Alte Bekannte Teil 6

1.2K 94 24
                                    

~Du warst schon von Anfang an so besonders, dass ich dich einfach in meinem Leben haben wollte. Ich habe dich gebraucht. Du warst immer für mich da und immer so fürsorglich, dass ich das irgendwann einfach als selbsverständlich angesehen habe. Dabei war es alles andere als das. Es war nicht normal, dass ich dir nur eine SMS zu schreiben brauchte, damit du mitten in der Nacht zu mir kommst und mich wieder in den Schlaf wiegst. Ich fühle mich bei dir sicher und geborgen, irgendwie zu Hause. Daran habe ich mich so gewöhnt, dass ich es irgendwann nicht mehr wertgeschätzt habe. Ich habe all die warmen, beständigen Gefühle, die ich für dich empfand, einfach gegen ein heißes Feuerwerk eingetauscht, wie ich es bei Camille und Will spürte. Bei ihnen waren es diese kleinen Explosionen, die mein Inneres in Brand gesetzt haben, wohingegen es bei dir einfach ein Gefühl von ankommen war. Leider war ich so dumm, mich für das heiße Risiko zu entscheiden und mich später daran zu verbrennen.~, beginne ich langsam.

Mir fällt es schwer, mich zu öffnen, aber ich vertraue Alec, auch wenn er sich so verändert hat. Aber vielleicht ist diese Veränderung nur Fassade und ganz tief unten ist noch immer der Alec, den ich im Kino gespürt habe, den ich aus meiner Highschoolzeit kenne und liebe.

~Du hast mich trotz aller Dummheiten immer unterstützt und mich später auch aufgefangen, als ich gefallen bin. Du warst immer für mich da und hast über mich gewacht, wie nur Engel es tun. Aber ich habe das nicht wertgeschätzt und dich nicht so behandelt, wie du es verdient hättest, nämlich wie einen Heiligen. Nein, stadessen habe ich dich vernachlässigt. Ich habe durchaus mitbekommen, dass Will über dich gelästert hat, jedoch ich habe das nicht ernst genommen, aber als du plötzlich weg warst ... es war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggerissen. Plötzlich war ich allein, schwerelos, kurz bevor ich gefallen bin. Du warst nicht da, um mich aufzufangen und so bin ich hart auf dem Boden aufgekommen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was habe ich falsch gemacht? Deine Geschwister haben Stillschweigen bewahrt und irgendwann habe ich aufgegeben. Ab da hatte ich nie wirklich das Gefühl, zu Hause zu sein. Ich war immer irgendwo zwischen Tür und Angel. Aber als ich dich im Kino getroffen habe, da habe ich wieder diese Verbindung gespürt und, da es so lange her war, stärker als je zuvor. Ich war wieder sicher, zu Hause, bei dir. Es hat mir das Herz gebrochen, als du gegangen bist.~

~Das tut mir leid.~, entschuldigt er sich kleinlaut.

Da ist er wieder, mein Alec. Der schüchterne Junge, der es allen Recht machen wollte und sich immer für alles entschuldigt hat, wenngleich er selten wirklich etwas zu entschuldigen hatte.

~Nein, mir tut es leid, Alexander. Ich war wirklich blind, dass ich nicht bemerkt habe, was du für mich fühlst. Ich war dumm, diese Risiken einzugehen, war mein zu Hause doch direkt vor mir. Ich habe dich einfach als selbstverständlich wahrgenommen, dabei wast du das nie. Ich war dumm, das alles nicht zu sehen, aber ich will diese Gefühle auch nicht nehr zurückdrängen.~

~Was meinst du damit?~, fragt Alec und dreht sich endlich vollständig zu mir.

Seine blauen Augen sind wieder vertraut, nicht länger von Zorn erfüllt, sondern ruhig, wenn auch tieftraurig.

~Ich glaube, dass ich auch in dich verliebt bin. Tut mir leid, dass ich das erst vor einer Woche erkannt habe und das wahrscheinlich zu spät ist. Ich wollte nur, dass du weißt, dass deine Gefühle wenigstens nicht unerwidert blieben~, antworte ich und schlucke hart, bevor ich aufstehe,~Ich lass dich wohl besser erstmal allein.~

Mit diesen Worten will ich mich schwerenherzens abwenden, denn es ist besser so, als er plötzlich mein Handgelenk umgreift und mich mit einem Ruck zu sich zurückzieht.

Erschrocken stütze ich mich auf seinen breiten Schultern ab und verharre in dieser gebeugten Haltung, aber Alec ist noch nicht am Ziel.
Schnell, als hätte er Angst, sonst den Mut zu verlieren, verschränkt er seine Hände hinter meinen Nacken und zieht meinen Kopf noch weiter zu sich runter.

Er selbst streckt sich nach oben und unsere Lippen treffen hart, ungeübt und leidenschaftlich aufeinander.

Dennoch entfacht es in mir ein warmes Kribbeln, welches angenehm durch meine Adern pulsiert und sich vom Haaransatz bis zum kleinen Zeh in mir verteilt.

Meine Knie werden weich wie Butter und so sinke ich langsam auf Alecs Schoß, um ihn besser küssen zu können. Meine Hände wühlen durch sein dichtes Haar und ich bin erstaunt wie weich es doch ist. Mindestens genauso weich sind seine Lippen, die sich leicht ungeübt auf meinen bewegen und doch so viel in mir auslösen.

Wieder ist da dieses Gefühl von Geborgenheit und ich frage mich, wie ich so dumm sein konnte, das nicht viel früher ausprobiert zu haben. Es fühlt sich einfach richtig an, so natürlich und einfach.

Ich muss mir keine Gedanken über meine Hände oder meine Kusstechnik machen. Ob ich zu viel oder zu wenig gebe, denn ich bin bei Alec.

Ich bin sicher in seinen starken Armen, die meine Taille sanft umschließen und mich noch näher an sich ziehen.

Doch irgdnwann müssen wir uns trotzdem lösen. Blöder Sauerstoff.

Wahrscheinlich grinse ich ihn leicht dümmlich an, denn er gibt mir nochmals einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze.

~Warum haben wir das nicht schon früher gemacht?~, frage ich und bin immer noch ganz benebelt vom Kuss.

Fühlt man sich so, wenn man high ist? Wenn ja, will ich das immer wieder fühlen. Dieses Glücksgefühl ist einfach berauschend und macht süchtig nach mehr.

~Ich weiß nicht, aber wir waren auf jeden Fall ganz schön bescheuert.~
~Wo du recht hast, hast du recht, Alexander.~

~W-willst du mit mir auf ein Date gehen? Ich meine, natürlich kennen wir uns schon, aber ich möchte es langsam angehen lassen. Also, nur wenn es dir recht ist und ...~
Ich unterbreche ihn, indem ich meine Lippen nochmals auf seine lege.

Sie sind so süß und so viel besser als jedes Eis der Welt.
Nun ist er es, der dämlich vor sich hin grinst, als ich mich wieder von ihm löse.

~Ja, ich möchte sehr gerne auf ein Date mit dir gehen. Wie wäre es mit einer Doku bei mir am Freitag?~
~Klingt gut~, meint er,~Aber weißt du, was noch besser wäre?~
~Was?~, frage jch.
~Das hier.~, haucht er und lässt unsere Lippen erneut zu einem süßen Kuss verschmelzen.

Endlich bin ich genau da, wo jeder sein will, ich bin zu Hause und habe nicht vor, dieses je wieder zu verlassen.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt