Zu Spät Teil 2

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~Mr Bane! Schön, dass Sie sich auch mal dazu entschieden haben zu kommen!~, ruft Aldertree und seine Stimme tropft nur so vor Ironie.

Aber darauf achte ich kaum. Dazu ist mein inneres Fangirl, welches schreiend im Kreis herum rennt und einer Ohnmacht nahe ist, zu laut.

Magnus Bane ist mit Abstand mein Lieblingskünstler! Ich liebe seine Street-Art Kunst und habe ihn bereits vergöttert, als er noch gar nicht berühmt war.

Mich fasziniert einfach die Art und Weise wie unbeschwert und gezielt er Farbe benutzt und dass es ihm egal ist, wenn er mit seiner Kunst unangenehme Themen anspricht, die die Gesellschaft gern unter den Teppich kehren würde. Er ist außerdem berühmt dafür, mit allen Gegenständen auf jeder Oberfläche zu malen, sei es ein Blatt Papier, eine Hauswand oder einen Zug. Früher wurde er dafür öfters verhaftet, aber jetzt, da er so bekannt ist, lädt man ihn sogar dazu ein, dass er einem die Hauswand besprüht. Ich glaube, dass eine Fingermalerei von ihm mal für mehrere tausend Dollar den Besitzer gewechselt hat.

Magnus Bane strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und vielleicht bewundere ich ihn auch, weil er etwas geschafft hat, wovor ich mich seit Jahren drücke. Er hat sich öffentlich als bisexuell geoutet und steht dazu, trotz der abwertenden Kommentare, die er dafür auf den sozialen Medien bekommt.

Er steht zu dem, was er ist und was er tut, sei es seine Kunst oder seine Kleidung, die stets auffällig und nicht selten historisch angehaucht ist. Heute jedoch trägt er etwas ziemlich Schlichtes. Wenn man eine zerschlissene, bunt befleckte Jeans und eine schwarze Weste über einem ebenfalls mit buten Farbklecksen übersähten Hemd als schlicht bezeichnen kann.

~Ich weiß! Eigentlich wollte ich noch einen Kaffee trinken, aber dann habe ich gedacht, dass ich unseren Neuling nicht im Stich lassen kann.~, meint Mr Bane ausgelassen und mit einem strahlenden Grinsen, bevor er plötzlich auf mich zukommt.

Mein inneres Fangirl steckt wohl auch schon mein Herz an, denn es klopft mir bis zum Hals, als er mir die Hand entgegenstreckt.

~Entschuldigung. Sie sind so schnell verschwunden, dass wir uns noch gar nicht vorgestellt haben. Ich bin Magnus Bane, auch wenn Sie so aussehen, als wüssten Sie das bereits.~

Ich stehe da wie eine Salzsäule und in meinem Kopf herrscht der reinste Papierstau. Magnus Bane, mein Idol, will meine Hand schütteln?
Mein Fangirl umklammert mein Herz und nun springen beide freudig auf und ab.
Mein Verstand befördert mich mit einem Tritt zurück in die Realität, in der ich diese Hand endlich ergreife und sie wirklich schüttel.

Sie ist so warm und weich und kurz bilde ich mir ein, dass er mit dem Daumen zart über meinen Handrücken streicht.

~Und Sie sind?~, hilft er mir auf die Sprünge.
Shit, da war ja was.
~A-Alec Lightwood.~, bringe ich lächelnd hervor.

Mir fällt auf, dass er noch immer meine Hand hält und obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, diese Verbindung, die meine Organe zum Durchdrehen bringt, zu unterbrechen, so tue ich es und halte ihm stadessen lächelnd die Mappe hin.

Er nimmt sie an und setzt sich dann auf den freien Platz links von Aldertree.
Dieser schnappt sich sogleich die Mappe und schlägt sie auf. Er verteilt meine Zeichnungen an die anderen, die diese interessiert mustern.

Ich trete nervös von einem Bein aufs andere und will einfach nur hier weg.

~Warum sind ihre Blätter so schmutzig? Das ist nicht das, was ich mir von einer Vorzeigearbeit wünsche. Das ist inakzeptabel.~, beschwert sich Aldertree.

~Also ich finde es genial.~, widerspricht Mr Bane und erntet dafür verwirrte und entrüstete Blicke.

~Wieso?~
~Die Art, wie er schonungslos Kontraste aufeinanderprallen lässt, ist faszinierend. Die ordentliche Zeichnug ist das komplette Gegenteil von dem verschmierten Blatt, auf dem sie ist, aber trotzdem harmonieren beide, weil sie ohne einander nicht auskommen. Sie passen zusammen, weil sie eben nicht zusammenpassen.~, erklärt Mr. Bane.

Wieder fällt mein Fangirl in Ohnmacht. Er nimmt mich in Schutz. Das wird mir Izzy niemals glauben.

Nach Außen hin versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, sondern nicke stadessen nur.
~Genau das war meine Intension. Natürlich bin ich sonst jemand, der seine Aufgaben sehr gewissenhaft und konzentriert erledigt.~

~Das ist gut. Wie sieht es mit ihren Entwürfen aus? Woher hatten Sie die Ideen?~, fragt die Rothaarige neugierig.

So geht es dann weiter.
Während Aldertree leicht gereizte Fragen stellt, die mir oft etwas zu persönlich und anfeindend sind, kommen von der rothaarigen Frau, Miss Fairchild und ihrem Kollegen Mister Graymark, Fragen zu meiner Technik, meinen Ideen und Inspirationen.

Diese Fragen kann ich meist ganz gut beantworten, denn darauf habe ich mich vorbereitet.

Ganz im Gegensatz zu den Fragen von Mr Bane, bei denen ich immer erst nachdenken muss. Er stellt so unterschiedliche Fragen, manche sind zu meiner Person und andere zu meiner Kunst. Er scheint kein spezielles System zu haben, aber dennoch liegt es nur an ihm, dass ich während dem Verhör so ruhig bin und alles geduldig über mich ergehen lasse.

Mich fesselt einfach das Funkeln seiner, mit schwarzen Eyeliner umrandeten, Augen, wenn er mich ansieht oder die Art, wie er sich akribisch Notizen macht, wenn ich auf etwas geantwortet habe. Er scheint sich wirklich für mich und meine Antworten zu interessieren, so aufmerksam wie er mich beobachtet.

Er beschert mir in regelmäßigen Abständen eine angenehme Gänsehaut, die ich beinahe schon vermisse, als ich anschließend aus dem Raum geschickt werde.

Ich setze mich auf eine Fensterbank und ziehe meine Beine heran.
Die Wartezeit ist unerträglich. Vor allem, weil es wohl keine klare Entscheidung gibt, den lauten Stimmen nach zu urteilen.

Es wird viel diskutiert und obwohl ich nicht genau verstehe, um was es geht, so kann ich hören, dass vor allem Aldertree und Mr Bane viel zu besprechen und vor allem zu widersprechen haben.

Für mich scheinen Jahre vergangen zu sein, bis sich endlich die Tür öffnet und ein wutentbrannter Aldertree hinausstürmt. Er beachtete mich nicht, aber das ist auch gut so. Er ist mir irgendwie unsympathisch und ich würde ihm am liebsten aus dem Weg gehen.

Als nächstes verlässt Mr Bane den Raum und im Gegensatz zu Aldertree nimmt er von mir Notiz. Kurz zwinkert er mir zu, bevor auch er geht.

Ich werde natürlich rot, während mir mein Herz beinahe aus der Brust springt. Was das wohl zu bedeuten hat?

Als nächstes tritt Miss Fairchild heraus und kommt direkt auf mich zu. Ich lasse mich von der Fensterbank gleiten und sehe sie mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung an.
Wurde ich angenommen?

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt