49 | Schon wieder Luca

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Unser Umzug stand kurz vor dem Abschluss. Er hatte sich weiter nach hinten verschoben, als es geplant war. Raphael und ich fuhren in den letzten Tagen regelmäßig zu unserer neuen Wohnung, brachten volle Umzugskartons hin und bauten Möbel auf, die wir teils im Fachgeschäft vor Ort gekauft und teils im Internet bestellt hatten.

Mein Freund wollte seine vorherige Wohnung weiterhin behalten und ließ daher fast alle seine Möbel dort stehen. »Wollen wir eine Einweihungsparty machen, wenn wir eingezogen sind?«, fragte ich neugierig. »Damit wir die Wohnung gleich noch mal renovieren dürfen, weil die Jungs hier so viel Chaos veranstalten? Lieber nicht. Lass uns das zu zweit feiern und einfach mal abends essen gehen«, schlug Raphael stattdessen vor.

»Du kannst auch gleich sagen, dass du keine Lust hast. Ich glaube nämlich nicht, dass deine Freunde unser Apartment kurz und klein machen werden«, entgegnete ich schmunzelnd. »So war das nicht gemeint«, wehrte der Halbitaliener ab. Er pausierte kurz. »Aber stimmt schon, eigentlich habe ich keine Lust auf Party.« Wusste ich es doch. »Ist okay für mich. Dann gehen wir eben Essen.«

Es war ein kalter, regnerischer Tag, als ich mich mal wieder auf den Weg in die Uni machte. Ich hatte es tatsächlich bis jetzt durchgezogen. Die anonyme Nachricht von vor ein paar Wochen hatte ich schon längst wieder vergessen. Es folgten auch keine Weiteren und ich vermutete fast schon, dass die Drohung gar nicht mir galt. Zum Glück sah ich Luca kaum noch, da er größtenteils seine Seminare und Vorlesungen zu anderen Zeiten belegt hatte wie ich und wenn, ging ich ihm gezielt aus dem Weg.

Ich ließ eine zweistündige Doppelvorlesung über mich ergehen, bei der ich höllisch aufpassen musste, dass ich nicht einschlief. Nicht weil es so langweilig war, sondern schlicht, weil ich in der letzten Zeit nicht viel geschlafen hatte, was sich nun bemerkbar machte. Ich brauchte nach wie vor etwas Eingewöhnungszeit. Raphael ging es ähnlich. Er war sowieso ein Mensch, der sich viele Gedanken machte und hatte gestern erst erzählt, dass er momentan kaum den Kopf freibekam.

Während ich mich auf den Weg in die Mensa machte, war ich in Gedanken bereits bei meinem morgigen Probearbeitstag. Ich war ziemlich aufgeregt und hoffte sehr, dass sie mich einstellen würden. Ich überquerte die Straße, lief den mit Kieselsteinen überzogenen Weg entlang und betrat kurz darauf das Gebäude, in dem sich die Kantine unserer Uni befand.

Geduldig stellte ich mich in die Warteschlange, bestellte mir ein Reis-Gemüse-Curry sowie ein Dessert und suchte mir einen freien Platz. Ich hatte gerade die Hauptspeise aufgegessen und schaute auf dem Handy ein paar Instagram Stories an, als gegenüber von mir ein Stuhl zurechtgerückt wurde. Ich sah auf und erstarrte.

»Hey! Gut, dass ich dich treffe.« »Was willst du jetzt schon wieder von mir, Luca?«, fragte ich genervt. »Mit dir reden. Du gehst mir ja seit Wochen aus dem Weg«, sagte er bestimmt. »Und das aus gutem Grund«, merkte ich an. »Ich wollte mich noch mal bei dir entschuldigen für das, was ich damals getan habe und wie das alles danach gelaufen ist. Ich hatte mich zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr wohlgefühlt und stand wohl aufgrund von den ganzen Rauschmitteln etwas neben mir. Aber ich habe meinen Fehler eingesehen und will es wiedergutmachen. Ich verzeihe dir, also bitte vergib mir auch und lass uns neu anfangen.«

»Ach und das fällt dir jetzt ein? Was willst du mir eigentlich verzeihen? Dafür gibt es keinen Grund und es gibt auch nichts wiedergutzumachen«, spottete ich abfällig. »Gib mir noch eine zweite Chance und ich werde dir beweisen, dass ich mich geändert habe. Bitte!«, flehte Luca. Entgeistert sah ich ihn an und ließ beinahe meinen Eislöffel fallen. »Machst du Witze? Du hattest mehr als nur eine weitere Chance, weil ich so dumm war und dir vieles vergeben habe. Aber du hast es jedes Mal wieder verkackt. Irgendwo habe auch ich meine Grenze und die hast du überschritten. Mehrmals.«

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt