"Warum gehst noch nicht dran?", fragte ich die Stille hinein. Ryans Handy hatte mittlerweile aufgehört zu klingeln. Stattdessen blinkte es jetzt und zeigte eine Nachricht an.
Ryan sah stumm zu seinem Handy und kratzte sich den Nacken. Eine Geste die er immer machte, wenn er am Nachdenken war. In der kurzen Zeit, die ich ihn jetzt kannte, hatte ich diese Geste bei ihm schon oft genug gesehen.
"Ich antworte ihr gleich.", meinte er nur und sah wieder zu mir. Das war nicht ganz das was ich hören wollte.
Ryan studierte eingehend mein Gesicht. "Mach dir bitte keine Sorgen um Matt. Er hat gelernt damit zu leben und vor allem weiter zu leben."
Ich nickte stumm und wischte meine schwitzigen Hände an meiner Hose ab. Ohne weiter auf ihn zu achten griff ich nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Ryan sah mich währenddessen weiterhin an.
"Möchtest du mir sagen, was dich stört?", fragte Ryan mich. Ohne ihn anzusehen schüttelte ich mit dem Kopf und stand auf. Ich ging zu dem Regal, wo Filme und Bücher geordnet einsortiert waren. Eine Vielzahl von Klassikern waren unter den Büchern, aber auch einige neuere waren darunter versteckt.
"Holly ist der Meinung, dass in diesem Haus auch anständige Bücher sein müssten. Sie bringt ihre Bücher, die sie gelesen hat, meist hier her und nimmt sich entweder ein Anderes mit oder kauft sich ein Neues." Seine Stimme klang von hinten sehr weit weg. Verwundert drehte ich mich um und sah, dass Ryan an der Türschwelle zum Flur stand.
"Ich lass dich jetzt besser alleine. Da du anscheint meine Anwesenheit nicht in deiner Nähe haben möchtest." Er klang traurig und enttäuscht. Sofort stieg Panik in mir auf. Ein Teil in mir wollte nicht, dass er geht. Doch Ryan war bereits im Flur verschwunden und keine Sekunde später hörte ich ihn schon die Treppe hoch gehen.
Wütend über mich selber, drehte ich mich wieder zum Regal um und nahm mir ein Buch heraus. Zum Glück hatten Holly und ich den gleichen Geschmack was das Genre anging. Zusammen mit dem Buch ging zurück zum Sofa und ließ mich dort nieder. Die Zeit bis Matt und die Anderen kommen würden, würde ich mich einfach mit lesen beschäftigen. Was wirklich schwierig war, den ich spürte deutlich die Präsens von Ryan im Haus. Und der verräterische Teil in mir wollte zum ihm. Genau der gleiche Teil, der wollte, dass er Sophie endlich sagte, dass sie ihn ein für allemal in Ruhe lassen sollte.
Ich war letzten Endes doch so in dem Buch vertieft gewesen, dass ich es nicht mitbekommen habe, dass Ryan wieder runter zu mir kommen war. Ich schreckte hoch, als ich plötzlich Geräusche aus dem Raum nebenan hörte. Kurzerhand legte ich das Buch auf den Couchtisch und erhob mich. Vorsichtig ging ich in die Richtung wo die Geräusche her kamen.
Zum Vorschein kam eine große moderne Küche. In der Mitte des Raumes befand sich eine Kücheninsel, wo mehrere Zutaten drauf lagen. In der linken Ecke befand sich ein Kühlschrank, der offen war. Davor stand Ryan und schaute nachdenklich in den Kühlschrank.
"Kann ich dir helfen?", fragte ich leise in den Raum. Ryan fuhr erschrocken herum. Sein Gesicht entspannte sich aber wieder, als er sah das ich es war.
"Ich wollte mit dem Teig anfangen, damit er noch ziehen kann. Matt und die Anderen kommen bald. Dann können wir sie zusammen belegen.", meinte Ryan und schloss den Kühlschrank. In der Hand hatte er einen Klumpen frische Hefe. Ich nickte nur und kam näher. Auf der Kücheninsel lagen bereits Mehl und eine Salzpackung.
"Hast du eine Schüssel?" Ich drehte mich fragend zu Ryan um. Der stand noch immer am Kühlschrank und starrte mich an. Als er jedoch meinen Blick bemerkte nickte er abrupt und warf mir die frische Hefe zu. Etwas ungeschickte fing ich sie mit beiden Händen und legte sie zu dem Mehl. Ryan hatte währenddessen einen der vielen Schränke geöffnet und brachte eine Rührschüssel zum Vorschein. Zusammen mit einer Messbecher kam er zu mir und stellte die Sachen ebenfalls zu dem Mehl.
"Okay. Ich wäre dafür dass du das Mehl abmisst und ich die Hefe schonmal mit lauwarmen Wasser vermische.", meinte ich und nahm den Messbecher. Am Wasserhahn maß ich das Wasser ab und packte die Hefe aus. Ich spürte währenddessen seinen Blick im Rücken. Er stach sich quasi durch meine Haut. Doch ich ließ mir nichts anmerken und vermischte die Hefe mit dem Wasser. Hinter mir hörte man Ryan wie er begann das Mehl zu öffnen. Nur zu gerne hätte ich mich umgedreht und ihn beobachtet. Aber ich traute mich nicht. Als die Hefe und das Wasser vermischt waren drehte ich mich ihm und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Die komplette Kücheninsel war voll mit Mehl, inklusive Ryan.
"Was hast du gemacht?", fragte ich und versuchte das Lachen zurück zu halten. Ryan sah mich verlegen an.
"Naja. Die Packung ist mir gerissen, als ich sie öffnen wollte." Er kratzte sich am Hinterkopf und verrieb so das Mehl in seine dunklen Haare, die jetzt grau waren. Das gab mir den Rest. Ich brach in schallenden Gelächter aus und konnte gerade noch die Hefe festhalten, damit sie nicht auf den Boden fiel. Ryan sah mich gespielt empört an, musste sich aber selber ein Grinsen verkneifen. Mir traten vor Lachen Tränen in die Augen. Unter unkontrollierbaren Gelächter stellte ich den Messbecher sicher auf die Ablage und wischte mir die Tränen weg. Als Ryan sah wie ich am Lachen war, konnte er sich sein Grinsen nicht mehr verbergen. Er nahm mit beiden Händen etwas Mehl auf und kam in meine Richtung. Noch immer am lachen ries ich geschockt die Augen auf und entfernte mich von ihm.
"Nein. Ryan bitte nicht.", brachte ich unter lachen heraus und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. Doch er hörte nicht auf mich und kam mir mit einem Grinsen immer näher. Ich ging immer weiter nach hinten und wurden irgendwann von einer Wand gestoppt. Ich saß in der Falle und Ryan kam mir immer näher. Als er kurz vor mir stand Faste ich nach seinen Handgelenken und versuchte seine Hände von mir weg zu bekommen. Er war aber viel Stärker als ich und klatschte seine Mehlhände über meinen Kopf zusammen und das gesamte Mehl fiel mir auf den Kopf. Fassungslos sah ich an.
"Na warte." Ich duckte mich unter seinen Armen hindurch und rannte zum Mehl. Mit einer Hand voll Mehl drehte ich mich zu ihm und schmiss sie in seine Richtung. Er bekam das gesamte Mehl ins Gesicht. Lachend hielt ich mir den Bauch und sah in Ryans fassungsloses Gesicht. Ich wusste selber nicht warum, aber es fühlte sich an als wäre der Knoten zwischen uns beiden gelöst. Ohne mit der Wimper zu zucken nahm ich mir noch mal Mehl in die Hand. Ich drehte mich gerade um und wollte ausholen, als ich von Ryan gestoppt wurde. Er stand genau hinter mir und hielt meine Händen mit seinen Händen fest. Geschockt über den plötzlichen Körperkontakt sah ich mit weit aufgerissen Augen zu ihm hoch. Auch an Ryan schien der plötzliche Kontakt nicht vorbei zu gehen. Er sah mich ebenfalls aus aufgerissen Augen an. In mir fing es an zu kribbeln. Mein kompletter Körper fing damit an. Jedes meiner Nervenenden schienen sich nach Ryan auszustrecken. In mir entwickelte sich ein Verlangen. Ein Verlangen, das ihm noch näher sein wollte. Ohne darüber nachzudenken glitt mein Blick zu seinen Lippen.
Ryan ließ ein Knurren hören. Sofort fuhr mein Blick wieder zu seinen Augen. Die sonst eisblauen Augen, waren jetzt dunkelblau. Der Griff um meine Hände wurde lockerer bis er schließlich komplett weg war. Stattdessen hob Ryan vorsichtig seine Hand und strich mir eine Strähne nach hinten. Die Stelle wo seine Hand meine Haut berührte fing angenehm an zu kribbeln. Ryan hielt mich mit seinen Blick gefangen. Ließ aber seinerseits den Blick zu meinen Lippen gleiten. Ohne darüber nachzudenken befeuchtete ich sie mit der Zunge, was Ryan noch mal Knurren ließ. Sein Blick ging abwechselnd von meinen Augen zu meinen Lippen auf und ab. Wir befanden uns in unserer eigenen kleinen Welt. Ryan senkte leicht seinen Kopf und kam mit seinen Lippen meine immer näher. Sah mir währenddessen weiterhin in die Augen, um genau meine Reaktion mitzubekommen. Als ich seinen Atem auf meiner Lippen spüren konnte, schloss ich erwartungsvoll meine Augen.
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Hey :)
Ich hoffe Euch gefällt das Kapitel.
Für Verbesserungsvorschläge und Ideen habe ich immer ein offenes Ohr. :)
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Werwolf vs Werkatze - My Mate
WerewolfWerwölfe und Werkatzen sind schon seit Jahrhunderten verfeindet. Doch was passiert, wenn eine Werkatzen nach London zieht? Genau in ein Revier voll von Werwölfen.. Der 18 jährige Ryan wird irgendwann mal der Alpha des Rudels und nimmt seine Aufgabe...