06 | Abschied

2.9K 84 12
                                    

Knapp einen Monat später war es soweit. Der Tag, an dem ich nach Berlin ziehen und mein geliebtes Hamburg verlassen werde, stand unmittelbar bevor. Zwei Tage zuvor hatten Alex und Amina zu meiner Überraschung eine riesige Abschiedsparty für mich geschmissen.

- Flashback -

Alles fing damit an, dass Amina mich angerufen hatte und sich vor meinem Umzug noch einmal mit mir treffen wollte. Wir verbrachten einen schönen Nachmittag in einem Café und beim Shopping in der Stadt zusammen. Als es Abend wurde, wollte ich mich langsam wieder auf den Heimweg machen.

Plötzlich meinte meine beste Freundin jedoch: »Komm mit, ich fahre dich nach Hause. Ich habe nämlich noch eine Überraschung für dich.« Ich wunderte mich zwar darüber, folgte ihr dann aber - ohne weitere Fragen zu stellen - zum Auto.

Zuhause schloss ich die Tür auf und wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als Amina mich davon abhielt. »Stopp! Geh bitte erst ins Bad, zieh das hier an und mach dich hübsch«, befahl sie energisch und überreichte mir eine weiße Plastiktüte. Fragend sah ich sie an. Was sollte das? Und vor allem, was hatte sie vor? Da meine beste Freundin scheinbar keinen Widerstand duldete und meine Fragen unbeantwortet ließ, fügte ich mich und ging ins Badezimmer.

Neugierig öffnete ich die Tüte und griff hinein. Ich zog ein traumhaft schönes dunkelrotes, trägerloses Kleid mit Rüschen hervor. Es passte wie angegossen. Ich frischte mein Make-Up auf, zog den Lidstrich nach und kämmte meine Haare. Zufrieden drehte ich mich einmal um die eigene Achse und betrachtete ich mich im Spiegel. Ich öffnete die Badezimmertür, vor der Amina schon ungeduldig wartete. »Du siehst klasse aus«, stellte sie anerkennend fest, »und jetzt komm mit ins Wohnzimmer!« Sie schob mich vor sich her.

In dem Moment, in dem ich den Raum betrat, ging das Licht an und ich sah alle meine Freunde und meine Familie hier stehen. Sogar John und Jonas waren gekommen. »Überraschung!«, riefen alle gleichzeitig. Ich blickte mich um. Überall hingen Luftballons und Luftschlangen und mein kleiner Esstisch bog sich fast unter den Unmengen an Speisen, die darauf standen.

Amina räusperte sich hinter mir. »Da du ja übermorgen umziehst, dachten Alex und ich uns, dass wir noch mal alle zusammen feiern und uns verabschieden sollten. Ich hoffe, wir konnten dir damit eine kleine Freude machen.« »Vielen, vielen Dank! Das ist so unglaublich lieb von euch«, sagte ich mit Tränen in den Augen und musste gleichzeitig lächeln. Ich war wirklich gerührt. Ich umarmte sie und Alex sowie meine Eltern und musste bei dem Gedanken, alle anwesenden Leute bald kaum noch sehen zu können, einige Tränen verdrücken. Ich werde alle sehr vermissen.

Plötzlich unterbrach eine laute Stimme meine Gedanken. »Bevor jetzt alle losheulen, sollten wir erst mal feiern. Schließlich ist das wohl vorübergehend die letzte Möglichkeit dazu. Und jetzt ran ans Buffet.« Das war wieder typisch für John. Alle brachen in lautes Gelächter aus und stimmten ihm zu.

Der Abend war wirklich perfekt. Es wurde viel gelacht, getanzt, getrunken und geredet und alles in allem hätte ich mir keinen besseren Abschluss vorstellen können. Wir feierten bis früh in den Morgen und dementsprechend war ich auch extrem müde, als gegen halb sechs die letzten Gäste gegangen waren.

- Flashback Ende -

Gestern Nachmittag kamen Alex und Jonas zu mir und halfen, die letzten Kartons vollzupacken. John konnte nicht mitkommen, da er einen wichtigen Termin hatte. Am Abend hockte ich alleine auf meinem Bett und hing meinen Gedanken nach. Einerseits war ich traurig meine Freunde und die Familie verlassen zu müssen, andererseits freute ich mich aber auch auf Berlin. Alte Erinnerungen kamen hoch und ich schluchzte leise.

In wenigen Stunden würde der Umzugswagen kommen, alles aus der Wohnung mitnehmen und nach Berlin bringen. Ich stand gerade mit meinen Eltern und Alex am Bahnsteig und verabschiedete mich ausgiebig von ihnen. »Alles Gute, Kleine. Ich werde dich sehr vermissen. Du weißt, wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich auf mich verlassen und ich würde auch extra für dich nach Berlin fahren. Pass gut auf dich auf!«, sagte Alex und drückte mich fest. Auch ihm fiel der Abschied alles andere als leicht. »Danke! Ich dich auch. Komm mich bitte irgendwann mal besuchen«, erwiderte ich leise.

Der Zug fuhr ein und ich musste mich endgültig von den Dreien lösen. Ich stieg in die Bahn ein, suchte mir einen Platz am Fenster und machte meine Lieblingsplaylist an. Dann schaute ich nach draußen und winkte Alex und meinen Eltern zu, bis sie am Horizont verschwanden. Entspannt lehnte ich mich zurück. Jetzt würde der Start in mein neues Leben in Berlin beginnen.

Vielen Dank an alle, die meine Geschichte lesen, dafür voten und mir so liebe Kommentare da lassen. Das bedeutet mir total viel❤

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt