02 | Entspannter Sommerabend

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Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um 09:30 Uhr. Ich gähnte, streckte mich und stand nach wenigen Minuten auf. Als erstes nahm ich mein Handy in die Hand, um Alex zu schreiben. Wir machten einen Zeitpunkt aus, wann wir uns später treffen würden. Der restliche Vormittag verlief wenig ereignisreich.

Nach dem Mittagessen stieg ich in meinen roten Alfa Romeo und fuhr zu Alex' Wohnung. Durch seinen musikalischen Erfolg hatte er mittlerweile genug Geld verdient, um sich eine wunderschöne geräumige Penthousewohnung mit großer Dachterrasse zu kaufen.

Früher hatte er in der Osdorfer Born, einer heruntergekommenen Plattenbausiedlung im Westen von Hamburg, gewohnt. Dort fühlte ich mich nie wohl und hatte meistens Angst, wenn ich nach einem Besuch bei Alex in der Dunkelheit alleine nach Hause laufen musste. Immer wieder gab es dort Randale, Messerstechereien, es wurde Feuer gelegt und und und. Das typische Ghetto eben.

Ich suchte einen Parkplatz und ging auf den großen, modernen Gebäudekomplex zu, in dem mein bester Freund nun wohnte. Ich klingelte und fuhr mit dem Aufzug ins oberste Stockwerk, wo ich schon von Alex erwartet wurde. Ich zog meine Schuhe aus und wir setzten uns im Wohnzimmer aufs Sofa.

Freudig berichtete ich ihm davon, dass ich gestern Abend eine Nachricht mit der Zusage für meinen Studienplatz in Berlin bekommen hatte. »Glückwunsch! Das freut mich für dich«, sagte Alex begeistert, obwohl ich ihm ansah, dass er traurig war, da ich Hamburg deswegen bald verlassen musste. »Wann hast du denn vor umzuziehen?« »Anfang Oktober. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Würdest du mir beim Umzug helfen?« »Natürlich! Ich frage am besten auch John, ob er mit anpacken kann, wenn es dir recht ist.« »Gerne!«

Ich kannte John zwar kaum, da ich ihn erst einmal gesehen hatte, aber bei einem Umzug kam mir natürlich jede Hilfe gelegen. Das Einzige, was ich wusste, war, dass John ebenfalls Teil der 187 Strassenbande war und rappte. Da mein bester Freund aber ›Privates und Berufliches trennen‹ wollte, hatte ich bisher keinen seiner Kollegen näher kennengelernt.

Fürsorglich wie er war, wollte mich Alex eigentlich nur aus der Öffentlichkeit fernhalten, da einige seiner Crew-Mitglieder wohl 24/7 auf den verschiedenen Social Media Plattformen unterwegs waren und dort fast ihr komplettes Leben mit der Öffentlichkeit teilten. Darauf hatte ich überhaupt keine Lust, weil ich es hasste, irgendwo im Mittelpunkt zu stehen. Auch auf diesen extremen Drogen- und Alkoholkonsum konnte ich gut und gerne verzichten.

»Ich habe schon ewig nichts mehr gegessen. Wollen wir wieder so wie früher zusammen etwas kochen?«, fragte ich nach einiger Zeit. Passend dazu knurrte mein Magen. Alex lachte. »Ich habe nicht viel da, aber für Nudeln mit Soße sollte es reichen und Hähnchengeschnetzeltes müsste auch noch im Kühlschrank sein.« Wenn wir uns bei mir oder Alex zuhause trafen, kochten wir sehr häufig gemeinsam. Ich hatte nicht genug Geld, um regelmäßig in Restaurants zu gehen und da wir es beide relativ gut konnten, hatten wir immer unseren Spaß daran. Also gingen wir in die Küche, um zu kochen und setzten uns anschließend zum Essen auf die Terrasse. Alex hatte zuvor einen Tisch sowie zwei gemütlich aussehende Lounge-Sessel nach draußen gebracht. Ich trug das Besteck und die vollen Teller auf die Terrasse, während Alex sich noch um die Getränke kümmerte.

Es war ein lauer Sommerabend und ein leichter Wind wehte. Als wir fertig waren, blieben wir einfach sitzen, chillten und redeten über Gott und die Welt bis es dunkel wurde. Außerdem spielten wir mehrere Runden Karten, die ich jedoch meistens verlor. »Ach, bevor ich es vergesse«, meinte Alex, blies den Rauch seines Joints aus und richtete seinen Blick vom Sonnenuntergang am Horizont wieder auf mich, »ich habe, wie du weißt, bald Geburtstag und will 'ne fette Party schmeißen. Hast du Lust zu kommen? Die Feier findet am 03.09. ab 20 Uhr bei mir in der Wohnung statt. Allerdings werden meine ganzen Jungs und auch viele andere Leute da sein.« Ich überlegte kurz. Für einen Abend war das okay und ich konnte meinen besten Freund ja schlecht an seinem Geburtstag im Stich lassen. Vielleicht waren seine Freunde ja doch ganz nett. Also sagte ich kurzerhand zu.

Was meint ihr, war es die richtige Entscheidung, dass Sarah auf die Party geht oder wird sie es am Ende bereuen?
Die nächsten Kapitel werden dann auch endlich etwas interessanter😊

In meiner Wolke | 1raf7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt