#43 Das Rudelhaus

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Mit schnellen Schritten ging ich zu der Stelle, wo mir mein Handy den Standort von Ryan anzeigte. Ich bog gerade in die Nachbarstraße, als mir der schwarze SUV von Ryan in die Augen fiel. Mit klopfendem Herz trat ich näher. Keine fünf Meter trennten mich mehr von dem Auto, als plötzlich die Fahrerseite geöffnet wurde.

Ryan stieg aus dem Auto aus und sah mir entgegen. Er hielt meinen Blick mit seinen Blick fest. Vorsichtig ließ ich den Blick über ihn gleiten. Sein Anzug war durch eine einfach Jeans und einem dunkelblauen Oberteil ausgetauscht worden. Ohne den Blickkontakt von mir zu lösen, öffnete er den Kofferraum und wies mit seinem Kopf auf meinen Koffer. Ätzend zog ich ihn in seine Richtung. Er schien zu merken, dass er mir zu schwer war, denn er kam mir entgegen und nahm mir den Koffer ab. Bei ihm schien es als würde der Koffer nichts wiegen. Mit einer Leichtigkeit hob er ihn hoch und trug ihm zum Kofferraum. Seine Rückenmuskeln spannten sich unter seinem Oberteil an, als er den Koffer hinein legte. Mit einem Klicken ging der Kofferraum wieder zu und Ryan drehte sich wieder zu mir um. Mit verschränkten Armen stand ich vor ihm und versuchte ihm nicht in die Augen zu sehen. Stattdessen sah ich mir die Fassade eines der Häuser an, welches hier in der Straße war. Die Hellgelbe Fassade war größtenteils von Efeu bedeckt. Ryan räusperte sich leise und fing an sich zu bewegen. Langsam ließ ich meinen Blick zu ihm wandern. Ryan ging langsam zu der Fahrertür und öffnete sie. Ich löste mich aus meiner Starre und ging meinerseits zu der Beifahrertür. Steif ließ ich mich auf den Sitz gleiten und schnallte mich an. Ryan startete den Wagen und fuhr ohne ein Wort zu sagen los.

Ich merkte seinen Blick auf mir. Er fraß sich quasi in meine rechte Seite. Doch ich war nicht bereit ihn anzuschauen. Aus Angst ich könnte dann nicht mehr weg schauen. Gestern hatte sich etwas verändert. Ich wusste nicht was es war, aber es war so. Ryan trommelte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum und brachte mich damit beinah zur Weißglut. Wir standen an einer Ampel, die seit gefühlt zehn Minuten rot war. Ich weiß nicht ob es das Trommeln oder die erdrückende Stille im Auto war, die meine Nerven blank legte. Nervös rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Was Ryan bemerkt hatte, denn das Trommeln war augenblicklich verstummt. Stattdessen schaltetet er das Radio an und drehte es etwas lauter. Ein bekannter Popsong erklang und lenkte mich etwas von seiner Anwesenheit ab. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung und richtete meinen Blick darauf. Ryan hatte seine Hand auf die Handbremse gelegt und lag so wenige Zentimeter von meinem Oberschenkel weg. Sofort fing die Haut in der Region an zu kribbeln und mein Körper schrie quasi nach seiner Nähe. Verzweifelt versuchte ich weiter nach links zu rutschen, wurde jedoch von der Fensterschiebe begrüßt.

Ein Grunzen war zu hören. Verlegen sah ich zur Seite. Ryan hatte ein spöttisches Grinsen auf den Lippen, jedoch seinen Blick weiterhin auf die Straße gerichtet.

"Willst du vielleicht neben dem Auto her laufen?", fragte er mich.

Empört zog ich die Luft ein und setzte mich aufrecht hin. "Ich hab vielleicht einfach nur Angst. Wer weiß ob du bereits wieder Auto fahren darfst.", versuchte ich zu kontern. Ryan ließ aber nur ein trocknes Lachen von sich und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Glaub mir. Ich darf ganz bestimmt wieder Auto fahren. Aber so wie doch in die Ecke des Autos verkriechst, denke ich eher du willst dich verstecken."

Ich ließ mich zurück in den Sitz sinken und starte aus dem Fenster. Wir hatte bereits die Straßen von London hinter uns gelassen und fuhren in den Wald hinein. Lang würde die Fahrt nicht mehr dauern. Und dann? Dann wäre ich in einem Haus zusammen mit Ryan. Bei dem Gedanken fing mein Herz wild an zu schlagen. Ein kleiner verräterischer Teil in mir freute sich auf die gemeinsame Zeit.

"Hast du dich noch mal mit deinem Vater unterhalten, wegen der Sache von gestern?", fragte ich ihn, sah aber weiterhin aus dem Fenster.

"Nein. Er war bereits abgereist, als ich heute morgen nach Hause kam. Matt hatte aber mit ihm gesprochen." , klärte er mich auf und lenkte den Wagen auf einen Schotterweg. Ich nahm es mit einem Nicken zu Kenntnis. "Es tut mir leid, wie das gestern gelaufen war. Ich wollte nicht dass das passiert.", entschuldigte er sich leise und bremste ab. Ich wandte mich zu ihm um und sah ihn an. Seine blauen Augen hatten mich fokussiert und nahmen jede Bewegung von mir wahr. Ich verlor mich in ihnen und sah ihn einfach nur an.

Werwolf vs Werkatze - My MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt