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Ich konnte die ganze Nacht lang nicht schlafen und starrte Löcher in die Decke.

Zu nervös war ich.

Ich beobachtete wie gestern die Sonne verschwand und nach einigen Stunden wieder das ganze Land, dank der Sonne erstrahlte. Wie sich das Meer langsam wieder beruhigte und in der Früh wieder welliger wurde, sodass man durch die Fenster das Rauschen des Wassers hören konnte.

Wahrscheinlich war ich nicht die Einzige, die die Augen nicht zumachen konnte und nicht einmal eine Sekunde Schlaf hatte. Egal wie oft ich es versucht hatte, die Nervosität war größer als die Müdigkeit.

Aber das konnte uns auch niemand übel nehmen.

Heute ist nämlich der Tag.

Der Tag an dem sich alles ändern wird.

Und wenn ich alles meine, dann meine ich wirklich alles.

Alles was ich in meinem Leben kannte wird auf einmal ganz anders sein und nichts wird jemals so sein wie ich es kannte.

Ich hörte die sanfte Stimme meiner Mutter, die nach meinen Geschwistern und mir rief. Ich sah sie schon in der Küche stehen und zum letzten Mal unser Essen machen. Natürlich mit einem Strahlen im Gesicht, da sie uns nicht beunruhigen wollte.

Unser letztes gemeinsames Frühstück.

Schon gestern war die Stimmung beim Abendessen bedrückt. Auch wenn es niemand zugeben würde.

Cosimo versuchte hin und wieder einen Witz rauszuhauen und auch wenn niemanden zum Lachen zu Mute war, zwangen sich unsere Eltern bei einigen Witzen zu lächeln. Mein Bruder verstand, dass ich nicht in der Stimmung war und ich mochte es nicht etwas vorzugeben, dass gar nicht stimmte.

Mariella war wohl die Einzige, die sich auf den heutigen Tag freute. Nun ehrlich gesagt, zählte sie schon die Tage, seitdem sie weiß was die Zeremonie eigentlich ist. Schon seit sie klein war und unsere Eltern uns von ihrer Zeremonie Kleinigkeiten erzählten, wollte sie unbedingt so schnell wie möglich erwachsen werden um ihren Partner endlich zu finden.

Seufzend setzte ich mich auf und schaute aus dem großen Fenster neben mir. Es war meine Lieblingsstelle in meinem Zimmer, denn durch die riesige größe des Fensters konnte ich das weite Meer beobachten.

Wir, die Wasserbändiger oder auch Aqualionen genannt, lebten gleich am Meer. So sind wir so nah wie möglich am Wasser und sind stärker denn je. Nun das dachten sich unsere Vorfahren als noch der Krieg war.

Niemand hätte sich getraut Wasserbändiger gleich am Wasser anzugreifen. Das wäre so gut wie Selbstmord für einen Ignisoren, Aerialoren oder Terranen. Jetzt brauchten wir natürlich das Wasser als Waffe nicht mehr. Schon seit über hundert Jahren brauchten wir unsere Kräfte nicht mehr zum Kämpfen.

Wasser war eine Kunst für sich.

Du könntest mit Wasser einen Menschen mit verschiedenen Methoden töten, aber es gab auch eine friedvolle Seite, die ich bevorzugte.

Wasser heilte uns.

Es war so schön und klar, wenn das Wasser durch deinen Körper fließt und jede Faser deines Körpers heilte.

„Aurelia! Steh endlich auf!", hörte ich meine Mutter rufen. Ich stand auf und zog mir meine Hausschuhe an und öffnete die Tür meines Schlafzimmers.

Das war meine letzte Nacht in diesem Haus. In dem Haus, wo ich laufen gelernt habe, sprechen, lachen, lieben und respektieren. Mir wird ein Rückzugsort weggenommen, wo ich mich sicher gefühlt habe. Sicher bei meinen Eltern und Geschwistern.

VERSATILE IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt