Ich weiß nicht wie lange wir so standen. Irgendwann lösten wir uns von einander und ich öffnete vorsichtig meine Augen. Mir sahen strahlende blaue Augen entgegen, die jetzt im Dunkeln zu leuchten schienen.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Hatte auch etwas Angst vor seiner Reaktionen. Was würde er jetzt sagen? Ich spürte seine warmen Händen immer noch auf meiner Taille ruhen, die einen leichten Druck ausübten. Er war anscheinend noch nicht bereit mich los zu lassen. Sein Geruch stieg mir in die Nase, wodurch ich nicht anderes konnte als einmal tief einzuatmen. Ich liebte diesen Geruch. Ich würde ihn unten jeglichen anderen Gerüchen erkennen.
"Ich möchte zwar nichts falsch machen. Aber ich würde gerne wissen woher dein Sinneswandel gerade kam?", hörte ich Ryan sagen. Ich ging ruckartig einen Schritt Rückwärts.
"Tut mir leid. Ich wollte nicht...." Weiter kam ich nicht. Ryan hatte die Distanz zwischen uns wieder verkleinert und nahm mein Gesicht in seine großen Händen.
"Damit hab ich nicht gemeint, dass ich es nicht wollte. Ich wollte es seit dem ich dich das Erste Mal gesehen habe.", stellte er klar und sah mir tief in die Augen. "Ich möchte nur wissen... warum?"
Ich ging wieder einige Schritte nach hinten, sodass seine Händen mein Gesicht verließen. "Ich wollte es. Ich habe mich einfach von meinem Instinkt leiten lassen. Mehr Gründe gibt es nicht."
Ryan grinste mich an. "Dann muss ich mich wohl bei deinem Instinkt bedanken."
Bei der Aussage musste ich ebenfalls grinsen. Im nächsten Moment merkte ich die Veränderung in mir. Ich fühlte diese Leere nicht mehr. Die letzten Tage hatte ich immer das Gefühl mir würde etwas fehlen. Und jetzt war dieses Gefühl weg. Stattdessen erfühlte mich eine innere Ruhe von Innen heraus.
"Alles Okay? Du denkst über etwas nach.", stellte Ryan und fest und sah mich skeptisch an.
"Ich habe die Leere nicht mehr in mir. Sie ist weg." Er sah mich wissend an. "Ich weiß genau was du meinst."
Verwundert hob ich meinen Kopf und begegnete seinen Blick. "Wie meinst du?"
"Ich spüre es auch." Er nahm meine Hand in seine. Wohlige Wärme ging von genau der Stelle aus, wo sich unsere Haut berührte. Sie stieg meinen Arm hoch und breitete sich in meinem Brustkorb aus. Fasziniert von dem Geschehen sah ich hoch zu Ryan. Er hatte die Augen geschlossen und schien die Wärme zu genießen. Ich erinnerte mich daran, was er mir vorhin gesagt hatte. Er meinte, dass er alles viel stärker empfinden würde, da er ein Werwolf sei. Ich würde nur einen Bruchteil davon spüren. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was für eine Leere er gespürt haben musste in den letzten Tagen.
Nur was würde jetzt passieren. Wie sollte es jetzt weiter gehen?
Einfach so weiter machen? Vorsichtig entzog ich Ryan meine Hand. Sofort waren seine Augen geöffnet und sahen mich an.
Von jetzt auf gleich war mir die Situation furchtbar unangenehm. Ich hätte mich nicht von meinem Instinkt so leiten sollen. Ich hatte einfach zu viel Schwierigkeiten erzeugt. Was würde meine Großmutter sagen, wenn sie es heraus bekommen würde? Sie würde seiner Familie schlimme Sachen antun.Unsicher was ich jetzt tun sollte, verschränkte ich die Arme vor der Brust und starrte auf das Wasser vor uns. Ryan sah mich währenddessen weiterhin ruhig an. Doch ich merkte, dass er mit sich kämpfte. Er wollte mich in den Arm nehmen. Ich merkte es. Seine Arme waren angespannt und zuckten.
Um genau das zu vermeiden ging ich einige Schritte von ihm weg."Ich gehe dann mal ins Bett." ,meinte ich leise und wollte mich umdrehen. Ryans Hand hinderte mich daran, indem er mich am Arm festhielt.
"Bitte lass es jetzt nicht komisch zwischen uns werden.", bat er mich genau so leise. "Lass es jetzt nicht so werden. Du kannst nicht da gegen ankämpfen. Genau so wenig wie ich. Ich bin glücklich darüber, dass du nicht mehr gegen die Verbindung ankämpfst."Langsam drehte ich mich wieder zu ihm um und begegnete seinen Blick.
"Ryan ich....", begann ich, wurde aber von ihm unterbrochen. Er hob abwehrend seine Hände.
"Moment. Bevor du weiter sprichst. Ich weiß genau was du sagen möchtest. Ich mache dir einen Vorschlag. Wir reden hier nicht mehr darüber. Wir tuen so als wäre es nicht passiert. Du besprichst mit deinem 'Instinkt' da drinnen." Er tippte mir auf die Stirn. "Und wenn die Sache mit deiner Großmutter vom Tisch ist, reden wir Beiden noch mal ganz in Ruhe miteinander über uns. Ich kann warten. Spätestens seit eben. Jetzt weiß ich das dein Herz mich auf will, aber dein Kopf da noch nicht ganz mitspielt." Er schenkte mir ein warmes Lächeln. Währenddessen starrte ich ihn einfach nur an.
"Wenn du mich suchst. Ich bin im Wohnzimmer und schaue mir noch ein Film an. Du kannst mir gerne Gesellschaft leisten wenn du möchtest." Damit ging er an mir vorbei in Richtung Rudelhaus. Fassungslos starrte ich ihm hinterher. Ryan schien aber nichts an der Situation komisch zu finden. Er verschwand im Haus und wenig später wurde im Wohnzimmer ein Licht angeschaltet. Durch die großen Fenster sah man Ryan, der vor dem Regal stand und sich ein Film aussuchte. Durch seine große Gestalt kam er nahezu mühelos an die obersten Regale ran.
Ich wusste mit mir noch nichts anzufangen. Also setzte ich mich auf den Steg und ließ die Beine baumeln. Das Wasser war erstaunlich ruhig. Die Seeoberfläche schien einen Spiegel zu gleichen. Sie spiegelte den klaren Sternenhimmel über mir perfekt. Fasziniert legte ich den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne. Ich konnte mir keinen Reim daraus machen, was genau mit Ryan los war.
Erschöpft ließ ich mich nach hinten gleiten, sodass dein Rücken auf dem Steg zum liegen kam. So konnte ich die Sterne noch besser betrachten. Ich erkannte einzelne Sternbilder, die mir mein Vater gezeigt hatte. Vor seinem Tod waren wir fast jeder Nacht draußen gewesen und hatten uns die Sterne angesehen. Von dieser Position konnte ich ebenfalls den Mond sehr gut sehen, der schon fast komplett zu sehen war. Bald würde Vollmond sein. Lang würde es nicht mehr dauern. Für uns Werkatzen hatte der Mond keine Auswirkung. Ich wusste aber von meiner Großmutter, dass Werwölfe auf dem Mond reagierten. Ihr Wolf kommt mehr zum Vorschein, wodurch sie viel stärker werden. Diese zusätzliche Kraft bleibt aber nur während der Vollmondnacht. Sobald die Sonne am nächsten Morgen aufging, verschwand sie.
Ich verlor mich darin den Sternenhimmel zu betrachten und merkte gar nicht wie ich müder wurde. Irgendwann wurden meine Augen schwer.
Wenig später merkte ich zwei Arme, die mich hochhoben. Panik stieg in mir hoch. Diese war aber sofort weg, als mir Ryans Geruch in die Nase stieg. Er war zu mir gekommen und trug mich ins Haus. Ich versuchte krampfhaft wach zu bleiben. Aber durch die Wärme die er ausstrahlte und seinem Duft, der mir in die Nase stieg, driftete ich schnell wieder in den Schlaf. Merkte aber noch wie mich Ryan auf etwas Weiches ablegte und eine Decke über mich ausbreitete. Sofort kuschelte ich mich in die Decke und wollte die Beine anzuwinkeln, diese wurden jedoch von Ryan sanft festgehalten. Ich spürte wie er mir vorsichtig die Schuhe auszog und sie dann mit der Decke zudeckte. Wenig später wurde meine Zimmertür zugezogen.
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Hey :)
Zu allererst: vielen Dank für über 35k Reads.
Wir sind gerade auf Platz 1 bei der Werwolf - Kategorie. ❤❤
Das wäre nicht ohne Euch möglich. Vielen Dank an jeden Einzelnen. Ich hoffe Euch gefällt bis hier hin die Geschichte und Ihr werdet die Beiden auch weiterhin begleiten.
Denn es ist noch lange nicht vorbei ;DVIELEN DANK ❤
Für Verbesserungsvorschläge und Ideen habe ich immer ein offenes Ohr.
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Werwolf vs Werkatze - My Mate
WerewolfWerwölfe und Werkatzen sind schon seit Jahrhunderten verfeindet. Doch was passiert, wenn eine Werkatzen nach London zieht? Genau in ein Revier voll von Werwölfen.. Der 18 jährige Ryan wird irgendwann mal der Alpha des Rudels und nimmt seine Aufgabe...