Hastig springe ich die Treppen hinab und mir ist egal, wie vielen Leuten ich den Morgen damit vermiese.
Warum musste mein Auto auch gerade heute nicht anspringen? Das war bestimmt ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass dieser Tag nicht gut enden wird und ich besser hätte im Bett bleiben sollen, aber ich kann nicht, nicht heute.
Panisch suche ich das richtige Gleis, wo meine U-Bahn gleich abfährt und verfluche mich dabei, nicht genauer auf den Fahrplan gesehen zu haben.
Die Luft stinkt nach Abgasen und immer mehr Menschen scheinen mir entgegen zu kommen.So ist es auch kein Wunder, dass ich gegen einen unschuldigen Passanten renne, der gerade aus einer Ecke hervorgeschlendert kommt. Im Gegensatz zu mir scheint er alle Zeit der Welt zu haben.
Da das Schicksal aber einen fiesen Galgenhumor hat, muss mir meine Mappe, an die ich den Engeln sei Dank noch gedacht habe, aus der Hand fliegen, sodass sich meine wertvollen Zeichnungen auf dem Boden verteilen.
Ich fluche lautstark, denn eigentlich wollte ich mich mit genau denen an der Kunst Uni bewerben. Ich habe meine Bewerbung eigentlich schon lange abgeschickt, aber sie haben mich erst zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.
Zwar ist diese Uni mehr als angesehen, aber auch furchtbar wählerisch.Und ich kreuze jetzt wahrscheinlich zu spät und mit verschmutzten Zeichnungen auf.
Ist heute zufällig Freitag der 13.?Aber es hat ja keinen Zweck, sich jetzt zu beschweren, weshalb ich mich gezwungenermaßen auf die Knie sinken lasse und meine Zeichnungen zusammensammle.
Plötzlich sind da noch zwei weitere Hände die meine Blätter zu einem ordentlichem Stapel zusammenhäufen und dann auf meinen legen. Es sind schlanke Hände mit langen, beringten Fingern und schwarzem Nagellack.
~Danke.~, murmel ich leise und stopfe die Blätter zurück in die Mappe, bevor ich mich aufrichten will.
~Gern.~, meint eine samtige Stimme und schon erscheint eine dieser karamellfarbenen Hände vor meinem Sichtfeld. Dankbar nehme ich sie an und lasse mich hochziehen.Ich will mich nochmals bedanken, aber gerade kommt eine Durchsage, dass meine Bahn gerade eingefahren ist und da ich nicht noch später sein will, muss ich jetzt los. Das einzige, was ich noch sehe, bevor ich lossprinte, ist ein funkelndes Augenpaar mit einer faszinierenden Farbe.
Die Augen sind nicht schlichtweg Braun, sie scheinen auch einen Hauch von Grün und Gold in sich zu tragen.
Wie diese Augen wohl gezeichnet aussehen würden?
Gedanklich mache ich mir eine Notiz, das mal auszuprobieren, aber jetzt muss ich mich vollends darauf konzentrieren, die Bahn nicht zu verpassen.Tatsächlich kann ich in letzter Sekunde noch in die Bahn springen, bevor sich die Türen hinter mir schließen und der Zug losfährt.
Natürlich ist es im Wagon so voll, dass man noch nicht einmal einen Meter weit gehen kann. An einen Sitzplatz ist da gar nicht erst zu denken.Deshalb klammere ich mich notgedrungen an einer der Haltestangen fest und nehme mir vor, später meine Hände zu desinfizieren. Ich will gar nicht wissen, was vor mir alles an diese Stange gelangt hat.
Wie gern ich jetzt in meinem bequemen Auto sitzen würde, nur begleitet von leiser Musik und der Sitzheizung, die ich beinahe immer anmache, auch im Sommer. Ich bin etwas speziell, aber gerade deswegen will ich auch auf gerade diese Uni.
Aber vor allem wäre es in meinem Auto angenehm still und ich müsste nicht hören, wie ein Mann gerade mit seiner Frau darüber diskutiert, wo denn ihr Strintanga abgeblieben ist oder wie eine Frau gerade unter Tränen mit ihrem Freund Schluss macht.
Ich persönlich genieße ja mein Singleleben. Ich brauche keinen Partner, auch wenn meine kleine Schwester Isabelle das anders zu sehen scheint.
Endlich hält die Bahn an meiner Station und ich lasse mich von der Menschenmasse mitreißen, die hinausströmt und dann auf eine weitere Menschenmasse trifft, die gleichzeitig einsteigen will. Sie wollen wohl nicht verstehen, dass man erst alle rauslassen muss, bevor man selbst einsteigen kann, aber das sind ja Probleme, die schon immer existiert haben.
Ob die Leute in der Steinzeit wohl ähnliche Probleme hatten?Ich weiß es nicht, aber ich habe genug eigene Probleme, um mich auch noch mit den Problemen der ganzen Menschheit auseinanderzusetzen.
Ob es wohl übertrieben wäre, wenn ich jetzt den Boden küsse, die Sonne anbete und gelobe, nie wieder mit der U-Bahn zu fahren?, frage ich mich, als ich endlich wieder in der Oberwelt angekommen bin.
Ich beschließe, dass es ziemlich seltsam wäre, sogar für mich, und renne stadessen weiter.Zum Glück weiß ich, wo ich hin muss, denn sonst wäre ich an dem großen und prachtvollen Gebäude glatt vorbeigelaufen. So jedoch springe ich schnell die Steintreppen hoch und drücke die Tür auf.
Ich stehe in einer großen, lichtdurchfluteten Eingangshalle, an deren Wänden viele Gemälde hängen. Es sieht tatsächlich ein wenig aus wie ein Museum oder eine Galerie, aber ich habe keine Zeit, mich genauer mit den Werken auseinanderzusetzen.
Stadessen steige ich eine große Treppe hinauf und laufe durch mehrere Flure, bis ich am richtigen Raum ankomme.
Kurz bleibe ich stehen und atme tief durch. Dann streiche ich mein dunkles Hemd glatt und fahre mir nochmals durch die Haare. Sie sind ein hoffnungsloser Fall, weshalb ich sie auch nie style.
Dann klopfe ich zweimal an die Tür und warte geduldig auf das Herein.
Schließlich drücke ich die Tür auf und trete in einen Höhrsaal ein.Der Raum ist hell und die blassgelbe Wandfarbe lässt den Raum größer und freundlicher erscheinen.
In der untersten Reihe sitzen drei Leute.Einmal Victor Aldertree, der Leiter der Universität, und zwei Lehrkräfte. Die Frau wirkt mit ihrem Lächeln und den roten Haaren, die sie zu einem losen Dutt zusammengebunden hat, der von einem Stift zusammengehalten wird, ziemlich freundlich, aber auch der dunkelhäutige Mann neben ihr scheint freundlich zu sein. Nur der Leiter bereitet mir etwas Unbehagen, weshalb ich mich ersteinmal räuspere.
~Entschuldigen Sie mein spätes Auftauchen. Mein Auto ist nicht angesprungen und die Bahn hatte Verspätung.~
~Schon in Ordnung. Wir sind auch noch nicht vollzählig.~, winkt die Frau lächelnd ab.~Warum kann dieser Möchtegernkünstler nicht einmal pünktlich sein!~, grummelt Aldertree und malträtiert seinen armen Kugelschreiber.
Ich hingegen lege meine Mappe auf das Lehrerpult hinter mir ab, lehne mich dagegen und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Irgendwie bin ich erleichtert, dass ich nicht so spät bin, wie befürchtet, aber da ist auch diese Neugierde. Wer ist wohl der vierte?
Ich weiß es nicht, aber ich bin nervös, immerhin geht es um meine Zukunft.
Aber auf das, was dann kommt, bin ich nicht vorbereitet, kann ich gar nicht vorbereitet sein.~Weil Künstler ihren Schönheitsschlaf brauchen und die Bahn alles andere als zuverlässig ist.~, antwortet eine bekannte, samtige Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasst.
Langsam sehe ich zur Tür und versinke sogleich in jenen fasziniernden Augen, die ich irgendwann mal zeichnen will.
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Malec-One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...