Das Leben in einer WG Teil 3

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Irgendetwas kitzelt mich in der Nase.
Ich kräusel sie, aber dieses Etwas geht nicht weg und so schlage ich gezwungenermaßen die Augen auf.

Die Sonne scheint bereits in mein Zimmer, erhellt alles und es sieht schon jetzt danach aus, dass es wieder ein heißer Sommertag wird. Die Sonne beleuchtet auch das schwarze Etwas vor meinem Gesicht und kurz runzel ich verwirrt die Stirn, bis mir der gestrige Abend wieder in den Sinn kommt.

Der Filmabend mit meinen Freunden. Magnus' ständige Annäherungsversuche. Er und die Mädchen vor der verschlossenen Tür ihrer WG. Magnus ungeschminkt in meinem Zimmer. Das Gerammel der anderen, während Magnus einen winzigen Teil seiner Mauern für mich einriss.

Ich erstarre, als ich mit meiner gedanklichen Wiederholung des gestrigen Tages bei dem Punkt ankomme, an dem ich neben ihm eingeschlafen bin.

Anscheinend haben wir uns in der Nacht auf meinem schmalen Bett so gedreht, dass ich nun hinter ihm liege und er sich in meine Arme kuschelt. Unsere Hände sind miteinander verschränkt.

Mein Herz fängt an schneller zu schlagen, denn das ist völlig neu für mich. Ich bin noch nie neben einem anderen Mann aufgewacht, noch dazu in dieser Position.

Natürlich habe ich mir das mal vorgestellt, obwohl meine Partner bei diesen Fantasien stets gesichtslos blieben. Nie hätte ich gedacht, dass ich ausgerechnet mit Magnus Bane mal so aufwachen werde.

Es fühlt sich irgendwie ... schön an, sehr entspannt. Ich fühle mich wohl und mir gefällt es, dass Magnus sich regelrecht an mich presst und meine Arme schützend um sich gezogen hat und nicht gewillt ist, mich loszulassen.

Sein oder eher mein Shirt ist etwas hochgerutscht, sodass meine Hand die nackte Haut seines Bauchs leicht berührt.

Das, was mich geweckt hat, waren seine tiefschwarzen Haare, die ohne Gel erstaunlich weich sind.

Mir gefällt das hier so sehr, dass ich am liebsten gleich wieder wegdämmern will, um dieses angenehm warme Gefühl der Geborgenheit noch länger zu genießen, aber da wird auch schon die Tür aufgerissen und Izzy erscheint im Türrahmen.

Sie will offensichtlich alle mit ihrer Stimme wachkrähen, wie der berühmte Hahn am Morgen, als sie mich und Magnus, aber vor allem unsere Position, sieht. Ihr klappt die Kinnlade runter und sie zieht überrascht die Augenbrauen nach oben, bevor sie breit grinst.

Ich hebe leicht den Kopf und sehe sie warnend an. Ich will nicht, dass sie Magnus aufweckt. Er soll weiterschlafen ... Ok, er soll in meinen Armen weiterschlafen.
Machen wir uns nichts vor.

Zum Glück scheint sie meine stille Aufforderung zu verstehen, denn nun sieht sie mich skeptisch an, bevor sie leise die Tür wieder schließt. Ich atme erleichtert auf und lasse mich zurück ins Kissen sinken.

Dennoch scheint Magnus Izzys kurze Anwesenheit irgendwie bemerkt zu haben, denn er wird unruhig und lässt meine Hände los. Dann dreht er sich auf den Bauch. Blöd nur, dass da, wo er sich hindreht, kein Bett mehr ist und so plumst er unsanft auf den Boden.

Ich höre ein ersticktes Keuchen, bevor er verschlafen den Kopf hebt und mich ansieht. Ich muss mir ein Aufseufzen verkneifen, denn er sieht wirklich süß aus, so mit den verwuschelten, in alle Richtungen abstehenden, Haaren und dem verknautschten Gesicht.

~Alexander?~, fragt er mich mit einer rauen Morgenstimme.

Ich kichere leicht, weil er so desorientiert klingt.
~Guten Morgen, Schlafmütze.~
~Wie spät ist es?~

Ich schaue auf den Wecker und stelle verwundert fest~Schon elf Uhr.~
~Hab Hunger.~, nuschelt er.

Jetzt ist er irgendwie noch süßer, oder zumindest sieht sein verschlafenes und mürrisches Gesicht sehr niedlich aus.

~Dann sollten wir mal frühstücken gehen. Ich glaube, Izzy wollte uns schon holen, aber da hast du noch geschlafen.~

Magnus nickt nur, während er sich aufrappelt und das Shirt glattstreicht.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder sich etwas anzuziehen, schlurft er aus meinem Zimmer.

Ich hingegen ziehe mir noch kurz ein T-Shirt über, bevor ich ihm folge.

Wie bereits vermutet, sitzen die anderen schon auf der Couch und vertilgen Brötchen und Kaffee.

~Morgen.~, grüße ich und quetsche mich wieder an den Rand des Sofas, bevor ich zu einem der Coffe to go Becher greife. Anscheinend war einer zuvor beim Becker um die Ecke.

~Morgen, Alec. Oder sollte ich doch eher sagen, gute Nacht? Du siehst müde aus.~, stellt Jace fest, obwohl er selbst kaum besser aussieht.

Tatsächlich habe ich in dieser Nacht nicht besonders viel geschlafen. Meine Gedanken an Magnus haben mich nämlich wach gehalten. Der wenige Schlaf war dafür aber überraschend gut.

~Ich habe definitiv mehr geschlafen als du.~, antworte ich trocken und verspüre eine große Genugtuung, als sowohl er als auch Clary rot werden.

Dann nehme ich einen großen Schluck meines Kaffees.

~Nettes Kleid, Magnus~, stellt Izzy mit einem breiten Grinsen fest.

Magnus verschluckt sich beinahe an seinem Kaffee und hustet lautstark.
~Das ist Alexanders Shirt.~, antwortet er nun und wirkt doch tatsächlich verlegen, als er herzhaft in sein Nutellabrötchen beißt.

~Ich hab ihm meins geliehen, weil er eins zum Schlafen gebraucht hat. Das war's auch schon.~, werfe ich verteidigend ein und ernte dafür einen unergründlichen Blick seinerseits.
~Schon ok. Wollen  wir vielleicht die Serie weiterschauen?~, wechselt Simon das Thema.

~Macht das. Ich geh duschen, wenn's euch nichts ausmacht.~
~Ach deshalb müffelt es hier so!~
~Klappe, Blondie.~, sagt Magnus, zwinkert Jace aber freundschaftlich zu.

Dann steht er auf und geht langsam aus dem Wohnzimmer.
Als ich mich dabei erwische, wie ich ihm auf den Hintern starre, der von meinem Shirt nur gerade so bedeckt wird, werde ich rot und wende mich schnell wieder de Fernseher zu.

Sofort bin ich wieder mitten im Geschehen der Schattenwelt, aber irgendwann kann ich den Druck auf meiner Blase nicht mehr ignorieren. Und dabei ist im Moment der heiße Hexenmeister zu sehen, der sich gerade um den verwundeten Leitwolf kümmern muss!

Mit knirschenden Zähnen stehe ich auf, denn lieber verlasse ich so eine Szene, als unsere Couch mit noch mehr Flüssigkeiten zu verschmutzen.

Vor der Badtür bleibe ich kurz unschlüssig stehen, immerhin ist Magnus gerade da drin.
Allerdings ist die Dusche aus, weshalb er sich wohl im Moment anzieht. Es hätte also überhaupt nichts zu bedeuten, wenn ich jetzt da rein gehe, oder?

Ehe ich mich entscheiden kann, wird die Tür einen Spalt breit aufgemacht und Magnus steckt den Kopf raus. Seine Haare sind noch immer nass und anscheinend trägt er nicht mehr als ein Handtuch um die Hüften. Ich schlucke und spüre eine verräterische Wärme im Gesicht.

Krampfhaft versuche ich mich auf sein Gesicht und nicht seinen halbnackten Körper zu konzentrieren, was bei dieser Nähe und seinem Duft alles andere als leicht ist. Warte ... hat er etwa mein Shampoo benutzt oder warum riecht er sonst nach Orange?

~Alexander?~, fragt er und sieht leicht lächelnd zu mir auf,~Wenn du schon hier bist, könntest du mir vielleicht meine Klamotten aus deinem Zimmer holen? Es wäre zwar eine Schande, meinen Traumkörper zu verstecken, allerdings wäre mir das vor den anderen dann doch sehr unangenehm.~
~Kein Problem.~

Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe in mein Zimmer -mein dringendes Bedürfnis ist vorerst vergessen.

Suchend sehe ich mich nach seinen Klamotten um und finde sie zerwühlt auf meinem Schreibtisch. Magnus hat es anscheinend nicht so mit Ordnung.

Lächelnd greife ich nach seinem Shirt und dann nach seiner Hose.

Plötzlich höre ich etwas klirren. Verwirrt ziehe ich die Augenbrauen hoch, als ich mich runterbeuge und dieses Etwas aufhebe.

Es ist ein Schlüssel. Ein Wohnungsschlüssel.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt