Ohne sich weiter damit zu befassen sah sie sich das Nächste an. Eine dunkelgrüne Tür, welche der Durchgang einer weißen Wand war. Sie wirkte irgendwie unpassend in dem kahlen, weißen Raum. Vielleicht lag es auch daran, dass sie noch nicht alles gesehen hatte.

Überrascht nahm sie ein Gefühl war. Es war etwas Warmes an ihrem Bein.

Ist es das Linke oder das Rechte? Irgendwas war doch mit meinem linken Bein. Am Oberschenkel?

Neugierig schielte sie nach unten und entdeckte ein Gesicht. Ein wunderschönes und ruhiges Gesicht mit hellen Augenbrauen und blonden, struppigen Haaren. Der Junge hatte seinen Kopf seitlich auf ihren rechten Oberschenkel gelegt. Sein Arm lag quer über der Decke und irgendwas sagte ihr, dass seine Hand auf ihrem Bauch ruhte.

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt