° Kapitel 45 °

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Noch immer müde trat Jamini aus der warmen Dusche und zog sich ihre Unterwäsche, sowie eine einfache Hose und Shirt über. Ihre, durch das Rubbeln mit dem Handtuch, feuchten und struppeligen Haare kämmte sie einmal durch und putzte anschließend die Zähne.

Der Samstag war angebrochen und bis zur Prüfung für die vorläufige Lizenz waren es noch fünf Tage. Jamini machte sich noch immer etwas Sorgen, wegen ihren unentdeckten Macken und noch viel mehr wegen All for One, doch sie war zuversichtlich, dass sie dieses Problem durch Training in den Griff bekommen würde.

Diese emotionale Phase der letzten Wochen ging ihr gehörig auf den Geist, schließlich wollte sie doch stark werden und nicht nur herumheulen. Sie war sich auch ziemlich sicher, dass All for One ein leichteres Spiel haben würde, wenn sie in jegliche Art von Zweifel verfiel und dachte deshalb lieber an eine zuversichtliche Zukunft.

Die Schwarzhaarige mit den dunklen Ohren machte sich auf den Weg zum Frühstück und kam nicht drum herum, an die schöne Nacht mit Katsuki zu denken, als sie den blonden Struppelkopf am Esstisch beim Baku-Squad erblickte. Es war berauschend gewesen und gab ihr die Möglichkeit jede erdenkliche Sekunde ihres Lebens zu genießen.

,,Guten Morgen...", nuschelte Jamini und ließ sich mit ihrem Müsli neben ihren Freund und Mina nieder. Sie hörte den Gesprächen eher zu, als sich daran zu beteiligen, was sie jedoch keinesfalls störte. Sie war sich ziemlich sicher, dass heute ein Gammel-Tag sein würde, denn große Motivation etwas zu machen, hatte sie nicht.

Und so kam es, dass die Schwarzhaarige sich doch tatsächlich das erste Mal an die PS4 traute. Sie hatte mehrere Runden bei Katsuki zugesehen, als er ihr schließlich den Controller hinhielt. ,,Mach du mal.", sagte er und Jamini sah den Blonden überfordert an. ,,Ich hab' sowas noch nie gemacht, ich habe keine Ahnung, was ich machen muss."

,,Umso lustiger wird es für mich.", grinste er und setzte dem Mädchen das Headset auf den Kopf. Mit offenem Mund starrte sie ihn entgeistert an und er blinzelte irritiert mehrmals, bis er schließlich in schallendes Gelächter ausbrach.  ,,Lach nicht so blöd! Wie soll ich die denn tragen, meine Ohren sind auf dem Kopf, du Idiot!", rief Jamimi eingeschnappt, riss sich die Kopfhörer vom Kopf und boxte ihn auf den Arm.

,,Das ist das beste, was ich jemals gesehen habe!", brachte Katsuki zwischen einem tiefen Atemzug raus und wischte sich doch tatsächlich eine Lachträne weg.  ,,Alles gut da drüben?", kam es aus den Kopfhörern und hing sich das Teil einfach um den Hals, hören konnte sie sowieso gut genug. ,,Also Jungs, jetzt mach ich euch fertig!", grinste sie  und laß sich die Steuerung durch, versuchte sich gleichzeitig die Tasten zu merken.

,,Jamini? Katsuki, sie wird dein Level in den Minusbereich ziehen!", rief Denki und das Mädchen schnaubte. ,,Das geht doch gar nicht." Denen würde sie es zeigen.

Leichter gesagt als getan. Nach den ersten paar Sekunden war sie bereits gestorben ohne zu wissen, was passiert war. Sie war ausschließlich in dem zerstörten Gebäude rumgelaufen, als plötzlich Schüsse ertönten und Kirishima freudig auflachte. ,,Du musst sprinten, sonst wird das doch nie was." ,,Mach ich!", protestierte das hilflose Mädchen und hielt die Augen nach Sero, Denki und Kirishima offen.

Sie war gerade um die Ecke gegangen, da brüllte der Blonde aufeinmal los: ,,SCHIEß!" Erschrocken machte Jamini, was er verlangte und durchlöcherte die Wand, bis sie doch tatsächlich Sero einmal traf. Dieser schrie panisch auf und drehte sich springend um.  ,,BLEIB STEHEN!", rief nun auch eine hohe Frauenstimme, doch der Angesprochene brachte sie gnadenlos um.

Frustriert startete Jamini einen dritten Versuch und schlich diesmal. Völlig unter Druck gesetzt von ihrem Freund, der ihr ständig Anweisungen gab, starrte sie konzentriert auf den Bildschirm. Plötzlich ertönten Schritte von rechts und die Panik stieg in ihr. ,,Spring und schieß! Komm schon, Pikachu ist der schlechteste, den musst du kriegen!"

