32 | Kleiner Ausflug

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Als ich am Morgen aufwachte, vernahm ich, dass eine Tür leise geöffnet und geschlossen wurde, und spürte Sekunden später einen leichten Windhauch. Da ich zu müde war, um direkt aufzustehen, drehte ich mich noch mal um und wollte mich eigentlich an Raphael herankuscheln, doch seine Betthälfte war bereits leer. Nach etwa 20 Minuten stand ich auf und begab mich, nur in einem von Raphaels T-Shirts bekleidet, in die Küche.

Dort stand mein Freund gerade am Herd und briet etwas in einer Pfanne an. Ein köstlicher Duft erfüllte die Luft. Ich blieb kurz in der Tür stehen, um den attraktiven Halbitaliener vor mir zu mustern, ehe ich auf ihn zuging und meine Arme von hinten um ihn schlang. Raphael, der mich bis dahin nicht bemerkt hatte, zuckte merklich zusammen.

Raphaels Sicht

»Uff, Amore! Erschreck mich doch nicht so«, beklagte ich mich und fasste mir dramatisch ans Herz. Dann legte ich den Pfannenwender zur Seite, drehte mich zu Sarah um und schenkte ihr ein Lächeln. »Dir auch einen guten Morgen, tesoro. Und ja, ich habe gut geschlafen. Danke der Nachfrage«, spottete sie. Innerlich verdrehte ich die Augen. Sarah stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Hände auf meinen Schultern ab und drückte mir mit ihren weichen Lippen einen Kuss auf meine, den ich sogleich erwiderte. Was für ein wunderbares Gefühl.

»Tesoro? Wo hast du das Wort denn her?«, hakte ich belustigt nach. Soweit ich wusste, verstand meine Freundin kaum ein Wort italienisch. »Das bleibt mein Geheimnis. Ach, und Raphael, deine Eier brennen gleich an«, wies sie mich grinsend hin. »Also die in der Pfanne meinte ich.« Fuck, das hatte ich schon fast vergessen. Hastig schaltete ich den Herd aus, rettete, was noch zu retten ging und brachte schließlich meinen Teller zum Tisch, auf dem schon ein Brotkorb sowie mehrere Aufstriche und Müsli standen.

Nach dem Frühstück hatte Sarah sich dazu bereit erklärt den Abwasch zu übernehmen. »Amore, hast du kurz einen Moment Zeit?«, flüsterte ich meiner Freundin ins Ohr, nachdem ich mich von hinten an sie herangeschlichen hatte. Sie war in ihre Arbeit vertieft und wurde dabei eigentlich nur ungern gestört. Sarah schrie leise auf und ließ beinahe eine Tasse fallen. »Oh Gott, spinnst du, dich so anzuschleichen?«, fuhr sie mich vorwurfsvoll an. »Danke für das Kompliment, aber Raphael reicht auch. Das war übrigens die Rache für vorhin«, grinste ich überheblich und ehe ich mich wegducken konnte, ertönte ein lautes ›Platsch!‹.

Sarah hatte mir eine Hand voll kaltes Wasser direkt in mein Gesicht geklatscht. Empört schaute ich sie an. »Das war dafür, dass du dich so angeschlichen hast. Jetzt sind wir quitt. Man Raphael, du wirst es doch mal kurz fünf Minuten ohne mich aushalten. Sobald ich fertig bin, habe ich wieder alle Zeit der Welt für dich, aber bitte lass mich das noch schnell fertig machen«, gab Sarah mir zu verstehen. »Na vielen Dank auch!«, murmelte ich stattdessen nur und verzog mich schmollend ins Bad, um mein Gesicht abzutrocknen. Ich war ihr natürlich nicht böse und wusste, dass sie nur Spaß machte. Kurz hatte ich sogar gezögert, aber mich dann doch dagegen entschieden das Ganze in einer Wasserschlacht ausarten zu lassen. Ich hatte wirklich keine Lust, anschließend die gesamte Küche zu putzen.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, war Sarah mit ihrer Arbeit fertig und stand am Fenster. »Alles gut bei dir? Bist du sauer auf mich, tesoro?« Sie hatte sich zu mir umgedreht und musterte mich besorgt. »Nein, nein. Alles okay.« Ich umarmte sie kurz. »Du, was ich eigentlich fragen wollte, hast du Lust mich heute nach Dresden zu begleiten? Ich hätte dich sehr gerne dabei.« Ich blickte in ihre bezaubernden smaragdgrünen Augen, die mich fragend ansahen.

»Ähm ... ja okay, wieso nicht? Aber was willst du dort?« »Ich muss etwas abholen. Was es ist, verrate ich noch nicht, aber ich bin sicher, du freust dich auch ein bisschen«, erwiderte ich schlicht. Zumindest hoffte ich das, auch wenn Sarah sich vermutlich nicht ganz so sehr dafür begeistern können würde wie ich. »Ich bin auf jeden Fall dabei. Wann fahren wir los?« »Wir fahren nicht, wir werden gefahren, und zwar mit dem Taxi. Die Autos brauchen wir heute nicht«, korrigierte ich Sarah. »Na gut, dann eben so.« Sie zuckte mit den Schultern. »Du machst es aber echt spannend!«

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt