Mit einem panischen Gefühl in der Brust schlugen die Flügel genauso heftig wie das Herz vom Jamini. Sie schlängelte sich um die vielen Gebäude, dem Gebrüll immer näher. Ein blutüberströmter Katsuki und ein am Boden liegendener Midoriya mit gebrochenen Armen und Beinen tauchte vor ihren türkis leuchtenden Augen auf und ihr Hals schnürte sich zu.
Von diesem Bild angetrieben bog die Schwarzhaarige scharf nach rechts ab und hielt kurz an, um sich zu orientieren. Sie hörte Schreie und Explosionen, doch zu viel Adrenalin durchströmte ihre Blutbahnen, um die Stimmen zuzuordnen oder zu verstehen. Sie waren da und das keine hundert Meter mehr, das war das einzig Wichtige.
Die Krallen gespreizt flog sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit um die nächste Ecke und traute ihren Augen kaum. Noch in der Luft blieb sie ruckartig stehen und starrte geschockt auf das Szenario. Katsuki und Midoriya kämpften gegeneinander. Dort war kein Shigaraki, keine Schurkenliga, ja sogar mit All for One hatte sie gerechnet, doch es waren nur die beiden.
,,DEKU DU ELENDER, KÄMPF ENDLICH RICHTIG!", brüllte der Blonde und die Panik des Mädchens wandelte sich in Wut um. Sie hatte sich solche Sorgen gemacht, dachte sie würde ihn verlieren, nicht retten können. Sie dachte, jemand wäre hier, um die beiden auszuschalten, doch Katsuki musste, wie ihre anfängliche Vermutung war, seine Stärke beweisen.
Eine heftige Explosion tauchte die kaputte Straße in ein helles Licht und der Grünhaarige schlitterte schreiend mehrere Meter nach hinten. Brüllend ging Katsuki auf den verletzten Midoriya zu, welcher sich schwer atmend erhob.
Ich dachte sie würden entführt oder verletzt werden. Ich dachte die Schurkenliga wollte sie umbringen, doch sie bekämpfen sich nur gegenseitig.
Der Arm des Grünhaarigen begann zu leuchten und Explosionen aus den Händen des Blonden hallten durch die leere Stadt. Brüllend rannten sie aufeinander zu, wie bei ihrem ersten Übungskampf mit All Might, doch hier konnte Jamini etwas tun.
Von ihrem Zorn überwältigt stürmte sie los, spürte jede Faser ihres Körpers beben. ,,HÖRT VERDAMMT NOCHMAL AUF!", schrie sie aus vollem Halse und landete hart zwischen ihren Klassenkameraden. Große Krallen bohrten sich in den Boden und ein rießieger Flügel breitete sich zur Seite aus.
Jamini wollte ihnen ihre Wut an den Kopf knallen. Ihnen ins Gesicht schreien, dass sie doch Kameraden wären, wo ihre Vernunft denn geblieben wäre, was das hier sollte. Sie wollte ihnen ihre Sorge ausschütten und sagen, wie kindisch sie sich doch verhielten und wie gefährlich das hier eigentlich wäre. Sie wollte ihnen ihren Zorn offenbaren, doch lediglich ein tiefes Brüllen drang aus ihrer Kehle.
Weder Katsuki noch Midoriya konnten reagieren, so sehr waren sie in ihrem Wahn, fokussiert den anderen zu besiegen, der Stärkere zu sein. Ein stechender Schmerz durchzog den rechten Flügel und Jamini heulte auf, nicht fähig auch nur ein Wort zu sagen, als hätte sie das Sprechen plötzlich verlernt.
Voller Schock trafen grüne auf rote Augen durch ein klafffendes Loch zwischen blutüberströmten Federn aufeinander. Sie beide hatten die selbe Stelle mit voller Kraft getroffen und diesen Fleck buchstäblich zerfetzt. Ihre Köpfe ruckten nach links zu der riesigen Kreatur, die durch das schwache Mondlicht blau schimmerte.
Blut breitete sich auf dem Boden aus und sowohl der zerstörte Flügel wie der restliche Körper gingen geräuschvoll zu Boden. Heftig hob und senkte sich der gefiederte Rücken und Midoriya fasste sich zuerst. ,,Jamini? Bist das du?", hakte er fassungslos nach und stolperte auf den sechs-Meter-Vogel zu.
Noch tiefer gruben sich die schwarzen Krallen in die Straße, als sich das verwandelte Mädchen wieder erhob. Sie wirkte unglaublich bedrohlich und schien mit ihren türkisenen, leuchtenden Augen pure Wut auszustrahlen. Geschockt starrte Katsuki zurück, noch immer nicht fähig, sich richtig zu bewegen.
Schlapp fiel sein Arm nach unten und er ging schleifend auf das majestätische Wesen zu. Es platschte als er in die Blutlache trat und er hinterließ rote Abdrücke. Mit aufgerissenen Augen blieb er genau vor den riesigen Kopf stehen und konnte die feinen Federn auf der Schnauze erkennen, den Zorn, den ihre Augen ausstrahlten.
,,Wieso bist du dazwischen gegangen? Du bist verletzt, verdammt! Denk doch nach, bevor du sowas dummes machst!", brüllte er und ballte die Hände zu Fäusten. ,,Du dummer Vogel, wieso lässt du ständig zu, dass ich dich verletze, huh? Wieso springst du immer vor mich und denkst dabei nicht an dich? VERDAMMTE SCHEIẞE, WAS SOLL DIESER MIST? HOR AUF DAMIT, KAPIERT? VERDAMMT, LASS DAS, ICH WILL NICHT, DASS DU WEGEN MIR DRAUF GEHST!"
Seine Rufe hallten durch die leeren Gassen und die Luft schien zu zerreißen, so angespannt war dieser Moment. Jamini bleckte ihre spitzen Zähne und knurrte tief, die Ohren hatte sie angelegt. ,,Ich will dich nicht eines Tages verlieren, weil du dich vor mich gestellt hast! Ich will nicht daran Schuld sein, dass noch ein Held verschwindet!"
Tränen hatten sich in seinen Augenwinkeln angesammelt, doch er wollte nicht noch schwächer sein und senkte deshalb wütend den Kopf. Durch seine Unfähigkeit hatte sich der Mensch, der ihm alles bedeutete, zum dritten mal vor ihn gestellt und ihn vor Verletzungen bewahrt. Er war Schuld daran, dass All Might nur noch ein einfacher Mann war, alles weil er so schwach war.
,,Und deshalb lässt du deinen Frust an Midoriya aus? Ich kann doch nicht einfach daneben stehen und zusehen, wie ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagt! Ich werde immer wieder vor dich springen, ich will dich nämlich auch nicht verlieren, kapiert? Das heißt aber noch lange nicht, dass du Schuld an irgendwelchen Verletzungen bist! Ich bin freiwillig, mit dem Wissen, dass ich mir Wunden holen werde, zu dir, um dir zu helfen! All Might ist gekommen, weil er uns retten wollte.
Wärst du lieber drauf gegangen, huh? Willst du deinen Traum aufgeben? Ich weiß, dass du irgendwann einmal Menschen das Leben retten wirst, helfen wirst, so wie du mir geholfen hast und das weiß auch All Might! Die Zukunft braucht dich und deinen unglaublichen Dickkopf, schließlich bist du verdammt stark und diese Welt braucht starke Helden! Hör also auf, dir Vorwürfe über Dinge zu machen, die nicht in deinem Entscheidungsbereich liegen! Wie andere handeln, bestimmst nicht du, aber du kannst dich zusammenreißen und ihnen helfen!"
Schwer atmend starrte Jamini in die roten Iriden, die sie geschockt musterten. Ihr Hals schmerzte nach dem lauten Gebrülle unglaublich und auch ihre angelegten Ohren piepten. Sie ließ ihre, vor Wut hochgezogenen, Schultern sinken und auch ihr Schweif hing schlapp nach unten. Das klaffende Loch ihres Flügels war zugewachsen und neue, dunkle Federn schmückten dieses nun.
Ihr zorniger Blick huschte zu Midoriya, welcher augenblicklich zusammenzuckte und die Schwarzhaarige drehte sich von den beiden weg. Mit schnellen Schritten verschwand sie in einer Gasse und erblickte einen dürren blonden Mann, welcher ihr aus blauen Augen sprachlos entgegenblickte. ,,Ich hab' keine Ahnung, was zwischen Ihnen und Midoriya ist und es geht mich auch nichts an, aber dieser Junge dort ist deswegen ziemlich wütend auf ihn.", sprach sie und ging schließlich an All Might vorbei.
Als Jamini um die nächste Ecke gebogen war, seufzte sie laut auf und verwandelte sich wieder komplett zurück. So sehr war sie noch nie aus ihrer Haut gefahren und doch kam man bei Katsuki kaum anderes an. Sie hoffte, etwas in ihm bewegt zu haben, ihm diese Schuldgefühle leichter gemacht zu haben, schließlich kannte sie dieses Gefühl von Schuld nur zu gut. So sehr sie auch bei ihm bleiben wollte, sie wusste, dass ihre Anwesenheit bei dem Gespräch mit seinem Idol unpassend war.
Völlig aufgewühlt und erschöpft schleifte Jamini sich zurück zum Gebäude der 1-A und erkannte bereits einen wütenden Shouta. Mies gelaunt seufzte sie und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Ihr war gewiss, dass sie gleich eine heftige Standpauke kassieren würde.
Happy Birthday to you, Jamini.
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Ein Mond unter Sternen
Fanfiction(BakugouXOc) Zwei Spezialitäten und ein Mädchen, doch das ist nicht ihr größtes Problem. Sie selbst würde sagen, dass ihre beiden Macken das kleinste Problem in ihrem Leben sind. Sie hat es sich als Ziel gesetzt eine Heldin zu werden und so nimmt...