Gehetzt drückte sie irgendwelche Knöpfe, als sie plötzlich etwas geworfen hatte. ,,Oh shit!", meinte Denki und rannte weg. ,,Was hab' ich gemacht?", fragte Jamini überfordert nach. ,,RENN!" brüllte Katsuki und Jamini lief los, doch das im Schneckentempo. Etwas explodierte und 'ExplosionKing has killed ExplosionKing' erschien in der Ecke des Chats.

,,Das war 'ne Granate! Sag doch was!", fuhr die Schwarzhaarige Katsuki an, welcher sie nur auslachte. Auch drang lautes Gelächter aus dem Headset und Jamini schnaubte nur beleidigt. Der Blonde nahm ihr den Controller aus der Hand und spielte diese Runde nun selbst zuende. Fasziniert sah das Mädchen dabei zu wie schnell alles plötzlich geschah und er das Ruder wieder herumriss.

Sie verbrachte einen ziemlich lustigen Tag, bis die Müdigkeit über die hereinbrach. ,,Ich geh' schlafen.", murmelte sie und stand sich streckend auf. Katsuki, der immer noch hochkonzentriert auf den Bildschirm starrte, sprach nur ein gemurmeltes ,,Ich komm dann nach."

Jamini lächelte leicht, war froh, dass er ihre Anwesenheit so genoss und bei ihr sein wollte. Sie musterte seine angespannten Gesichtszüge und wie so oft schon, wurde ihr bewusst, wie sehr sie diesen Jungen liebte. Er war der erste Mensch, den sie an sich heran gelassen hatte, der ihr gezeigt hatte, dass man im Leben nicht immer alleine kämpfen musste. Durch ihn hatte sie gelernt anderen zu vertrauen und vor allem sich selbst zu vertrauen, an sich selbst zu glauben.

Dieser aufbrausende Blondschopf hatte ihr geholfen aus ihrem alten Leben zu kommen, eigene Entscheidung zu treffen, Spaß zu haben und die Trauer herauszulassen. Durch ihn hatte sie neuen Mut, neue Kraft geschöpft. Sie konnte und wollte sich kein Leben mehr ohne ihn an ihrer Seite vorstellen.

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Sich die Augen reibend setzte Jamini sich auf und sah sich in ihrem dunklen Zimmer um. Irritiert stellte sie fest, dass Katsuki nicht neben ihr lag und griff nach ihrem Handy.

02:34 Uhr. Spielen die immernoch?

Das konnte sie sich kaum vorstellen, denn beim besten Willen, der Blonde war keine Nachteule. Jamini setzte ihre Macke ein und zog verwirrt die Brauen zusammen. Er war nicht in seinem Zimmer. Plötzlich bemerkte sie auch, dass Midoriya nicht da war und bekam ein mulmiges Gefühl.

Die Schwarzhaarige stieg aus ihrem Bett und streichelte Maiko kurz über den Kopf. Sie öffnete ihre Tür und trat in den dunklen Flur, brauchte jedoch kein Licht, da sie erstaunlich gut sehen konnte. Unsicher tapste sie die Treppen hinunter, doch finden tat sie keinen der beiden.

Wo sind die nur? Hoffentlich ist nichts passiert.

Jamini wusste wie Katsuki zu Midoriya stand und auch, dass er gerne seine Stärke bewies. Sie stemmte die große Glastür des Gebäudes auf und sah sich genau um, doch auch hier war niemand. Ein lautes Krachen, das für alle anderen vermutlich leise war, drang zu ihr durch und mit aufgerissenen Augen starrte sie die Rauchwolke über einen der Übungsplätze, die als Stadt getarnt waren, an.

Es bestand kein Zweifel, das war Katsuki. Mit schnellen Schritten rannte die Schwarzhaarige los, spielte dabei ihre schlimmste Vermutung im Kopf ab. Shigaraki war hier, schließlich wollte er Midoriya töten und den Blonden auf seine Seite ziehen. Das lange Shirt zerriss, als große Flügel aus ihrem Rücken sprossen und Jamini erhob sich in die Luft. Ein breites Grinsen mit verrückten roten Augen drang in ihre Erinnerungen und ließ sie beschleunigen. Wenn die Schurkenliga hier sein sollte, dann hatten sie zu zweit keine Chance.

Ihr Herz pochte wild in der Brust und ihr wurde bewusst, dass wahrscheinlich niemand, außer ihr, diese Explosion und den Kampf, der dort ausgetragen wurde, mitbekommen hatte. Angst kroch sich ihre Knochen entlang und Jamini drehte sich seitlich, um zwischen zwei Gebäuden entlang zu fliegen.

Ich muss ihnen helfen und zwar schnell!

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt