44 | Überraschungsparty

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Raphael hatte mir wirklich leidgetan, aber es war alles zu seinem Besten. Ich musste relativ lange überlegen, womit ich ihm zum Geburtstag eine Freude machen könnte, denn materielle Dinge hatte er eigentlich genug. In einem, für meinen Geschmack fast schon zu philosophischen Gespräch mit Alex – der vorher sicherlich einiges geraucht hatte und ziemlich high war – meinte er, dass es viel mehr Sinn machen würde, ihm etwas zu schenken, was man nicht kaufen konnte, aber was ihn trotzdem glücklich machte. Und wenn es Raphael an einem mangelte, dann war es Zeit.

In den darauffolgenden Tagen verbrachte ich also meine Freizeit damit, meine Überraschung zu planen und telefonierte dafür regelmäßig mit Joshi, mit dem ich mich bereits vor ein paar Wochen angefreundet hatte. An einem Nachmittag trafen wir uns, um unsere nächsten Schritte zu planen.

»Hast du den Jungs aus Wien schon Bescheid gegeben?«, wollte ich wissen. »Ja und die Berliner wissen es auch. Sale gibt es an die anderen weiter. Wenn Raf fragt, werden alle Jungs sagen, dass sie an dem Abend keine Zeit haben, weil sie als Securitys für eine große Veranstaltung gebucht wurden. In Wirklichkeit werden wir uns aber alle darum kümmern, die Location vorzubereiten«, antwortete er. »Sehr gut. Die Jungs aus Hamburg wissen ebenfalls Bescheid. Wie geht es dann weiter?« Joshi grinste.

»Die Einzige, die für ihn Zeit haben wird, ist seine Schwester. Ich habe Barbara schon eingeweiht. Sie wird dann mit Raphael abends essen gehen, damit er am Abend vor seinem Geburtstag nicht ganz so alleine ist. Am nächsten Tag feiern wir dann noch mal richtig mit ein paar der Jungs und einem Teil von Rafs Familie. Anstatt ihn nach dem Essen zurück ins Hotel zu bringen, verfährt sie sich zufällig, kommt mit ihm zum Scotch Club und -bam!«, er klatschte in die Hände, »wird er von allen seinen Freunden überrascht und wir schmeißen 'ne fette Party.«

»Perfekt! Danke dir, Joshi. Gehen wir gleich noch das andere Geschenk abholen?«, wollte ich wissen. »Klar, kein Ding. Mein Kumpel hat es gestern fertiggestellt.« Nachdem ich das Geschenk hatte, trennten sich unsere Wege wieder und ich fuhr nach Hause. Vorsorglich hatte ich Sales Nummer bekommen, falls etwas Dringendes gab, was wir klären mussten.

Pünktlich zum Abend vor seinem Geburtstag hatten wir alles fertig geschafft. Ich war früh mit Raphaels Freunden aus Berlin angereist und direkt zur Partylocation gefahren. Dann hatten wir alles in stundenlanger Arbeit aufgebaut, dekoriert, Musikanlagen getestet und die Bar sowie das Buffet mit Hilfe der Servicekräfte im Club vorbereitet. Bevor es losging, fuhr ich mit Joshi zu Faridos Wohnung, wo wir uns umzogen und stylten. Ich hatte mich in ein enganliegendes, schulterfreies weißes Kleid geworfen, bei dem ich wusste, dass es Raphael ziemlich gut gefiel.

Joshi wurde regelmäßig von Barbara auf dem Laufenden gehalten. Sie und Raphael sollten um 21 Uhr am »Scotch Club« ankommen. John hatte spontan die Idee, dass sie Raphael auf der Rückfahrt einfach die Augen verbinden sollte, damit er nichts mitbekam. Er fand seine Idee so gut, dass er Barbara extra deswegen anrief. Zum Glück flog unser Plan nicht auf, obwohl der Anruf riskant war. Raphael hätte es jederzeit mitbekommen können und sich gewundert, weshalb seine Schwester mit seinem besten Freund telefonierte.

Eine Minute vor neun begaben wir uns auf Position und schalteten alle Lichter aus. Es dauerte nicht lange, bis die bekannten Stimmen von Barbara und Raphael durch den Eingangsbereich hallten. Er versuchte vermutlich herauszufinden, wo seine Schwester ihn hinschleppte. Als sie schließlich bei uns ankamen, meinte Barbara: »Du kannst das Tuch gleich abnehmen.« Sie zählte von drei runter. Raphael tat wie ihm geheißen. Im selben Moment ging das Licht an und er kniff kurz die Augen zusammen.

»Überraschung!«, riefen wir alle im Chor. Raphael blinzelte ein paar Mal und konnte seinen Augen nicht trauen. Er schlug sich die Hand vor den Mund und fuhr sich danach über den Bart. »Ihr seid unglaublich«, war das Einzige, was Raphaels hervorbrachte. Er schüttelte mit dem Kopf. »Wahnsinn!« Er fiel zuerst seiner Schwester um den Hals und fing danach an, seine Freunde zu begrüßen. Er hatte mich zunächst wie geplant nicht bemerkt, da ich mich etwas versteckt hatte. Agic war da mit seiner Statur genau der Richtige.

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt