"Ich weiß es ist schwer zu verstehen.", fuhr die Luna fort. "Für euch Werkatzen gibt es keine Mates. Aber du musst mir glauben wenn ich dir sage, dass für uns der oder die Mate alles ist. Wir warten unser Leben lang auf sie."
So etwas ähnliches hatte mir Matt damals nach dem Abendessen auch erzählt. Damals hatte ich seinen Worten nur halb Glauben geschenkt. Aber seit dem hatte sich einiges geändert. Ich hatte Ryan geküsst. Weil ich es wollte. Weil ich es einfach musste.
"Der Alpha würde mich niemals akzeptieren.", meinte ich nur leise und senkte meinen Blick auf meine Hände. Die Luna ließ ein leises Lachen hören.
"Glaub mir, auch wenn er es nicht wollen würde, was ich mir nebenbei nicht vorstellen könnte, er muss es. Ryan ist unser einziger Sohn und damit der zukünftige Alpha. Der er auch recht bald werden soll. So sieht es zumindest mein Mann vor. Er muss dich akzeptieren. Du gehörst zu meinem Sohn. So hat es die Mondgöttin vorgesehen. Somit bist du auch die Luna. Ryan kann ohne dich nicht Alpha werden. Das würde nicht funktionieren. Ein Rudel brauch eine Luna. Wenn mein Mann wirklich dagegen wäre, würde die Führung des Rudels in die Hände einer anderen Familie gelegt werden. Ich kann mir nichz vorstellen, dass das mein Mann möchte."
"Ich bringe Ryan doch nur Probleme. Er sollte sich besser ein Werwolf als Partnerin suchen. Er möchte mich doch nur weil ich seine Mate bin." Ich sprach die Ungewissheit, die mich seit Tagen plagte, direkt aus. Ryan war ein Werwolf. Ein gutaussehender Werwolf. Er würde sicher eine Andere finden. Ich war eine einfache Werkatze, die von ihrer Mutter allein gelassen wurde und bei ihrer Großmutter lebte.
"Das ist deine Sorge? Er möchte dich nicht nur wegen der Bindung. Er hätte dich auch verraten können. Meinem Mann erzählen könne, dass eine Werkatze seine Mate sei und sich von dir los sagen können. Er hat es aber nicht getan, weil du ihm etwas bedeutest."
Verwundert hob ich den Kopf an. "Er kann sich von mir los sagen?"
Ryans Mutter nickte langsam mit Kopf. "Ein Mate kann den jeweils Anderen ablehnen."
Warum hatte mir Ryan davon nichts erzählt? Damit wären die Probleme gelöst. Er könnte sich von mir los sagen und dann hätte er eine Probleme mehr. Aber wollte ich das? Tief in meinem Inneren kannte ich die Antwort. Wollte sie mir aber nicht eingestehen.
"Wie läuft so eine Lossagung ab?"
Anstelle einer Antwort bekam ich nur ein Kopfschütteln. "Das sollte dir wenn überhaupt mein Sohn erklären. Aber ich bitte dich: Tu ihm das nicht an. Er hat schon sehr lange auf seine Mate gewartet. Seit dem du da bist und er dich gefunden hat, ist er wieder glücklich. Mein Sohn war, seit dem mein Mann ihm die Aufgaben eines Alphas lehrte, nicht mehr er selbst. Jetzt ist er es wieder. Mit dir an seiner Seite könnte er dieses Rudel führen. Und bitte schlag es dir aus dem Kopf, dass mein Sohn dich nur will, weil du seine Mate bist."
Ich wollte der Luna glauben. Jedoch plagte mich immer noch die Ungewissheit. Selbst wenn mich Ryans Vater akzeptieren würde. Würde es das Rudel auch? Viele haben mich beim Abendessen mit Missachtung angesehen. Könnte ich so ein Leben führen? Andererseits was hatte ich zu verlieren? In Australien wartete eine Großmutter auf mich, die mich mit irgendeinen Kater verheiraten wollte, den ich noch nicht mal kannte. In London würde ich nicht leben können. Nicht wenn ich Ryan ablehnen würde. Ich könnte nicht weiterhin in London leben. Nicht mit ansehen, wie er eine andere Frau fand und mit ihr glücklich werden würde. Ich müsste London verlassen und mir irgendwo auf der Welt eines neues Leben aufbauen. Ohne meine Familie, ohne meine Freunde und ohne meinen Clan. Würde ich meine Mutter finden und zusammen mit ihr ein neues Leben beginnen?
Hier in London war ich zum ersten Mal nach dem Tod meines Vaters glücklich. Ich hatte eine Familie, die sich um mich kümmerte. Die mir zur Seite stand. Ich hatte Freunde gefunden, die mich so nahmen wie ich war. Auf die ich zählen konnte. Würde ich so ein Leben auch woanders finden? Vielleicht in Amerika?
"Ich sehe du bist in deinen Gedanken vertieft und ich möchte dich wirklich nicht stören." Ryans Mutter holte mich zurück in die Wirklichkeit. Sie hatte sich etwas zu mir gebeugt und ergriff meine eiskalte Hand. Seit wann hielt ich mich so verkrampft am Sofa fest? Sanft löste sie meine Hände und nahm sie in ihre warmen Hände. Sofort übertrug sich ihre Wärme in meine kalten Hände und wärmten sie.
"Ich möchte dich nicht manipulieren und ich kann nicht für meinen Sohn sprechen, dass muss er dir selber sagen, aber ich möchte dass du weißt, dass er alles für dich tun würde. Kennt ihr euch schon lange? Nein. Ist das von Bedeutung? Nein. Ich bin der Meinung es gibt so etwas wie Schicksal. Es ist Schicksal, dass ihr zusammen gehört. Man muss einen Menschen nicht Jahre kennen um zu wissen, dass dein Platz an seiner Seite ist. Bei manchen weiß man es sofort. So war es bei Tom und mir auch. Als Tom damals zu mir ins Dorf kam und mich gefunden hatte, war ich auch erst überhaupt nicht begeistert. Aber mein Inneres wusste, dass ich an seine Seite gehörte und ich habe es bis zu dem heutigen Tag nicht bereut."
Sie sprach genau das Gefühl an, welches ich seit Tagen in mir hatte. Ich wusste tief in meinen Inneren wohin ich gehörte. Nur mein Kopf spielte da noch nicht so mit.
"Wie war es damals, als du den Alpha getroffen hattest?" Die Luna lehnte sich verträumt zurück.
"Er kam im Winter in unser Dorf. Er war mit seinem Vater unterwegs gewesen und ein Schneesturm hatte sie überrascht. Sie erbaten bei uns Unterschlupf für eine Nacht. Mein damaliger Alpha gewährte es ihnen und veranstaltete noch am selben Abend ein Abendessen, wo alle Rudelmitglieder anwesend sein mussten. Zusammen mit meinen Eltern ging ich ebenfalls zu diesem Essen und bemerkte schon vor dem Rudelhaus, dass etwas komisch ist. Es war wie ein Kribbeln, das immer mehr wurde je näher in dem Rudelhaus kam. Als ich dann Tom gegenüber stand, erkannte ich ihn sofort. Ich wusste, dass er mein Mate war. Im selben Moment wurde mir bewusst, dass er der zukünftige Alpha eines Rudels war. In dem Moment wollte ich nur noch fliehen. Ich wollte keine Luna sein."
Kopfschüttelnd sah sie mich an. "Ich erkenne mich in dir wieder. Ich weiß welche Angst dich plagt. Angst davor, dass das Rudel dich nicht akzeptiert und du alles falsch machen wirst. Zugegeben ich bin ein Werwolf und du eine Werkatze, aber ich denke unsere Geschichte ist sich zumindest ähnlich. Und ich kann dir versichern, dass ich meine Entscheidung nie bereut habe. Ich liebe meinen Mann und meine beiden Kinder von ganzem Herzen und ich würde nie etwas ändern. Ich bitte dich Olivia gibt dem ganzen eine Chance. Du wirst sehen, es wird das Beste sein, was dir im Leben passieren wird."
Mit weit aufgerissen Augen sah ich Ryans Mutter an und wollte gerade etwas erwidern, als das vertraute Kribbeln im Nacken begann. Ohne darüber nachzudenken drehte ich mich zu Ryan um und begegnete seinem Blick. Sofort umgab mich das Gefühl von Vertraut- und Sicherheit. Von einer Sekunde auf die Andere wusste ich, das Linda Harrison Recht hatte.
Zusammen würden wir alles hinbekommen.
_____________________________________________
Hey :D
Ein neues Kapitel.
Zuallererst vielen Dank für die ganzen Glückwünsche :)
Zweitens: Vielen Dank für 94K Reads :O
Vielen Dank an jeden Einzelnen :)
DU LIEST GERADE
Werwolf vs Werkatze - My Mate
WerewolfWerwölfe und Werkatzen sind schon seit Jahrhunderten verfeindet. Doch was passiert, wenn eine Werkatzen nach London zieht? Genau in ein Revier voll von Werwölfen.. Der 18 jährige Ryan wird irgendwann mal der Alpha des Rudels und nimmt seine Aufgabe...