Ich werde von lauten Stimmen aus meinem Traum gerissen.
Ich öffne träge die Augen und sehe zwei Personen neben meinem Bett stehen, die mich anstarren. Es ist eine Frau in einem grauen Kostüm und schwarzen Haaren, die sie streng nach hinten gebunden hat und ein Mann mit Halbglatze und so grimmiger Miene, dass ich mich frage, wann er wohl das letzte Mal gelächelt hat.
~Endlich bist du wach, Alexander.~, sagt die Frau erleichtert und ergreift meine Hand.
~Können Sie mich bitte Alec nennen? Und ... wer sind Sie überhaupt?~, frage ich verwirrt.Die Art, wie sie meinen vollen Namen sagt, hört sich in meinen Ohren ungewohnt und irgendwie falsch an. Es ist nicht das Alexander meiner Träume, meiner Erinnerungen, welches sich wie Musik in meinen Ohren anhört. Das hier ist eher förmlich und klingt wie abgelesen. Einfach falsch.
~Wir sind deine Eltern, Alec~, erklärt die Frau,~Als wir von deinem Unfall erfahren haben, sind wir direkt aus Boston hierhergekommen. Ich bin ja so erleichtert, dass es dir gut geht.~
~Dann können wir auch gleich die Entlassungspapiere unterschreiben und dich mitnehmen.~, spricht der Mann weiter.~Mitnehmen? Wohin?~
~Nach Hause. Zu uns nach Boston.~, erklärt die Frau.Ich weiß nicht genau, warum, aber bei mir fangen alle Alarmglocken zu schrillen an.
Ich will nicht nach Boston. Ich will hierbleiben.~Ich will aber hierbleiben. Und was ist mit meinem Ehemann?~
~Glaub uns, ein Neuanfang wird uns allen gut tun. Endlich alle Alltlasten loswerden und alle Fehler der Vergangenheit vergessen. Wir starten als Familie neu durch.~~Diese Ehe werden wir natürlich anulieren lassen. Aufgrund deines ... Zustandes wird dein Vater es bestimmt schaffen, dass Scheidungsjahr zu überspringen.~
~Was? Aber das will ich gar nicht.~, widerspreche ich völlig überrumpelt.In mir macht sich ein ganz schlechtes Gefühl breit und ich will, dass sie gehen, aber ich kann doch schlecht meine eigenen Eltern rauswerfen, oder? Sie wollen bestimmt nur das Bese für mich, aber es fühlt sich nicht richtig an, mit ihnen zu gehen.
Die Frau fährt ungerührt fort, als hätte ich nie etwas gesagt~Keine Sorge, Alec. Wenn wir erst in Boston sind, wirst du alles verstehen. Wir vergessen deine Fehler und fangen nochmal von vorn an. Und außerdem ...~
~WAS ZUR HÖLLE MACHT IHR HIER?!~, schreit eine Stimme zornig und wir alle drehen den Kopf zeitgleich zur Tür.
Dort steht Doktor Katzenauge, die Hände in die Hüften gestemmt und starrt meine Eltern so wütend und feindselig an, dass mir ein unangenehmer Schauer über den Rücken läuft.
Ich habe ihn noch nie so erlebt. Er war doch immer freundlich und ich habe geglaubt, er sei die Ruhe selbst.
Tja, falsch gedacht.~Wir sind hier, um unseren Sohn nach Hause zu holen.~
~Jetzt tu nicht so scheinheilig, Robert. Als ob dich sein Wohl wirklich interessieren würde!~, schnaubt er wutentbannt, bevor sein Blick kurz bei mir hängen bleibt,~Raus. Jetzt.~~Du kannst uns nicht verbieten, unseren Sohn zu sehen.~, widerspricht die Frau und ein triumphierendes Funkeln schleicht sich in ihre Augen.
~Ich bin sein behandelnder Arzt und darf euch sehr wohl des Raumes verweisen. Ihr könnt ja zu Doktor Garroway gehen, um euch zu beschweren. Vorerst würde ich mit euch aber draußen sprechen.~Meine Eltern werfen mir noch einen kurzen Blick zu, bevor sie den Raum verlassen. Doktor Katzenauge folgt ihnen, vergisst aber, die Tür hinter sich zu schließen, sodass ich alles mitbekomme. Auch Dinge, die ich wahrscheinlich nie erfahren sollte.
~Wir werden ihn da rausholen.~, sagt die Frau entschlossen.
~Um was zu tun? Ihn mit euch zu nehmen und so zu tun, als wären die letzten fünf Jahre nicht geschehen? Als wäre sein Outing nie passiert?~~Nein. Wir wollen ihn lediglich davor bewahren, erneut einen Fehler zu begehen.~
~Homosexualität ist kein Fehler.~, widerspricht er dem Mann gepresst.~Alec ist verwirrt und jetzt haben wir endlich eine Chance, von vorne anzufangen. Ich weiß, dsss du uns das nicht gönnen willst ...~, beginnt die Frau, wird aber von Doktor Katzenauge unterbrochen.
~Natürlich will ich, dass sich euer Verhältnis bessert, aber das tut es nicht, wenn ihr weiterhin so stur seid und die Wahrheit nicht akzeptieren wollt. Wenn ihr ihn nicht so akzeptiert, wie er ist, was bringt dann ein Neuanfang?~~Wir akzeptieren ihn ja, aber das ist nicht unser Alec. Das, was er gerade ist, das hast du aus ihm gemacht mit deinem Gerede von Liebe und Toleranz. Du siehst ja, wie weit dich das gebracht hat.~, meint der Mann und ich runzel verwirrt die Stirn.
Langsam verstehe ich echt gar nichts mehr.
~Ich kann nichts für den Unfall oder dafür, dass er sich gegen euch gestellt hat. Wir lieben uns und Liebe ist nicht falsch! Solange ihr das nicht versteht, werdet ihr keinen Frieden finden.~
Mir stockt der Atem.
Wir lieben uns?Wie ist das möglich? Ich meine, wir kennen uns doch erst seit meinem Unfall?
Eine kleine Stimme in mir widerspricht leise.
Ich muss ihn schon länger kennen.
Das würde zumindest erklären, warum er scheinbar mein Leben auswendig kennt. Mir die Namem meiner Geschwister und Freunde sagt und mir noch ganz andere Dinge erklärt, die kein normaler Arzt kennen sollte.~Wir werden Frieden finden, sobald wir in Boston sind.~, behaart die Frau auf ihrem Standpunkt.
~Das werde ich nicht zulassen! Ich werde nicht zulassen, dass ihr mir meinen Mann wegnehmt!~
~Er erinnert sich doch nicht mehr an dich, oder? Er kann sich nicht an eure Ehe erinnern. Es ist so, als wäre sie nie geschehen, nicht wahr?~, fragt die Frau.~Geht.~
~Aber ...~
~Geht einfach!~, schreit er und tatsächlich höre ich Schritte, die sich entfernen.Dann wird die Tür geöffnet und Doktor Katzenauge ist zurück.
Anfangs versucht er noch zu lächeln, aber als er meine ernste Miene sieht, gibt er auf.~Du hast alles mitgehört, oder?~
~Jedes einzelne Wort.~~Ich ... es tut mir so leid. Alexander, ich...~
~Nein.~, widerspreche ich, obwohl alles in mir kribbelt, als er meinen Namen sagt.Das ist das Alexander, das ich kenne und eigentlich auch liebe, aber jetzt weiß ich einfach nicht, was ich fühlen oder denken soll.
~Ich bin also Alexander Lightwood-Bane? Dein Ehemann?~
~Dein Zweitname ist Gideon.~, fügt er leise hinzu, während er zu Boden blickt.Der Anblick tut mir irgendwie im Herzen weh, denn er sieht so traurig und niedergeschlagen aus. Auch wenn ich mich noch immer nicht an ihn erinnern kann, so weiß ich jedoch, dass ich diesen Anblick hasse.
~Und du hast mir die ganze Zeit nichts gesagt~, stelle ich fest,~Ich kann mich zwar nicht an dich erinnern, aber ich glaube, dass Ehrlichkeit einen hohen Stellenwert in unserer Beziehung hat und trotzdem hast du mich angelogen. Tagelang. Ich habe dir vertraut.~
~Ich weiß. Es ist nur ...~
~Bitte~, widerspreche ich traurig,~Nicht jetzt. Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.~Sein Kopf schießt hoch und er blickt mich mit Tränen in den Augen an.
~Bitte geh nicht mit ihnen! Du weißt noch nicht alles über sie. Oder überdenke deine Entscheidnung wenigstens gründlich. Ich kann dich nicht verlieren!~
~Ich weiß gerade nicht, was ich denken soll~, antworte ich ehrlich,~Bitte geh einfach.~
~Ok. Aku ... Ach, vergiss es.~, meint er mit erstickter Stimme und verlässt niedergeschlagen mein Zimmer.Die Tür fällt leise hinter ihm zu und mindesens genauso leise zerbricht mein Herz in tausend Stücke.
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Malec-One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...