~Lorenzo war mein Lehrer und als dieser immer etwas speziell. Er hat den Körperkontakt nie gescheut und war auch immer sehr offen. Er war bei Weitem nicht mein Lieblingslehrer, aber er war ok. Irgendwann hat er dann mit anzüglichen Kommentaren angefangen, nicht nur bei mir, eigentlich bei allen. Viele haben darüber gelacht, die, die es betraf, haben peinlich berührt geschwiegen und ich ... naja, damals war ich sehr direkt oder habe zumindest so getan, weshalb ich stets gekontert habe. Ich habe das alles als Spaß betrachtet bis ... er mich wegen einer vergessenen Hausaufgabe angehalten hat. An diesem Tag hat er mich das erste Mal angefasst und ich fand es grauenhaft, einfach nur ekelhaft. Ich meine, er war mein Lehrer verdammt! Aber ich konnte ihn auch schlecht melden, denn wer würde mir schon glauben? Ich war schließlich die offen bisexuelle Dramaqueen, der Exot. Ich konnte auch schlecht zu meinen Eltern gehen, meine Mutter ist tot und mein Vater existiert nur in Form von einem imens hohen Taschengeld, welches er mir jeden Monat überweist. Ich war einfach nur wehrlos und das hat er schamlos ausgenutzt. Immer nach der Stunde, immer dasselbe Spiel. Ich konnte einfach nicht weg! Und danach habe ich mich immer so geschämt. Das Ganze ging ein Jahr lang und irgendwann habe ich all die widerlichen Berührungen einfach so hingenommen. Aber anscheinend hat ihm das nicht gereicht, er wollte mehr.
Er hat gedroht, mich wegen dem von der Schule werfen zu lassen. Sein Plan war, wenn ich nicht nachgab, ihn selbst als das Opfer hinzustellen und mich als Täter. Ich habe bereits alle Hoffnung aufgegeben, aber es kam nie zu dem finalen Schritt. Eine Mitschülerin hat versehentlich mitbekommen, wie er mich bedrängt hat und hat vorsorglich die Polizei verständigt, die im letzten Moment gekommen ist. Meine Hose war bereits unten. So jedoch ist Lorenzo ins Gefängnis gekommen und ich habe fluchtartig die Stadt verlassen und bin nach New York gezogen. Ich war zwei Jahre in Therapie, um das alles zu verarbeiten. Mein Psychologe Doktor Fell hat mir dabei sehr geholfen. Ich habe ihn und seine Arbeit bewundert, denn er hat mich verstanden und mir wirklich zugehört, wenn ich etwas zu sagen hatte und geschwiegen, wenn ich nichts erzählen wollte. Ich wollte ebenfalls anderen Menschen so helfen, wie er mir ...~
~Und deshalb studierst du Psychologie.~, sage ich leise.Er nickt und drückt sich noch enger an mich. Noch immer zittert er leicht, aber ansonsten ist er ganz still.
Wäre die Situation eine andere, hätte ich diese Umarmung genossen und hätte ganz allein auf mein schnell schlagendes Herz gehört und ihn womöglich sogar geküsst, aber so? Nein, jetzt scheint diese Umarmung eher eine Notwendigkeit, eine Maßnahme, dass wir nicht zerbrechen und dass uns die Schatten der Vergangenheit nicht vollständig einholen können.
~Ich hatte so Angst, als er plötzlich wieder vor mir stand. Wieder war ich so hilflos. Zum Glück warst du da, Alexander. Ich wüsste nicht, was sonst passiert wäre.~, nuschelt er, währemd er seinen Kopf tief in meiner Halsgrube vergräbt.
Ich streiche ihm sanft über den Rücken.
~Für mich war das selbstverständlich. Ich wollte nicht, dass mir dieser Kerl noch jemanden nimmt, den ich gern habe.~
~Dein Ex?~Ich nicke zur Antwort.
~Ich habe bei seinem Anblick einfach nur noch rot gesehen und gehandelt, ungeachtet der Kosequenzen.~Dann schweigen wir, halten uns weiter ihm Arm und genießen die Ruhe.
Auch ich beruhige mich langsam wieder, denn der Gedanke, dass es Magnus gut geht, tilgt vorübergehend jegliche Sorgen.Kaum zu glauben, dass ich innerhalb eines Tages jemandem so vertrauen kann.
Vielleicht liegt das auch am Valentinstag. Man lernt Leute kennen, mit denen man sich schnell gut versteht und für die man sich nach dem zweiten Blick auch sehr interessiert, in die man sich vielleicht sogar verknallt. Einfach, weil das Schicksal gerade heute eine Lotterie mit einer hohen Gewinnchance spielt.
Magnus ist auf alle Fälle mein heutiger Gewinn und ich muss sagen, es hätte mich schlimmer treffen können.
Plötzlich fängt sein Körper erneut an zu beben und reflexartig drücke ich ihn wieder fester an mich, bis mir auffällt, dass er lacht.
~Was ist so lustig?~, frage ich und schiebe ihn so weit von mir weg, dass ich sein breites Grinsen sehen kann.
Zwar schimmern in seinen Augen noch immer die Tränen, die er während seiner Erzählung vergossen hatte, aber darunter strahlt mir eine Belustigung und Freude entgegen, bei der mir das Herz aufgeht.
~Ich hätte mir unser erstes Date etwas anders vorgestellt.~, meint er nun und wischt sich einmal über die Augen.
Dabei verwischt er seinen Eyeliner ein wenig, aber für mich hat er nie schöner ausgesehen.
Ich bin gerade etwas kitschig, ich weiß.
~Ich glaube nicht, dass man das überhaupt als Date einstufen kann.~
~Stimmt, es war viel besser.~, sagt er grinsend.
~Ich wollte eigentlich sagen, dass ich dich nicht eingeladen habe und es deshalb kein Date ist, aber das, was du gesagt hast, ist auch ok.~~Wer sagt hier, dass du mich einlädst?~, fragt er herausfordernd und stemmt die Hände in die Seiten.
Damit sieht er aber einfach nur niedlich aus, weshalb ich ihm sanft über die Wange streiche.
Kurz zuckt er zusammen, lehnt sich dann aber schnell in die Berührung.
~Entschuldige, nur eine Nachwirkung.~
~Schon gut~, beschwichtige ich ihn,~Außerdem ist es doch klar, dass ich dich einlade. Ich bin ein Gentleman!~~Ein grimmiger, unfreundlicher Gentleman ~, hält er dagegen,~Aber eben meiner.~
Mit diesen Worten überbrückt er den kleinen Abstand zwischen uns und legt seine Lippen schnell auf meine, als hätte er Angst, sonst den Mut zu verlieren.
Obwohl der Kuss etwas ungeschickt ist, entfacht er in mir ein kribbliges Gefühl, vielleicht sogar das legendäre Feuerwerk, von dem immer alle sprechen.
Auf alle Fälle kann ich sagen, dass ich vor Glück nahezu platze und beinahe etwas enttäuscht bin, als er sich wieder von mir löst.Mit leicht roten Wangen sieht er mich an.
~Wer sagt, dass ich dir gehöre?~
Er zieht einen Schmollmund.
~Ich natürlich!~, meint er,~Morgen Spaziergang im Park?~
~Um neun mit anschließendem Frühstück?~
~Du zahlst.~~War ja klar, dass da noch ein Hacken kommt~, seufze ich theatralisch und verdrehe die Augen,~Ich würde mich freuen. Und noch mehr freuen würde es mich, wenn du zu mir gehörst.~
~Macho.~
~Sag bloß, ich soll mich anders verhalten?~
~Doch nicht mein grummeliger Gentleman!~, sagt er mit schelmisch funkelnden Augen, bevor seine Hände zu meinem Nacken wandern.Dann beugt er sich erneut vor und wir küssen uns nochmal.
Vielleicht ist der Valentinstag gar nicht so bescheuert.
Ich meine, natürlich ist es nur ein Tag, den man nur extra kitschig und groß aufzieht, aber er schafft es auch, diese, von Außen, so unperfekten Momente auf jeden so zuzuschneiden, dass sie wieder perfekt sind.Und diese kleinen, kitschigen, romantischen und unperfekt perfekten Momente machen schlussendlich einen Tag wie diesen doch aus, oder nicht?
DU LIEST GERADE
Malec-One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...