Es hatte lange gedauert, bis ich einschlafen konnte und leider klingelte am nächsten Morgen mein Wecker bereits sehr früh. Der Himmel über Wien war strahlend blau, die Sonne schien. Wir hatten wunderbares Sommerwetter. Nachdem wir im Speisesaal eine Kleinigkeit gegessen hatten – vor lauter Aufregung hatte ich nicht viel heruntergebracht – fuhren meine Mutter und ich zu Raphaels Wohnung. Ich hatte vor ein paar Tagen den Zweitschlüssel erhalten.
Um halb neun kam die Stylistin, die meine Haare leicht lockte, mir eine wunderschöne Hochsteckfrisur verpasste und mich danach schminkte. Als ich schließlich einen Blick in den Spiegel warf, war ich hocherfreut über das Endergebnis. Ich erkannte mich kaum wieder.
»Du siehst perfekt aus.« Meine Mutter umarmte mich von hinten. »Danke. Jetzt fehlt nur noch das Kleid«, erwiderte ich. Wir hatten es kurzfristig noch mal anpassen lassen, weswegen sich das Kleid noch beim Schneider befand. »Mach es dir noch ein bisschen gemütlich. Ich fahre los und hole das Kleid.« Ich legte mir derweil eine Halskette um und machte Ohrringe rein.
In Gedanken ging ich den Ablauf des heutigen Tages noch einmal durch. 25 Minuten später stand meine Mutter wieder in Raphaels Wohnzimmer und überreichte mir mein Kleid. Voller Vorfreude entfernte ich den Schutzmantel und betrachtete es ausgiebig von allen Seiten, ehe meine Mutter mir beim Anziehen half.
Mich durchfluteten auf einmal Glücksgefühle und ich blickte begeistert an dem Kleid herunter. Sie trat einen Schritt zur Seite und schob mich stattdessen vor den Spiegel. »Du bist eine wunderschöne Braut. Ich kann es kaum fassen, dass mein kleines Mädchen heiratet«, meinte sie mit brüchiger Stimme.
Ich merkte, dass sie den Tränen nah war und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis die ersten über ihre Wange kullerten. Ich schloss sie fest in die Arme und musste mir Mühe geben, meine Emotionen zurückzuhalten. »Bist du bereit?«, fragte sie und sah mir fest in die Augen. Glücklich nickte ich.
Der Weg zur Kirche kam mir schier ewig vor. Aus der Ferne hörten wir bereits die Glocken läuten. Vor dem Eingang begrüßten wir die wenigen Gäste, die noch draußen standen und sich unterhielten oder rauchten. In ein paar Minuten würde es losgehen. Raphael befand sich bereits im Inneren der Kirche, war noch aufgeregter wie ich und würde in seinem Anzug sehr gut aussehen, wie John mir mitteilte. Dann verschwand er auch nach innen, genau wie die anderen Gäste.
Nur noch meine Mutter und Alex, meine beiden Trauzeugen, waren bei mir. Als die ersten Töne der von mir ausgewählten Einlaufmusik erklangen, öffnete Alex mit einem Ruck die Tür und ich trat ein. Automatisch beschleunigte mein Herzschlag. Mein erster Blick galt Raphael. Bedächtig schritt ich, eingehakt bei meiner Mutter und Alex, den langen Gang entlang nach vorne und nahm dabei die unzähligen Gäste wahr, die alle aufgestanden waren.
Schließlich kam ich mit weichen Knien vorne am Altar an und musterte Raphael von Kopf bis Fuß. Er sah extrem attraktiv aus in dem schwarzen Anzug von Prada, dem weißen Hemd und der farblich dazu passenden Krawatte. Seine Haare waren leicht zur Seite und nach hinten gekämmt. Seine Augen strahlten. Ich schluckte. Wenn er jetzt nicht vor mir am Altar stehen würde, würde ich sofort über ihn herfallen. Mein perfekter Mann.
Ich sah, dass er mich auch von oben bis unten begutachtete und ihm dabei leicht der Mund offenstehen blieb. Als er es bemerkte, schlug er sich schnell eine Hand vor den Mund und fuhr sich mit den Fingern mehrmals über den akkurat geschnittenen Bart. Er hatte Tränen in den Augen und eine davon rollte stumm über seine Wange. Am liebsten würde ich ihn jetzt schon küssen. Stattdessen schenkte ich ihm nur ein liebevolles Lächeln.
Wie lange hatten wir von diesem Tag geträumt? Wir nahmen auf einem gesonderten kleinen Bänkchen Platz und verschränkten unsere Hände miteinander. Die Zeremonie begann. »Du siehst so atemberaubend schön aus, Amore«, raunte Raphael mir leise ins Ohr, nachdem er sich zu mir gebeugt hatte. »Du auch.«
DU LIEST GERADE
In meiner Wolke | 1raf7
FanfictionDie 29-jährige Sarah Brändtlein lebt in Hamburg und ist die beste Freundin von Alex, dem berühmten Rapper der 187 Strassenbande. Auf seiner Geburtstagsparty lernt sie einen seiner Freunde kennen und ist sofort fasziniert von ihm. Einen Monat später...