Malec-One Shots

Mr Perfect Teil 1

Er ist so heiß.
Wie kann jemand nur so gut aussehen?
Mist, er sieht wirklich gut aus.
Bin ich schon im Himmel?

Dem Lärm um mich herum zufolge bin ich immer noch in meinem Elternhaus. Also doch kein Himmel.

Eigentlich habe ich schon bereut, diese Party bei mir zu veranstalten, denn die machen eigentlich nur eine Riesenarbeit und später einen Riesendreck.

Warum ich sie trotzdem immer wieder mache und damit jedes Mal das Risiko eingehe, etwas zu sehen, das ich schlichtweg nicht sehen will, ist mir immer noch schleierhaft. Dabei habe ich mir ja eigentlich geschworen, diesen Neuanfang an der neuen Highschool zu nutzen und mich von jeglichen Partyexzessen loszusagen, aber das hat irgendwie nicht funktioniert.

Jetzt stehe ich also hier, mitten in meinem abgedunkelten Wohnzimmer von betrunkenen Teenagern und einem Höllenlärm der Boxen umgeben, wegen dem ich morgen wahrscheinlich Tinitus haben werde, und dennoch ... Ich bereue es nicht, diese Party veranstaltet zu haben.

So hätte ich nämlich nie Mr Perfect entdeckt, der an der gegenüberliegenden Wand lehnt, die muskulösen Arme verschränkt hat und irgendeinen Punkt mitten in der Tanzmeute fixiert.

Mr Perfect hat wuschelige schwarze Haare, die so aussehen, als wäre er gerade erst aus dem Bett gestiegen, blasse Haut und ist ziemlich groß, bestimmt eins-achtzig. Mehr kann ich in dieser Dunkelheit, die nur von einigen umherwirbelnden Lichtstrahlen durchbrochen wird, nicht erkennen.

Ich stehe hier bestimmt schon seit einer geschlagenen halben Stunde, aber ich traue mich einfach nicht, ihn anzusprechen. Peinlich oder?

Immerhin bin ich Magnus Bane, das Mensch gewordene Selbstbewusstsein!
Ich kann über mich selbst nur den Kopf schütteln.

Nach einem tiefen Schluck aus dem roten Becher in meiner Hand -ein wilder Mix aus verschiedensten Alkohol, aber vor allem Bier-, nehme ich all meinen, nicht vorhandenen, Mut zusammen und gehe betont lässig zu ihm hinüber.

Ich lehne mich neben Mr Perfect an die Wand und versuche herauszufinden, wohin er so intensiv starrt. Sofort wird mein Herz schwer, denn sein Blick gilt einer hübschen Schwarzhaarigen, die umgeben von sabbernden Kerlen die Hüften schwingt. Sie trägt ein extrem kurzes, rotes Kleid mit einem tiefen Ausschnitt, vor dem selbst ich den Hut ziehen muss.

Aber ich gehöre nicht zu den Typen, die so leicht aufgeben.
~Sie ist hübsch.~, sage ich das erste, das mir einfällt.

Damit erlange ich tatsächlich kurz die Aufmerksamkeit von Mr Perfect, auch wenn er mir einen abwehrenden Blick zuwirft, bei dem meine Nackenhärchen alle gleichzeitig salutieren.

~Sie ist meine Schwester und wenn du nicht willst, dass ich dir in deine hübsche Fresse schlage, lässt du sie in Ruhe.~, entgegnet er mit harter Stimme, die mich schlucken lässt.

Dennoch macht mein Herz einen kleinen Hüpfer der Erleichterung. Es ist nur seine Schwester! Nicht etwa sein Crush oder so. Den zweiten freudigen Sprung macht es, als es bemerkt, dass er mein Gesicht hübsch genannt hat.

Ganz vielleicht habe ich also doch noch eine Chance bei ihm, auch wenn sein Tonfall anderes vermuten lässt.

~Das will ich tatsächlich nicht, aber ich interessiere mich auch nicht für sie.~

Ich lächle ihn strahlend an, auch wenn seine Miene immer finsterer zu werden scheint.

~Was soll das denn heißen? Ist meine Schwester etwa nicht gut genug für dich oder was?!~, keift er weiter und langsam werde ich sauer.

~Kannst du dich mal entscheiden?~, frage ich mit einem leicht säuerlichen Unterton,~Entweder ich finde deine Schwester hübsch und sehe sie an oder halte mich von ihr fern.~

~Wie wäre es mit beidem?~
Ich verdrehe die Augen.
~Wo wir schon dabei sind, ich bin Magnus.~, stelle ich mich vor, nachdem die Frage nach seiner Schwester ein eindeutiger Griff ins Klo war.

~Der Gastgeber?~
~Offiziell ja, inoffiziell ist das bereits eine außer Kontrolle geratene Orgie, aber das bin ich gewohnt.~

Mr Perfect zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts mehr dazu.

~Und wer bist du?~, helfe ich ihm auf die Sprünge.
~Dein schlimmster Albtraum, wenn einer deiner Gäste versucht, meine Schwester flachzulegen.~, antwortet er und sieht mich so ernst an, dass ich wieder schlucke.

Was will ich eigentlich noch hier? Er ist schließlich offensichtlich nicht an mir interessiert.

Dafür bin ich es aber umso mehr, denn mein naives Herz will nicht glauben, dass Mr Perfect wirklich so scheiße ist wie er tut.
Mit einem beinahe verzweifelten Lächeln bemerke ich~Du magst es wohl nicht, mit anderen Menschen zu reden, oder?~

~Blitzmerker!~, hönt er und versetzt mir so einen Stich,~Warum nochmal stehst du hier?~
~Weil ich mich nunmal mit dir unterhalten möchte~, entgegne  ich und bin froh, dass meine Stimme dabei nicht zittert, weder vor Wut noch vor Trauer,~Aber da du das ja offensichtlich nicht magst, liest du besimmt gerne oder ... du fotografierst?~

~Woher weißt du das?~, fragt er ehrlich erstaunt.

Innerlich strecke ich die Siegesfaust nach oben. Endlich mal ein Treffer!

~Geraten. Bevorzugst du Landschaften oder Tiere?~
~Landschaften. Ich bin gern in der Natur.~
~Ich eher weniger, aber ich genieße es, wenn mir die Sonne ins Gesicht scheint.~

Wieder sieht er mich an und kurz ist keine Härte in seinem Gesicht. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass er einen Mundwinkel hochzieht, aber wegen der Dunkelheit bin ich mir nicht sicher.

Dennoch bin ich furchtbar erleichtert, dass ich anscheinend ein Thema gefunden habe, das ihn interessiert und über das er reden will und kann.

~Besonders im Winter, wenn es sonst so kalt ist.~
~Genau. Man mutiert doch gefühlt nur in den kalten Jahreszeiten zum Sonnenanbeter.~, meine ich und jetzt ist das Lächeln echt, das ich ihm zuwerfe.

Mr Perfect nickt nachdenklich und fährt sich einmal durch die so fluffig aussehenden Haare.

Meine Fingerspitzen kribbeln gefährlich, denn am liebsten würde ich durch seine Haare fahren und sie noch mehr verwuscheln, als sie ohnehin schon sind. Ich will meine Hände in ihnen vergraben und mit den Strähnen spielen. Ob sie wirklich so weich sind, wie sie aussehen? Duften sie auch? Was passiert wohl, wenn ich daran ziehe?

Ok, ich sollte mich mal wieder auf unser Gespräch konzentrieren, statt mich mit seiner schwarzen Haarpracht auseinanderzusetzen, obwohl mir beides mehr als verlockend erscheint.

Ich will also gerade noch etwas zum Thema Sonnenanbeter hinzufügen, als ich plötzlich von ihm gegen die Wand gepresst werde.