° Kapitel 30 °

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Das feuchte Gras unter meinen Füßen strahlte in einem unglaublich saftigen Grün. Ich hatte nichts an, doch das war kein Problem. Es war weder jemand zu sehen noch kalt.

Um mich herum war einzig und allein die weiche Wiese und der wolkenlose Himmel. Tief atmete ich die erfrischende Luft ein und schloss dafür meine Augen. Ein befreites, glückliches Lächeln bildete sich auf meinem Mund und ich lief los.

Voller Freude und Zufriedenheit ging ich zuerst durch das knöchelhohe Gras, bis ich schließlich zu rennen begann. Ich rannte ziellos durch das endlos scheinende Feld und fühlte mich dabei so unglaublich frei.

Einzig und allein mein hektischer Atem und das Rascheln der Wiese unter meinen Füßen erfüllten die Stille. Ich schloss meine Augen um diesen Moment in völlen Zügen zu genießen und lief in schnellen und großen Schritten immer weiter gerade aus, ohne Ziel.

Mit einem erschrockenen Keuchen riss ich die Augen auf und streckte die Arme nach vorne aus. Das weiche Gras war plötzlich verschwunden und mein Schritt war ins Leere gegangen. Ich wollte schreien, doch mit der selben Stille wie ich aufgewacht war, fiel ich ins Nichts.

Unter mir befand sich einzig und allein eine bedrohliche Schwärze, in welche ich immer weiter hinein stürzte und kein Ende sah. Jegliches Gefühl von Freude und Freiheit entwich mir und ich starrte mit angstgeweiteten Augen in das große Loch voller Dunkelheit, welches mich immer weiter zu verschlingen schien.

Ein schriller Ton entwich mir, als ich die Flüssigkeit, welche aus meine Augen floss, wegwischte und ein stechender Schmerz durch meine Stirn fuhr. Ich schrie und krisch während ich mir die Hände vor die brennenden Augen drückte. Irgendwas in mir sagte, dass keine Tränen mein komplettes Gesicht bedeckten, sondern Blut.

Bei dem plötzlichen Aufprall verstummte mein Schrei und der Schmerz mit ihm. Ich riss mir die Hände weg und setzte mich auf, spürte das regelmäßige Pochen in meinen Augen. Panisch klammerte ich mich an die weichen Federn unter mir und spürte das leichte Wanken der blauen Kreatur, welches über einem See voll schwarzem Wasser flog. Die Schwärze war ungläubich anziehend, doch gleichzeitig schien es zu grinsen, als wäre es der Tod.

Um mich herum konnte ich den strahlend blauen Himmel erkennen und so auch das ganze Blut an meinen Händen, welches ich hektisch an den blauen Federn abwischte. Ich konnte die dunklen und trotzdem blauen Flügel rechts und links von mir kräftig schlagen sehen und auch das hellere Hinterteil mit dem hellblauen Schwanz, welcher mit dem Körper wankte.

Ich fühlte mich keineswegs gerettet und sicher, doch mich umzudrehen und den Rest der gefiederten Kreatur zu sehen, traute ich mich auch nicht. Mit schlagendem Herz zog ich den Kopf ein, als plötzlich ein Ast über mir hinweghuschte. Ich drehte mich sofort um und drückte mich in die weichen Federn, welche an meiner nackten Haut wie Watte wirkten.

Meine Finger gruben sich tiefer in die Federn und das Tier flog eine Kurve nach der anderen. Ich hob meine Kopf etwas und, neben der Umrandung eines flachen Hinterkopfes und den leichten Wölbung angelegter Ohren, konnte ich in der Dunkelheit die Silhouetten von dichten Bäumen erkennen.

Schnell drückte ich mein Gesicht wieder nach unten atmete hektisch in das Gefieder der Kreatur, welche sich ohne Probleme durch den zugewachsenen Wald schlängelte.

Es fühlte sich so an als würden sich Ranken oder Äste um meine Fußgelenke wickeln und an mir ziehen. Verzweifelt und erneut mit dem unerträglichen Schmerz meiner Augen klammerte ich mich an die Federn und ließ mich nicht von dem Rücken zerren. Ich brüllte und griff fester zu, als ich mit einem Ruck auf den weichen Körper prallte.

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt