° Kapitel 32 °

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Ihre Nervosität machte es ihr nicht einfacher durch die belebten Straßen Musutafu's zu laufen. Sie konzentrierte sich zugleich auf den Weg, als auch auf die Menschen, die sie nicht sehen konnte.

Die nächste rechts. So hat es mir der Mann erklärt.

Jamini musste jemanden nach dem Weg fragen und sich diesen, wie auch den Weg zurück zur Schule merken. Vor wenigen Tagen hatte der Unterricht der UA wieder begonnen und die Schüler lebten in den Gebäuden nebenan. Es kehrte langsam wieder Normalität ein, doch fühlten sich die Leute unsicherer durch All Might's Rücktritt. Er war das Symbol des Friedens und nun musste Endeavor gezwungenermaßen seinen Posten als Nummer Eins übernehmen.

Jamini bog ab und wusste aus eigener Erinnerung, dass die zweite Tür, hinter welcher ein Mann, ähnlich wie die Bodyguards vor den Clubs, stand. Ihr Herz begann lauter zu pochen, als sie dem Mann ihren Name und ihr Anliegen sagte. Sie wurde zu der Person fürs Anmelden gebracht und von dort von einer anderen Person durch die Gänge geleitet.

Ich kann nicht mehr umdrehen.

Mit ungutem Gefühl folgte sie dem Mann. Die letzten Tage ließen ihre Gedanken sie nicht mehr los, sie wollte endlich Gewissheit haben, ihre Frage beantwortet haben. Niemand wusste von ihrem Vorhaben und sie hatte auch nicht vor es jemandem zu erzählen, nicht einmal Katsuki.

,,Sie können jetzt zu ihr, keine Berührungen, klopfen Sie, wenn Sie vor den 15 Minuten gehen wollen. ", wies der Mann sie an und öffnete die scheinbar dicke Stahltür.

Jamini trat ein und spürte den stechenden Blick der Person auf ihr. Langsam ging sie näher, versuchte jedoch nicht einmal den Stuhl zu ertasten, sie blieb einfach stehen.

,,Willst du dich nicht setzen?", fragte eine gebrochene Stimme und Jamini verzog ungewollt ihr Gesicht. Sie ließ ihre Arme baumeln und starrte der Person stumm ins Gesicht, das erste Mal froh darüber nichts zu sehen.

Sie vernahm ein Seufzen und danach die leise Stimme ihrer Mutter, die den Kopf gesenkt hatte: ,,Es scheint ihm geglückt zu sein. Sein Experiment war wohl ein voller Erfolg." Wut bäumte sich in der Schwarzhaarigen auf. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und spuckte die nächsten Worte beinahe aus.

,,War es das wert?" eiskalte Stimmung herrschte in dem kühlen Raum. ,,Waren all die Jahre DAS HIER wert?", wiederholte sie sich und zeigte demonstrierend auf dieses Zimmer. Sie spürte wie ihre Mutter förmlich auf ihrem Stuhl schrumpfte und die Kette ihrer Handschellen fester umgriff.

Zum ersten Mal empfand sie unglaublichen Hass gegenüber dieser Frau. ,,Mein ganzes Leben lang wurde mir nur Hass, Ablehnung und Schmerz von euch gezeigt. War es das überhaupt? Mein Leben? Was von der ganzen Zeit war überhaupt nicht gelogen?" Sie ließ all ihre Wut, ihre Trauer und Frust an der Frau aus, die immer kleiner wurde.

Jamini hatte sich keimen Zentimeter bewegt. ,,Sag es mir, wurde ich für den ganzen Mist hier geboren? Sag es mir, verdammt, ich will endlich die Wahrheit!" Jamini atmete durch, die Frage, die ihr ständig durch den Kopf ging war endlich raus. Der Körper ihrer Mutter begann zu beben und schließlich erfüllte ein Schluchzen den Raum.

Ihre Mutter weinte bitterlich, doch Jamini empfand kein Mitleid. Sie sollte diejenige sein, die vor Tränen nicht atmen konnte. ,,Sag es mir, ja oder nein. Wurde ich nur für den Zweck, All for One's Handlanger zu werden, geboren?"

Jamini würde nicht gehen, ehe sie die Antwort hatte. Sie wollte es endlich wissen. Zwischen einem Schniefen, presste die Frau vor ihr ein leises ,,Ja" heraus.

All der Hass, die Wut, die Trauer, alles in Jamini war mit einem Hauch wie weggeblasen. Sie hatte mit dieser Antwort gerechnet und doch traf es sie wie ein Schlag.

Ich hätte schon immer diesen Weg gehen sollen. Ich war schon immer ein Experiment. Ich hätte schon immer zu den Bösen gehören sollen.

,,Warum?", hauchte sie. ,,Macht? Geld? Drohung? Warum? Was hat es euch gebracht? Was habe ich euch gebracht?" Ihre Stimme war ruhig und leer. Aufeinmal verstand sie nichts mehr. All ihre Erinnerungen mit ihren Eltern schienen falsch, unecht. Als wäre als das nie real gewesen. Doch es war passiert, sie hatte die Schmerzen gespürt, sie hatte die Narben.

,,Es war ein Versprechen.", hörte sie die wimmernde Stimme. Ein zweiter Schlag traf die Schwarzhaarige und die plötzliche Wut ließ sie fast losstürmen. ,,Wir hatten es ihm versprochen, ihm ein Kind zu liefern, dass seine Zwecke erfüllen konnte. Wir hatten ihm versprochen ihm dich zu geben, wenn er-", sie hatte so leise gesprochen, dass ihre Stimme abbrach.

Was war ich wert? Was war es, das er ihnen versprochen hat?

,,Takeru und ich, wir kaum was. Mit kaum Geld und Essen hat er uns in der alten Waldhütte gefunden. Er hat uns Essen gegeben, ein Haus, Arbeit, ein Leben und dafür sollten wir ihm dich versprechen."

Jamini wollte nichts mehr hören, jede Zelle in ihr wollte auf diese Frau stürzen und Rache, doch stattdessen klopfte sie dreimal an der stählernen Tür. Die Frau sprang so gut es ging auf. ,,Jamini, es tut mir leid! Wir hatten keine Wahl! Jamini!"

Ohne irgendwelche Worte ging die Schwarzhaarige an der Wache vorbei und hörte die verzweifelten Rufe hinter ihr. Ihr Blut kochte förmlich und sie machte sich nichts daraus, wenn sie die ein oder andere Person auf der Straße anrempelte.

Ein Versprechen. Ich sollte in ihren Augen wahrscheinlich noch nicht mal da sein. Ich hätte noch nicht einmal existieren sollen, wenn dieser Bastard von All for One nicht wäre. Ich war mein Leben lang eine beschissene Marionette und dass von einem Typen, den ich nicht mal kannte.

Sie stürmte beinahe den Weg zum Schulgelände zurück, so wütend war sie. Sie hatte endlich, was sie wollte und konnte diese beiden Personen nun aus ihrem Leben schließen. Für immer.

Mit schnellen Schritten ging sie auf das Gebäude ihrer Klasse zu, warf die große Tür auf und schlug sie wieder hinter sich zu. Sie spürte die einzelnen Blicke ihrer Klassenkameraden auf sich, die im Gemeinschaftsraum versammelt waren und keinen Ton von sich gaben. Diese ignorierend ging sie den Gang entlang und wollte zur Treppe. Die bekannte Wärme einer bestimmten Person hielt sie jedoch auf.

,,Jamini, bleib stehen!", befahl die Person und man konnte deutlich die Wut hören. Die Angesprochene drehte sich um und fauchte ein zorniges ,,Was".

Shouta kam auf sie zu, doch Jamini sah ihm wahrscheinlich genauso zornig wie er es tat entgegen.  ,,Was denkst du dir dabei, einfach so zu verschwinden? Wo warst du?" Ihre Nerven waren schon lange am Ende und sie wusste, dass sie wahrscheinlich gleich schreien würde, wenn er etwas täte, das ihr nicht passte.

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt