Gott, ich bin so nervös! Noch nervöser, als ich es beim Date schon war, dabei ist das hier doch absolut harmols!
Ich stelle mich an, ich weiß, aber ich kann nicht verhindern, dass ich wie paralysiert auf die hellbraune Tür vor mir starre, unfähig zu klingeln. Ich stehe hier bestimmt schon seit über fünf Minuten, aber ich schaffe es einfach nicht, auf das weiße Schildchen neben der Tür zu drücken.
Meine Hände zittern einfach wie verrückt und automatisch drücke ich die Jacke in meinen Händen fester an mich.
Vielleicht könnte ich auch einfach unbemerkt von hier verschwinden und später wiederkommen. Oder gar nicht mehr, was auch mehr als verlockend klingt ...
Nein, ich muss das tun. Er hätte das bestimmt auch getan.
Ich bin nicht umsonst durch die halbe Stadt gefahren und habe mich so lange vor sein Haus gestellt, bis mir seine Nachbarin aus Mitleid die Tür geöffnet hat -auch da habe ich bereits dieses Klingel-Problem gehabt.
Die ältere Dame hat aber nur nachsichtig gelächelt, als sie mir die Tür aufgehalten hat, damit ich mit peinlich berührten Lächeln und einem leisen Danke durchschlüpfen konnte.
Ich nehme also meinen ganzen Mut zusammen und drücke hastig auf die Klingel, bevor ich die Hand schnell wieder zurückziehe und die Augen zusammenkneife.
Wenig später wird die Tür aufgerissen und mir steht eine hübsche Schwarzhaarige gegenüber, die mich freundlich anlächelt.
Mir sinkt der Mut und macht einem bitteren Gefühl der Enttäuschung Platz.Er hat eine Freundin.
Das kann auch nur mir passieren.~Hallo. Was kann ich für Sie tun?~, fragt die Schönheit mich.
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und erinnere mich sogleich an mein Vorhaben. Gut, dass ich bereits hier bin, dann muss er mich kein drittes Mal zu Gesicht bekommen.
~Hallo. Ich ... wollte nur diese Ja-jacke zurückgeben. Sie ge-gehört Alexander.~
Es schmerzt, seinen Namen auszusprechen, aber es hat keinen Zweck. Zögernd strecke ich ihr die schwarze Lederjacke entgegen, die er mir bei unserem ersten Date um die Schultern gelegt hat.
Zu gut erinnere ich mich an diesen Augenblick.
Nach einem schönen Abendessen in einer Pizzeria haben wir noch einen Spaziergang durch den Park gemacht. Es war bereits dunkel und kalt, aber wunderschön. Doch irgendwann begann ich unter meinem dünnen Jacket zu zittern -ich habe nicht mit diesem Spaziergang bei Nacht gerechnet.
Wie selbstverständlich hat er dann seine Lederjacke abgestreift und sie mir über die Schultern gelegt.
Natürlich habe ich ihn gefragt, ob er denn nicht friert, aber er hat nur lächelnd den Kopf geschüttelt.Sein Lächeln ist einfach umwerfend. Dann hat er nur gesagt, dass er zufrieden wäre, wenn es mir gut geht. Ich wäre gerne zu einer kleinen Glückspfütze zusammengeschmolzen.
Jetzt will ich eher aus Scham im Boden versinken. Natürlich ist so jemand wie er nicht single.
Nur warum hat er mich angelogen? Er schien doch so aufrichtig zu sein.
Jetzt fühle ich mich einfach nur scheiße.
Ich warte gar nicht nehr auf die Reaktion von Alecs Feundin, sondern drücke ihr einfach die Jacke in die Hand und verabschiede mich hastig.Dann stürme ich beinahe die Treppen hinunter und stürze ins Freie.
Während ich gesenkten Haupts zu meinem Auto gehe, das natürlich gefühlte kilometerweit weg geparkt ist, frage ich mich, warum ich eigentlich nie Glück in der Liebe habe.
Klar, ich bin mehr als schüchtern und falle bei jedem Kompliment beinahe in Ohnmacht, aber das ist doch noch lange kein Grund, ständig ausgenutzt zu werden, oder?
Was hatte Alec mit diesem Date eigentlich bezweckt? Läuft seine Beziehung etwa so schlecht, dass er nach einer netten Affäre Ausschau hält oder war er nur auf das Eine aus?
Ich weiß es nicht, aber ich will auch nicht darüber nachdenken.
Plötzlich donnert es und wie aufs Stichwort beginnt es zu regnen. Nein, zu schütten. Ich fluche auf und stelle mich schnell unter ein kleines Vordach, um nicht völlig durchnässt zu werden. Warum habe ich eigentlich nur Alexanders Jacke mitgenommen und nicht zusätzlich noch meine?
Heute ist echt nicht mein Tag.
Hoffnungsvoll sehe ich in die grauen Wolcken hinauf, aber es sieht nicht so aus, als würde der Schauer bald vorüberziehen.
Plötzlich höre ich platschende Schritte und wenig später eilt ein Passant mit hochgeschlagender Kapuze an mir vorbei. Er hat's offenbar eilig.
Ich will den Blick bereits wieder abwenden, aber dann bemerke ich die Rückseite seiner Jacke. Zwei aufgenähte Engelsschwingen in Schwarz...
~Alexander?~, frage ich verwirrt.
Wie vom Blitz getroffen bleibt der Passant stehen und dreht sich zu mir. Es ist tatsächlich Alexander, der mich gleichermaßen überrascht wie erleichtert ansieht.
Schnell stellt er sich ebenfalls unter das Vordach, bevor er die schwarze Stoffkapuze seines Hoodies zurückschlägt und sich einmal durch die flauschig aussehenden Haare fährt.
~Magnus! Was hast du denn vor meiner Wohnung gemacht und warum bist du abgehauen?~, fragt er mich direkt.
Ich wende den Blick ab und spiele unsicher am Saum meines dünnen Langarmshirts herum.
Was soll ich jetzt darauf antworten?Dass ich ihn nicht stören wollte, wenn er gerade offensichtlich etwas mit seiner Freundin gemacht hat?
Dass ich geschockt und wütend auf mich selbst war, weil ich mich wieder habe verarschen lassen?~Magnus rede mit mir, wenn du es schon nicht mit meiner Schwester wolltest.~, sagt er nun und steht ganz nah vor mir.
Seine Brust berührt meine und sanft drück er mein Kinn hoch, sodass ich in seinen blauen Augen versinken kann.
Nur langsam dringt seine Antwort zu mir durch und augenblicklich verfärben sich meine Wangen wahrscheinlich purpurrot.
~Deine Schwester? I-ich d-dachte sie wäre d-eine Freundin und dass du mich nur ausgenutzt hattest und ... Gott, es tut mir so leid! Sie muss mich jetzt wahrscheinlich für den letzten Irren halten! Wie stehe ich denn jetzt vor ihr da!? Ich dachte doch nur, s-sie ist so hübsch und d-du ... du auch und dass ich dir so doch kaum das Wa-asser reichen kann und ...~
Zwei warme Lippen legen sich auf meine und unterbrechen so meine Tirade der Panik.
Mein Kopf ist plötzlich vollkommen leer und ich fühle mich ganz leicht. Es ist so schön und ich will, dass dieser Augenblick nicht endet. Oder wenn, dann will ich ganz viele Wiederholungen davon.
Langsam löst er sich von mir und ich sehe atemlos zu ihm auf. Mein Herz schlägt rasend schnell und noch immer habe ich das Gefühl zu fliegen.
~Denk nicht immer so viel nach. Meine Schwester hat keinen schlechten Eindruck von dir. Sie findet dich süß und will dich kennenlernen. Außerdem bist du in meinen Augen mehr als hübsch, sonst hätte ich dich nicht geküsst. Aber du bist noch so viel mehr als das und deshalb würde ich noch nicht einmal im Traum daran denken, dich auszunutzen. Alle Fragen beantwortet?~
~Fast.~, flüstere ich beschähmt.
~Und was willst du noch wissen?~
~Kannst du das nochmal machen? Mich küssen, meine ich.~, frage ich schüchtern und ernte dafür ein warmes Lächeln, bei dem mir das Herz aufgeht.~Immer.~ antworte er nur und küsst mich nochmal.
Und darauf folgen noch viele weitere Küsse.
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Malec-One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...