Schrei.
Und so tat sie es. So laut sie konnte brüllte sie sich die Seele aus dem Leib. Hoffnung, dass ihre Verwirrung übertönt werden würde, trieb sie dazu ihre Stimme noch weiter zu heben. Sie würde alles tun, um dieser Angst zu entkommen, diesen Schmerz loszuwerden.
Ihre Hände trafen immer wieder mit unglaublicher Wucht den grasbewachsenen Boden. So fest sie konnte, schlug sie auf die harte Erde ein. Kaum hatte sie Luft geholt, schrie sie weiter. Sie schrie und schrie, schrie ihre Panik nieder.
Es glich wahrscheinlich eher einem Kreischen und doch hörte sie es kaum. Sie spürte die Schmerzen ihrer Hand, ihres Kopfes und der Wunden. Alles schien so unecht. Nichts drang richtig zu ihr durch, als wäre sie in einer Blase.
Renn.
Ihr Körper bebte. Der Schrei verstummte augenblicklich. Die Stimme drang deutlich durch das Chaos, das Stechen schien gedämpft. Sie hatte sich geirrt, die Stimme klang vertrauenswürdiger, als sie zuerst dachte und doch sträubte sie sich auf sie hören. Als wäre sie der Feind. Es war wie mit dem schwarzen Wasser in ihrer Vision.
Langsam drückte sie ihren Körper nach oben. Ihr Arm knickte weg, das Stechen war unerträglich. Schluchzend beugte sie sich nach vorne, hielt ihre pochende Hand. Ihre Beine hatte sie zu sich ran gezogen, ließ all ihre Tränen fließen. Sie wollte, dass endlich alles ein Ende hatte.
Ihre Stirn ruhte auf dem kalten Gras und doch kühlte ihr Kopf nicht ab. Der Schmerz, das Chaos, alles sollte endlich aufhören, sie wollte doch nur ihre Ruhe. Alles in ihrem Kopf raste und schien sich zu überschlagen, ihr wurde plötzlich schlecht.
Als hätte sich ihr kompletter Magen gedreht. Das Würgen tat ihr unglaublich weh und doch erbrach sie sich völlig unerwartet neben sich. Entleerte voller Schmerzen ihren Bauch.
Steh auf.
Heftig schüttelte sie ihren Kopf. ,,Nein." Ihr ganzer Körper drängte sie dazu sich zu erheben und so drückte sie sich doch langsam nach oben. Sie wollte nicht auf die Stimme hören und doch tat sie, was sie verlangte. Es gab kein Durchatmen, nur die Schmerzen und die Stimme.
Unglaublich wackelig stand sie auf ihren Füßen. Alles in ihr hielt sie im Gleichgewicht, auch wenn sie am liebsten nach hinten umkippen würde. Nichts geschah.
Mit offenem Mund war ihr Kopf zum Himmel gerichtet. Das ewige Nichts erdrückte sie, klemmte sie ein. Viel zu spät bemerkte sie die kalten Tropfen auf ihrer Haut.
Der Regen prasselte auf ihren Körper nieder, doch es löste nichts in ihr aus. Keine Glücksgefühle oder Abneigung, Trauer, Erleichterung, Erschrockenheit. Er war einfach da. So wie sie einfach da war. Es würde keinen Unterschied machen, wenn es jetzt nicht regnen würde. Genauso irrelevant kam sie sich plötzlich vor.
Renn.
Ihr Kopf richtete sich geradeaus, ihre Augen fokussierten das dunkle Schwarz. Ihre Haare hingen ihr ins Gesicht und ihre Kleidung klebte an ihrer Haut.
Ihr rechter Fuß machte wie automatisch einen Schritt nach vorne. Es war in Ordnung und so folgte der andere. Immer weiter lief sie voran, wurde immer schneller. Irgendwann berührten ihre Schuhe für einen kurzen Moment den Boden nicht mehr. Ihre Haare wurden nach hinten geweht. Die nassen Klamotten drückten stärker auf ihre Brüste, ihren Bauch und Oberschenkel.
Sie rannte.Ohne von etwas aufgehalten zu werden, sprintete sie immer weiter geradeaus. Sie dachte an keine Bäume, Büsche, Wurzeln oder Steine. Sie lief einfach immer weiter.
Schließ die Augen.
Und so tat sie es. Es machte keinen Unterschied, sie hatte davor schon nichts gesehen. Ihr Körper leitete sie von ganz allein. Ohne ihre aktive Zustimmung. Sie hatte keinen Einfluss auf ihr Tun. Sie hatte keinen Einfluss auf ihr Leben.
Hatte ich das je?
Der erste deutliche Gedanke, der wirklich von ihr kam. Er wirkte so gleichgültig, dass sie ihn kaum wahrnahm. Auch der Gedanke war einfach nur da, existierte in ihrem Kopf. Ihr Kopf, der plötzlich wie leergefegt wirkte.
Alles war still, nichts war zu hören. Endlose Ruhe. Das, was sie die ganze Zeit wollte. Und jetzt schien es keine Bedeutung zu haben, ob ihr Kopf zu platzen schien, vor Chaos, Schmerzen, Verwirrung oder ob alles Totenstill war. Nichts hatte eine Bedeutung, nur diese Stimme, die sie leitete, ihr den Weg zeigte.
Spring.
Sie stieß sich vom Boden ab. Verlor die Erde unter den Füßen und damit ihren Halt. Bedingungslos war sie der Aufforderung gefolgt.
Auf ihren Sprung hin folgte kein Boden, kein Aufprall. Ihr Sprung ging ins Nichts. Ohne es zu sehen, wusste sie es.
Sie war durch den Wald gerannt, hatte den Weg gesucht und war ihm gefolgt. Sie kannte das Ende des Weges und drehte nicht um. Nein, sie ging immer weiter.
So hatte sie es immer getan. Sie war immer weiter gegangen. Sie war immer aufgestanden, nachdem ihr Vater sie zu Boden geschleudert hatte.
Sie hatte immer ihre Wunden genäht und weiter gemacht, hatte sich nicht stoppen lassen.
Sie hatte immer ihre Gefühle zurückgeschoben und war stark geblieben.
Sie hatte immer gelächelt und nicht geweint.
Und so tat sie es auch jetzt. Mit gehobenen Mundwinkeln war sie am Ende des Weges angekommen. Sie war über die Ziellinie gesprungen und damit die Klippe hinunter.
Alles hat endlich sein Ende.
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Ein Mond unter Sternen
Fanfiction(BakugouXOc) Zwei Spezialitäten und ein Mädchen, doch das ist nicht ihr größtes Problem. Sie selbst würde sagen, dass ihre beiden Macken das kleinste Problem in ihrem Leben sind. Sie hat es sich als Ziel gesetzt eine Heldin zu werden und so nimmt...