In Liebe, dein Romeo Teil 7

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~Ok, lieber in Jogginghose in die Schule oder nackt?~, frage ich lachend.

Die Sonne geht bereits unter und ich begleite Magnus nach Hause. So richtig gentelmanlike, aber ihm scheint es zu gefallen.

Wir stellen uns durchgehend solche entweder oder Fragen und lachen über die Antworten, bis uns der Bauch weh tut.

~Was für eine Frage, natürlich nackt. So eitel bin ich nunmal~, antwortet Magnus promt und so entschlossen, dass ich wieder loslache,~Blau oder Grün?~
~Bei was? Klamotten?~, frage ich und wische mir verstohlen einige Lachtränen weg.

Ich kann gar nicht glauben, wie lustig und entspannt es gerade zwischen uns ist. Es macht Spaß mit ihm Zeit zu verbringen und am liebsten würde ich das Ende dieses Dates noch so lange hinauszögern wie nur irgendmöglich.

~Allgemein.~
~Dann Blau~, antworte ich und überlege mir die nächste Frage,~Von wem willst du lieber angemotzt wrden? Mom oder Dad?~

Er bleibt wie angewurzelt stehen und scheint sich an seiner eigenen Spucke verschluckt zu haben, denn plötzlich hustet er laut und so heftig, dass ich auch stehen bleibe und ihn besorgt ansehe.

~Alles ok?~
~Ja~, keucht er und richtet sich nach seinem Hustanfall wieder ahf,~Alles gut.~

Doch als ich ihn ansehe, weiß ich, dass es ihm alles andere als gut geht. Im rötlichen Schein der untergehenden Sonne ist er unnatürlich blass und seine Augen scheinen ihren Glanz verloren zu haben, denn sie blicken mich traurig und matt, irgendwie einsam an.
Zudem knabbert er unbewusst auf seiner vollen Unterlippe herum und spielt mit den Ringen am seinen Fingern.

Ich kenne Magnus zwar erst seit heute richtig, aber schon jetzt kann ich aus seiner Körpersprache genaustens herauslesen, dass es ihm nicht gut geht. Ihn beschäftigt irgendwetwas und er weiß nicht recht, ob er mir mitteilen soll, was es ist oder nicht.

~Hey~, sage ich möglichst sanft, während ich den Abstand zwischen uns überbrücken und seine Hand ergreife,~Du musst nicht reden, aber ich bin für dich da, wenn du es möchtest.~

Er sieht mir in die Augen und seufzt tief.

~Es ist nur so kompliziert. Ich will ja, aber ich weiß nicht wie und ...~
Er wird immer schneller und seine Stimme zittert immer mehr, als ich wieder handle.

Dieses Mal ziehe ich ihn in meine Arme und halte ihn einfach fest. Zwar vermeide ich solchen Körperkontakt lieber, aber selbst ich sehe die Notwendigkeit in Umarmungen. Außerdem fühlt es sich mehr als gut an, Magnus zu halten und ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.

~Zum Einen ist es schwer von jemandem angeschnauzt zu werden, der selten da ist. Außerdem interessiert er sich nur für Leistung, in der Schule, im Sport ... Der Rest ist ihm egal und da das bei mir stimmt, ist er sehr neutral. Und bei ihr ...~, er stockt und kurz verstärkt sich sein Griff um mich und seine Hände krallen sich förmlich in meine Schulterblätter,~Ich denke, es ist nicht einfach vom Himmel aus mit mir zu schimpfen.~

~Ich ... Es tut mir so leid.~, murmel ich leise und halte ihn fest, als sein Körper plötzlich beginnt zu zittern.

Ohne ihn zu fragen, erzählt er weiter.
~Ich war neun und mein Leben perfekt. Mein Vater musste zwar viel arbeiten, aber er war immer da, wenn es darauf ankam und meine Mom ... Sie war eine Heilige. Ich konnte ja nicht wissen, dass beide nur vor meinen Kinderaugen auf heile Familie machten und sich ansonsten nur noch stritten. Ich wusste nicht, wie schlecht es ihr eigentlich ging, bis ich sie gefunden habe. Sie lag friedlich im Bett, absolut regungslos, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Ich wollte sie nicht wecken, aber ich hatte Angst. Vielleicht vor dem Monster unter meinem Bett? Ich weiß es nich mehr. Auf alle Fälle habe ich mich zu ihr gekuschelt. Die vielen weißen Tabletten auf dem Boden habe ich ignoriert, genauso wie kalt ihr Körper bereits war. Am nächsten Tag kam mein Vater nach Hause ... und ab da war nichts mehr wie es war.~, erzählt er leise und mit erstickter Stimme.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt