Endlich ertönte das erlösende Sirenengeräusch und ein Krankenwagen näherte sich. Mehrere Sanitäter sprangen heraus und liefen auf uns zu. Während drei von ihnen sich um Raphael kümmerten und ihn auf einer Trage in den Krankenwagen brachten, blieb ein vierter bei mir und Abudi. Der junge Sanitäter reichte uns zwei T-Shirts und stellte einige Fragen. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt und bekam gar nicht richtig mit, was er wissen wollte. Irgendwie antwortete ich ihm auf ein paar Fragen, aber ich konnte mich hinterher nicht mehr erinnern, worum es genau ging. Zu groß war meine Sorge um Raphael.
Das Einzige, was ich verstanden hatte, war, dass wir nicht im Rettungswagen mitfahren durften. Es musste alles extrem schnell gehen, da niemand wusste, wie lange mein Freund schon dort lag. Auch die Polizei war inzwischen eingetroffen, suchte den Tatort nach möglichen Spuren ab und befragte uns. Mit den Worten »meine Kollegen haben Herrn Ragucci in die Charité gebracht. Sie können später nachkommen. Vielen Dank nochmal für die schnelle Hilfe, sie haben alles richtig gemacht« verabschiedete sich der Sanitäter schließlich von uns, stieg in sein Auto und fuhr davon.
Mit Abudis Unterstützung ließ ich mich auf einer nahegelegenen Parkbank nieder. Der Adrenalinschub hatte nachgelassen und so glich ich mittlerweile einem nervlichen Wrack. Er setzte sich neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. »Was für 'ne Scheiße«, meinte er schließlich. Er kramte in seiner Westentasche herum und reichte mir ein Taschentuch, welches ich dankbar entgegennahm. Ich schnäuzte mich geräuschvoll.
»Du sagst es. Warum muss das ausgerechnet ihm passieren?«, antwortete ich schluchzend. Abudi wusste darauf auch keine Antwort und schwieg. Jeder starrte vor sich hin und hing seinen Gedanken nach. »Meinst du, wir können ihn später besuchen?«, wollte ich wissen. »Ich hoffe es«, gab Abudi zurück. »Er ist jetzt in guten Händen. Es wird allerdings etwas dauern, bis man alle Folgen feststellen kann.«
Wir bleiben eine ganze Weile sitzen, bis ich irgendwann aufsprang, weil ich es nicht mehr aushielt. »Können wir jetzt bitte zu Raphael fahren? Ich muss wissen, wie es ihm geht und was er hat«, bettelte ich ungeduldig. »Ja, natürlich, ich will es auch unbedingt wissen. Probieren wir es einfach mal. Aber ich fahre. Komm, wir gehen zu meiner Wohnung. Dort steht mein Auto.« Ich war froh, dass Abudi sich bereit erklärte zu fahren, da ich nach wie vor total durch den Wind war.
Etwa 20 Minuten später parkten wir vor der riesigen Klinik. Ich erkundigte mich direkt an der Rezeption nach Raphael und wir wurden in den 1. Stock geschickt. Es hieß, dass wir warten mussten. Raphael würde noch untersucht werden. »Mein Freund wurde vor Kurzem mit mehreren Stichwunden hier eingeliefert. Weiß man schon etwas zu seinem Zustand?«, sprach ich schließlich eine Krankenschwester auf der Station an. Sie fragte nach seinem Namen und ging erstmal fort, um sich bei einem der Ärzte zu erkundigen. Zuvor bat sie uns darum, in der Zwischenzeit auf den Stühlen im Wartebereich Platz zu nehmen.
»Herr Ragucci wurde zunächst in den Schockraum gebracht und anschließend hat der Arzt ein Abdomen-CT durchgeführt. Er hat eine Bluttransfusion bekommen, da er durch die Stichverletzungen viel Blut verloren und sich in einem kritischen Zustand befunden hatte. Sein Kreislauf ist mittlerweile wieder stabil. Zu der Auswertung kann ich Ihnen leider noch keine Informationen mitteilen, da sich das CT aktuell noch in der laufenden Phase befindet. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich mehr weiß«, teilte sie uns mit. Sie ließ uns alleine und verschwand wieder hinter einer der vielen weißen Türen.
»Er hat ein Abdo- was bekommen?«, fragte Abudi irritiert. »Ein Abdomen-CT. Computertomographie. Und Abdomen bedeutet nur, dass die Untersuchung in der Bauchregion erfolgt ist. Mit so einem CT lassen sich Körperstrukturen sehr detailliert darstellen. Außerdem bekommt man Kontrastmittel verabreicht, sodass alle Gewebeschichten und -strukturen noch besser sichtbar sind. Raphael wird in eine Röhre geschoben und dort mit Hilfe von Röntgenstrahlen untersucht. So kann man mehr über seine Verletzung herausfinden, beispielsweise ob irgendwelche Organe beschädigt wurden oder ob innere Blutungen entstanden sind. Im Normalfall geht das ziemlich schnell und man bekommt in kürzester Zeit sehr zuverlässige Informationen«, erklärte ich sachlich.
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In meiner Wolke | 1raf7
FanfictionDie 29-jährige Sarah Brändtlein lebt in Hamburg und ist die beste Freundin von Alex, dem berühmten Rapper der 187 Strassenbande. Auf seiner Geburtstagsparty lernt sie einen seiner Freunde kennen und ist sofort fasziniert von ihm. Einen Monat später...