° Kapitel 34 °

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Etwas überfordert lächelte Jamini und und brachte ein vorsichtiges ,,Ähm.. Hey" raus. Sie spürte und hörte wie die Person durch das Gebüsch kam und sich, mit den Händen in den Hosentaschen, neben sie setzte und sich anscheinend zurücklehnte. Sie wusste bis gerade nicht, dass wahrscheinlich hinter ihr eine Mauer war.

,,Jetzt erzähl mal, was machst du hier so allein?", brach die raue und müde Stimme die unangenehme Stille.

Verdammnt, wer ist das? Der kennt mich und ich ihn offensichtlich auch?

Vorsichtig und leicht betend, wirklich eine Wand hinter sich zu haben, lehnte die Schwarzhaarige sich nach hinten und atmete innerlich erleichtert auf. ,,Ich.. bin öfters hier, ist schön ruhig, hier kommt eigentlich niemand her.", sprach sie etwas zögerlich und mied jeden Augenkontakt.

Ich muss aussehen wie eine Bekiffte. Wenn ich doch nur wüsste, wer das ist. Die Stimme kommt mir so bekannt vor.

,,Stimmt.", murmelte der Junge und schien sich umzusehen. ,,Ist lange her, Mäuschen, ganz schön viel passiert.", fügte er fast abwesend hinzu und Jamini riss etwas die Augen auf.

Mäuschen? Hitoshi? Darauf hätte ich früher kommen können.

Erleichtert über diese Erkenntnis fiel ihr das Sprechen gleich leichter. ,,Ja, hattest wohl leider recht, dass ich was besonderes sei. Ich ziehe Katastrophen förmlich an.", versuchte sie die beklemmende Atmosphäre etwas zu lockern, was glücklicherweise funktionierte. ,,Ich hab' fast immer recht, Mäuschen, das weißt du doch."

Ja, leider Gottes hatte er schon so oft recht. Manches ändert sich wohl nie.

,,Weißt du noch, als wir damals immer an den Strand sind und uns auf die zugewachsene Bank gehockt haben. Der Platz hier sieht dem verdammt ähnlich, oder?" Jamini senkte ihren Kopf und nickte leicht. ,,Ja, stimmt.", hauchte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte. Doch sollte dieser Ort so aussehen, dann war ihr klar, warum sie sich so wohl fühlte. Er musste wie ein kleiner, abgeschottener Fleck im Gestrüpp sein, geschlossen und heimisch.

,,Wir sind immer abgehauen, wenn unsere Eltern irgendein Scheiß geredet haben.", meinte er und die Schwarzhaarige lachte leicht. ,,Ja, und irgendwann hast du mich abgefüllt. Meinen Filmriss werd' ich nie vergessen, ich wusste nichts mehr am nächsten Tag und du hast dich nur kaputt gelacht.", erzählte sie schmunzelnd und lehnte sich wieder an die kühle Wand.

,,Das war der lustigste Abend meines Lebens, du hast echt nichts mehr hinbekommen. Zum Glück hast du bei mir gepennt, deine Eltern hätten dich 'nen Kopf kürzer gemacht.", fügte Hitoshi hinzu und schien über seine Erinnerung zu lachen.

So schlimm ist er doch nicht, was hatte ich immer gegen ihn? Die Zeiten waren eigentlich recht lustig und eine gute Auszeit von allem. Damals habe ich vieles anders gesehen.

,,Ich denke oft an dich, an damals. Du hast dich nicht verändert. Wirkst immer noch so verloren und fehl am Platz." Jamini wusste, dass er sehr direkt war und einem die Wahrheit ins Gesicht sagte, doch sie konnte meistens gut damit umgehen. Jetzt hingegen wusste sie nicht genau, was sie drauf antworten sollte.

Fehl am Platz, verloren

Ich weiß. Ich weiß warum ich hier bin. Ich konnte nie für mich selbst leben, wie soll ich da schon wissen wo ich wirklich hin gehöre.

Eine Erkenntnis, die ihr schon oft in den Sinn gekommen war. Da zu sein, aber keinen Platz gefunden zu haben, normal zu sein, aber nicht hinein zu passen. Vielleicht nannte man solche Leute Außenseiter, aber nicht mal das war sie.

Sie hatte ihre Freunde, ihre Klasse, eine neue Familie und Katsuki. Sie hatte ihren Platz bei ihnen, aber in ihrem Kopf war sie der Mond, der nicht mit den Sternen zusammenpasste. Sie selbst hatte sich nicht gefunden.

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt