° Kapitel 43 °

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An weißen Rillen zwischen den hellgrauen Fliesen schlossen sich die vielen Tropfen auf der Wand zusammen und bahnten sich ihren Weg nach unten. Leichter Dampf umgab den nassen Körper des vernarbten Mädchens. Von oben brauste das Wasser auf ihren Kopf hinab und floss rot schimmernd in den Abfluss.

Mit geschlossenen Augen lehnte Jamini sich an die lauwarmen Fliesen und schlug leicht ihren Kopf dagegen. Es brannte unangenehm und die Wunden an ihren Armen pochten regelmäßig. Wie oft konnte ein Mensch an einem halben Tag weinen?

Ihre Hand war zur Faust geballt an ihre Brust gepresst, hinter der ihr Herz von Steinen überschüttet zu sein schien. Immer wieder knallte der schwarzhaarige Kopf leicht gegen die harte Wand, bis die zittrigen Beine des zierlichen Körpers nachgaben und Jamini nach unten glitt.

Das heiße Wasser prasselte auf das zusammengekauerte Mädchen, vermischte sich mit den Tränen und verschwand im Boden. Sie hielt ihre Beine fest umschlungen und versteckte den Kopf zwischen den Knien.

Stumm saß sie da, weinte vor sich hin, ohne für sie erkennbarem Grund. Es tobte keine Angst, Schmerz, Trauer oder Wut in ihr, nicht einmal ein Funken von irgendeinem beklemmendem Gefühl. Einzig und allein der Druck, der ihr das Heben der Brust schwer machte.

Sie hatte genug Gründe um Angst zu haben oder traurig zu sein, sie hatte schon oft Schmerz gespürt und war wütend gewesen. In diesem einsamen Moment wünschte sie sich einen dieser Gründe für die Tränen, doch sie wurde im Stich gelassen.

Ich liebe dich, hörst du? Vergiss das nicht

Unbewusst fuhr ihre Hand zu ihrem Hals und ein angenehmes Kribbeln durchströmte ihren Körper. Sie spürte den federleichten Kuss unter ihren Fingern und die warmen Arme umschlangen ihren Körper von hinten. Ein leichter Herzschlag pochte an ihren Rücken und Jamini schloss genießerisch die Augen.

Ich liebe dich auch.

Die Tränen versiegten und der Schutt auf ihrem Herzen brach auf. Das Atmen wurde leichter und auch die Beine erlangten an Kraft zurück. Jamini stemmte sich hoch und stellte das Wasser ab. Ihre Hand griff nach den Handtuch, welches dem triefenden Haar fast vollständig die Feuchtigkeit entzog.

Schließlich trocknete es noch die von Tropfen bedeckte Haut, welche von jeglichem Dreck und Blut befreit war. Erstaunt betrachtete die Schwarzhaarige die feine Kruste auf ihrem Unterarm. Die Schnitte waren bis auf einen feinen Grind verheilt und jegliche Kratzer an ihrem Körper waren vollständig verschwunden.

Meine Heilkraft scheint sich jetzt auch auf meinen normalen Körper auszuwirken und nicht nur auf meine Flügel.

Der Gedanke an ihre ausbauenden Macken stimmte Jamini ein wenig glücklich. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, es kam ihr so unwirklich vor wieder sehen zu können. Fröhlich gestimmter zog sie sich die dunkle Unterwäsche, die kurze Hose und das lockere Shirt über. Kurz überkam sie der Scham bei dem Gedanken, dass Katsuki ihre Unterwäsche durchwühlt hatte und diese soger passend wählte, während sie hingegen sich immer irgendwas schnappte.

Mit frisch geputzten Zähnen verließ Jamini das Bad und tapste durch die dunklen Flure hin zum Wäscheraum.

Kommt es mir nur so vor, oder sehe ich besser?

Auch das schob sie auf ihre Macken und schlich die leeren Stufen nach oben, vorbei an ihren schlafenden Mitschülerinnen. Leise öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer und schloss dieser wieder hinter sich. Ihr Blick glitt durch ihren Raum und sie sah auf Anhieb ihren blauen Füller auf der Ecke ihres Schreibtisches. Ein leichtes Schnauben entfuhr dem Mädchen bei den Gedanken an ihr verzweifeltes Abtasten, als sie ihn gesucht hatte.

Schließlich wanderten ihre Augen weiter, entdeckten dabei einen schlafenden Katsuki auf ihrem Bett und jegliche negativen Gedanken schienen verdrängt zu werden. Ihre Brauen zogen sich bei dem niedlichen Anblick leicht zusammen und sie schob die Unterlippe etwas vor. Der Blonde lag seitlich zu ihr gedreht und umklammerte eines ihrer Kissen, welches er an sich drückte. Sein Mund war ein Stück weit geöffnet, als er kurz das Gesicht verzog und etwas vor sich hin grummelte, ehe er tief durchatmete und sich wieder entspannte.

Jamini tapste leise auf ihn zu und ging vor ihm die Hocke. Ihre Arme ließ sie auf der weißen Matratze nieder und legte ihr Kinn auf ihnen ab. Aus der Nähe beobachtete sie seine feinen Gesichtszüge, als er den Kopf etwas im Kissen vergrub und etwas nuschelte. ,,Du has' so ein' schönen Körper, Jamini..." Ein Lächeln huschte auf ihre Lippen und sanft fuhr sie ihm durch die Haare.

Katsuki verzog sein Gesicht und schlug anschließend blinzelnd die Lider auf. Jamini zog ihre Mundwinkel noch ein Stück höher und blickte in das trübe Rot. ,,Jamini?", murmelte der Blonde und hob leicht seinen Kopf, ehe er sich über die Augen rieb. Die Schwarzhaarige kicherte leise. ,,Du bist echt niedlich beim Schlafen, weißt du das?"

Katsuki legte das Kissen neben sich, drehte sich auf den Rücken und zog verärgert die Brauen zusammen. ,,Laber keinen Scheiß, ich bin nicht niedlich." Grinsend richtete Jamini sich auf und kniff ihm in die Wange. ,,So süß, du hast sogar im Schlaf geredet und mit meinem Kissen gekuschelt.", neckte sie ihn, als er genervt ihre Hand wegschlug.

Vergügt lächelnd legte sie ein Knie auf den Rand ihres Bettes und beugte sich etwas über den Jungen. Ihre Fingerspitzen fanden Platz auf seinem unteren Bauch, knapp über seinem Hosenbund und wanderten ihn langsam entlang. ,,Du hast so einen schönen Körper, Jamini.", säuselte sie und grinste, als sich ein roter Schimmer um seine Nase bildete, während er ihr leicht verärgert entgegenblickte. ,,Was du wohl geträumt hast... Dir hat wohl gefallen, was du gesehen hast."

Sie spürte wie er seine Bauchmuskeln anspannte und entschied sich dafür Rache zu nehmen für seine Aktion an dem Morgen, nachdem sie total verkatert aufgewacht war. Durchdringend blickte Jamini in seine Augen und beugte sich zu ihm runter. Ihre Brüste drückten auf seine Brust und ihre Hand lag nun flach unter seinem Shirt.

Zaghaft und leicht legte sie ihre Lippen auf seine und er griff augenblicklich nach ihrer Hüfte, die Atmosphäre im Raum schien sich anzuspannen. Sich ein Grinsen verkneifend, wanderte Jamini's Hand ein wenig nach unten und glitt so unter seine Hose und auch unter die Boxer. Ein Keuchen entkam ihm als Jamini leicht über die empfindliche Haut nur wenige Millimeter über seinem Schritt kratzte.

Seine rechte Hand rutschte nach hinten und er packte sie an ihrem Hintern, welchen er sanft zu kneten begann. Fordernd drückte er ihren Körper näher an sich und stupste mit seiner Zunge ihre Lippe an, doch Jamini löste sich plötzlich von ihm. Breit grinsend zog sie ihre Hand zurück und kletterte über den Blonden hinweg, um es sich auf ihrem Bett bequem zu machen.

Mit einem einfachen Handgriff knipste sie das Licht aus und kuschelte sich an ihre Katze. ,,Was soll denn jetzt der Mist, huh? Du kannst doch jetzt nicht einfach-" Jamini unterbrach das Gemecker, indem sie sich zu ihm umdrehte, ihre Lippen kurz auf seine drückte, ein ,,Gute Nacht, Katsuki" murmelte und sich an seine Brust schmiegte, unter der sein Herz wild hämmerte.

Zufrieden und stolz auf sich selbst schloss das Mädchen die Augen und genoss die Wärme des Jungen, der halb unter ihr lag und den Druck auf ihrem Herzen komplett verschwinden ließ. Frei von negativen Gefühlen und Gedanken lagen beide auf der Matratze und lauschten dem Atem des anderen, hielten sich dabei gegenseitig fest.

Ein Mond unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt