... Unendlichkeit

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~W-was? Magnus, wie kommst du denn nur darauf, dass ich mit dir Schluss machen will?~, fragt Alec verwirrt und legt seine Hand vorsichtig an meine Wange, um mir eine Träne wegzuwischen, die ich nicht zurückhalten konnte.

Ich schlucke hart, bin aber auch irgendwie erleichtert.

~Du hast dich von mir entfernt. Wir haben ohnehin schon so wenig Zeit zusammen, aber selbst da warst du nicht hier, sondern irgendwo mit Jace unterwegs. Wir haben nur noch in einem Bett geschlafen und manchmal ein paar kurze Küsse ausgetauscht, mehr verband uns nicht mehr. Unser letztes Ich liebe dich ist drei Wochen her und ...~, beginne ich aufzuzählen, während ich die Augen öffne und ihn verzweifelt ansehe.

Langsam kommen auch die Tränen zurück und ich kann sie einfach nicht daran hindern, über meine Wangen zu kullern.

~Hey, Schsch! Nicht weinen! Du weiß, ich hasse es, wenn du weinst.~, versucht er mich zu beruhigen und wischt mir immer wieder die Tränen weg.

~Du willst mich also nicht verlassen?~
~Nein, natürlich nicht! Ich bin doch nicht blöd, so jemanden wie dich zu verlassen~, beteuert er mir und lehnt seine Stirn an meine,~Das ist nur wieder dein blödes Gedankenkarussel, das dich das vermuten lässt.~

Ich schaffe ein kleines Lächeln, denn er hat schon irgendwo recht. Gerade in negative Dinge kann ich mich echt so reinsteigern, bis die ganze Welt plötzlich dunkel erscheimt.

Meistens ist dann Alec in der Nähe, der mir das Licht schenkt und mich wieder in die, doch oft positive, Realität zurückführt. Er ist mein Ruhepol und mein Fels in der Brandung.

Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir während unserer Beziehung unsere Rollen komplett getauscht. Am Anfang war er nämlich der unsichere Pessimist, den ich langsam aus seinem Schneckenhaus gelockt habe, um ihm die schönen Dinge des Lebens zu zeigen. Jetzt ist es genau andersherum und Alec gibt mir Kraft und Sicherheit, eine Schulter zum Anlehnen.

~Aber warum warst du dann so oft weg?~
~Um die Überraschung für unserern Jahrestag vorzubereiten, natürlich!~

~Du hast ihn doch nicht vergessen.~, hauche ich erleichtert.
~Wie könnte ich, wenn es doch der Tag ist, an dem wir unsere Liebe zelebrieren?~

Mir wird warm ums Herz, als er das sagt und auch meine Knie werden butterweich.
Er ist ja so süß.

~Ich dachte nur ... Du warst nicht da und ...~
~... die Karte hat gefehlt?~, fragt er grinsend.

Ich zucke hilflos die Schultern.
~Ja, schon irgendwie.~
~Dann reiche ich sie jetzt nach, zusammen mit der Überraschung. Komm mit.~, meint er und greift erneut nach meiner Hand.

Dieses Mal lasse ich mich mitziehen und er führt mich durch die Wohnumg bis zum Schlafzimmer. An der Tür lächelt er mir kurz über die Schulter hinweg zu, bevor er die Tür öffnet und rasch zur Seite tritt.

Mir stockt der Atem, denn damit habe ich nicht gerechnet. Und das macht es umso schöner.

Überall sind Kerzen aufgestellt, die ein angenehmes Licht und eine noch schönere Atmosphäre verbreiten. Im Hintergund läuft I get to love you von Ruelle.
Er hat die goldenen Laken durch weiße ersetzt, auf denen er mit Rosenblättern Worte gelegt hat.

An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit.

Gerührt und neugierig blicke ich zu Alec und mir bleibt erneut die Luft weg.

Er kniet vor mir und sieht mich leicht nervös, aber auch liebevoll entschlossen an.

Er nimmt meine Hand in seine und umschließt sie fest.

~Magnus, wir sind jetzt schon ganze sieben Jahre zusammen und haben Höhen und Tiefen erlebt. Gerade zu Anfang war es alles andere als leicht. Mein Outing, unsere Eltern, deine Vergangenheit und dazu noch unserer jungen Gefühle. Das reinste Chaos, aber wir haben das durchgestanden, zusammen. Du warst immer für mich da und hast mich unterstützt, genauso wie ich es bei dir versuche. Ich weiß, dass es dir viel abverlangt hat, mir zu vertrauen. Vor allem, weil ich dieses erst sehr missbraucht habe, bevor ich anfing, deine Gefühle zu erwiedern. Du hast einfach nicht aufgegeben und ich habe mir geschworen, dich dafür auf Händen zu tragen, denn nicht weniger hast du verdient. Wir haben unsere Beziehung erhalten, auch nach der Highschool, was nicht viele Paare von sich behaupten können. Gerade da haben wir uns oft gestritten und ich habe mich jedes Mal danach wie ein Trottel gefühlt. Natürlich muss man nicht immer einer Meinung sein, aber du bist meine große Liebe und dir kann man einfach nicht lange böse sein. Allein mit deiner Art bringst du mich jedes Mal aufs Neue zum Lächeln. Ich liebe die Momente, wenn du lachst, aber auch jene, in denen du trautig und verletzlich bist. Selbst mit deinem Gedankenkarussell habe ich gelernt, umzugehen. Ich liebe deine Macken, wie zum Beispiel der penibel geordnete Kleiderschrank oder die exakte Zimmertemperatur von 23°. Auch, dass du immer eine Schlafanzughose anziehst und dich nicht selten im Schlaf halb auf mich drauf legst, mag ich, denn es ist ein Teil von dir. Auch wenn es nicht einfach war, so haben wir alles bewältigt, gemeinsam, und ich kann mir ein Leben ohne dich schon lange nicht mehr vorstellen. Ich werde dich nie verlassen und ich will nicht länger nur dein Freund sein. Ich will mehr. Ich liebe dich über alles und deshalb frage ich dich hier und heute an unserem Jahrestag, willst du mich heiraten?~

Wieder laufen mir Tränen über die Wangen -heute bin ich echt emotional-, aber dieses Mal sind es Glückstränen.

Natürlich habe ich mir gewünscht, Alec irgendwann zu heiraten, aber ich hätte nie erwartet, dass er mich gerade heute fragt.

Gott, ich sehe bestimmt schrecklich aus! Ich bin ungeschminkt, meine Haare sind ein einziges Vogelnest und meine Klamotten sehen aus wie die eines Messis.

Dennoch will Alexander mich heiraten. Mich. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich werde den Mann meiner Träume heiraten und für immer mein nennen können und für immer seins sein.

Besagter Traummann kniet übrigens noch immer vor mir und lächelt mich an, obwohl es mittlerweile von Unsicherheit getrübt wird.

Schluchzend lasse ich mich ebenfalls auf die Knie sinken, um Alexander dann um den Hals zu fallen.

~Ja! Ja! Natürlich!~, sprudelt es schluchzend aus mir hervor und ich spüre wie er sich entspannt und fest in die Arme schließt.

Wir geben bestimmt ein seltsames Bild ab. Zwei Manner, die sich in einem abgedunkelten Schlafzimmer weinend in den Armen halten.
Aber das ist mir so egal.

Ich habe Alexander und er wird mich nicht verlassen. Im Gegenteil, er will mich heiraten und das macht mich so überglücklich.

Nun macht auch der Spruch auf dem Bett Sinn, denn gerade wünsche ich mir tatsächlich, dass dieser Momemt unendlich ist, damit ich ihn konservieren und für die Ewigkeit aufbewahren kann, meine Ewigkeit mit Alexander.

Ich hoffe, euch hat es gefallen. Unten habe ich noch den Song angehängt, der mich auf die Idee gebracht hat, diesen One Shot zu schreiben. Nicht weil es meine Musikrichtung ist, einfach weil es irgendwie passt.
Und "Tage wie diese" von den Toten Hosen passt hierzu ganz gut.




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