In Liebe, dein Romeo Teil 10

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Kaum zu glauben, dass ich noch vor einer Woche voller Euphorie in die Schule gestürmt bin, nur um Romeos neuste Nachricht lesen zu können.

Das kommt mir jetzt wie ein schöner Traum vor, nicht wie die Realität, denn die ist seit meiner Auseinandersetzung mit Magnus ziemlich dunkel.

Ich habe auf Izzys Rat gehört und hielt mich von ihm fern, obwohl mich alles zu ihm hin zog. Es war schwer. Mehrmals stand ich vor dem Tor, welches mich vom Anwesen der Familie Bane trennte und war kurz davor zu klingeln. Aber ich habe es nicht getan.

Vielleicht weil ich, obwohl ich mir nichts zuschulden kommen lassen habe, ein schlechtes Gewissen hatte? Vielleicht auch, weil ich selbst verletzt war und ebenfalls Zeit brauchte, um meine Wunden zu lecken?
Schlussendlich war es wohl einfach Angst, denn zum Einen wollte ich Magnus nicht noch mehr enttäuschen und zum Anderen ... könnte ich es nicht ertragen, wenn er mich nochmal so ansieht. So verletzt und traurig, einfach enttäuscht und wütend darüber, dass er mir vertraut hatte.

Magnus war auch seid diesem Vorfall nicht mehr in der Schule, was nur zu seinem Besten war, denn er war und ist das Gesprächsthema Nummer eins. Wahrscheinlich wollte er die vielen höhnischen und machnmal sogar mitleidigen Kommentare nicht hören.

Ich knirschte immer mit den Zähnen, wenn ich mitbekam, wie andere über ihn redeten, aber ich griff nicht ein. Ich war für alle schließlich der gnadenlose Aufdecker jeglicher Lügen.

Ja, Magnus hatte seinen schützenden Ruf definitiv verloren, genauso wie seinen Posten als Oberhaupt der Beliebten, weshalb jetzt viele schonungslos über ihn lästern.

Aber, um die Ehre meiner Mitschüler zu retten, es gab auch einige, die meinen Post nicht guthießen und mir das mehr oder minder auch gezeigt haben. Die heftigste Reaktion kam von einem Mädchen aus meinem Chemiekurs, ich glaube, sie hieß Catarina Loss, die mir vor aller Augen eine klatschte.

Auch jetzt noch spüre ich das Brennen auf meiner Wange, das ihre Hand hinterlassen hatte.
Auch bei Rotschopf, Biscuit, Clary, scheine ich unten durch zu sein, denn jedes Mal sieht es so aus, als wolle sie mich allein mit ihren Blicken erdolchen. Das hätte mir an sich nichts ausgemacht, allerdings meidet sie jetzt auch Jace, der seinen Unmut und seine Verwirrtheit natürlich bei mir ablässt.

Deshalb habe ich auch ein schlechtes Gewissen, denn er ist hier völlig unschuldig.

Aber ich blieb in der letzten Woche natürlich nicht ganz untätig. Ich habe nicht nur im Bett gelegen und apathisch gegen die Decke gestarrt -die Decke hat genau 25 Holzplatten-, sondern habe auch überlegt, wer diesen Post geschrieben hat.

Entweder er oder sie ist so computeraffin, dass er meine Zugangsdaten schlichtweg gehackt hat oder er oder sie ist so einflussreich, um jemand anderen dazu zu bringen. Der oder die musste aber auch über all die Informationen über Magnus verfügen, weshalb ich schon einmal den Großteil aller in Frage kommenden ausschließen kann.

Aber vor allem beschäftigt mich die Frage, woher er oder sie von den Briefen wusste, die Magnus an mich geschrieben hat. Das wusste doch keiner außer uns beiden und Izzy, aber sie würde das niemals tun. Dazu mag sie Magnus zu sehr. Naja, und ich bin ihr Bruder, weshalb sie mir das wohl eher nicht antun könnte.

Mein Kopf ist so voller Gedanken, dass ich noch nicht einmal ansatzweise an die Schule denken kann und dennoch stehe ich an meinen Spind gelehnt und warte eigentlich nur noch auf die Schulklingel.

Als es im Schulgang wieder lauter wird, hebe ich den Kopf und sehe den Beliebten dabei zu, wie sie überheblich an uns vorbeistolzieren. Dieses Mal bildet Sebastian, das neue Oberhaupt, das Schlusslicht, umringt von Mädchen, die ihn alle anhimmeln, als sei er Mathew Daddario persönlich.

Es sind beinahe dieselben wie im Eiscafé, aber es sind auch ein paar neue dabei. Eine dieser neuen fleht quengelnd~Bitte erzähl uns nochmal, wie du zum Boss der Beliebten wurdest, Sebastian!~
~Genau, wir wollen nochmal hören, wie du die Schwuchtel besiegt hast!~ stimmt eine andere kichernd zu.

~Magnus ist keine Schwuchtel.~, widerspreche ich vehement und stoße mich von der Spindtür ab.

Sebastian dreht sich um und blickt mich mit einem arroganten Grinsen im Gesicht an.

~Was hast du gerade gesagt, Lightwood?~
~Ich habe gesagt, dass Magnus keine Schwuchtel ist und du ihn auch nicht so nennen sollst.~
~Dir ist es vielleicht noch nicht aufgefallen, aber ich habe hier jetzt das Sagen und wenn du einer meiner Freundinnen das Sprechen verbieten willst, haben wir ein Problem.~

~Hier ist deine Schultasche.~, mischt sich ein weiteres Mädchen ein und reicht ihm mit einem stolzen Lächeln eine lederne Tasche.

Er nimmt sie kommentarlos entgegen und sieht dann mich wieder an.

Mir klappt die Kinnlade runter, als sich alles in meinem Kopf zusammenfügt.
Er war das.
Sebastian.

Er hat die Reichweite, um jemanden dazu zu zwingen, mich zu hacken und er war auch im Café. Er hat uns dort belauscht und später wahrscheinlich eine seiner Anhängerinnen losgeschickt, um uns weiter hinterherzuspionieren.

Das hat er alles gemacht, um Magnus vom Thron zu stoßen und selbst Oberhaupt der Beliebten zu werden.

Sebastian scheint mir anzusehen, dass ich gerade alles verstanden habe, denn er grinst wieder.
~Raffst du's endlich, Lightwood? Ich dachte wirklich, du bist klüger.~

~Woher weiß du von Romeo?~
~Ach, er hatte locker ein halbes Dutzend Entwürfe in seiner Tasche und die Spinde im Schwimmbad sind so kaputt, dass man sie schon lange nicht mehr verriegeln kann. Ich kann kaum glauben, dass du auf so einen Kitsch stehst. Mir kommt da immer die Galle hoch.~

~Du hättest diese ganzen Lügen nicht auf meinen Namen veröffentlichen sollen.~
~Lügen? War es denn eine Lüge, dass er eine männliche Schlampe ist, die sich zu den Beliebten hochgeschlafen hat? Ich hoffe ja, er hat dich noch rangelassen. Er ist ja immer so leidenschafltich dabei. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.~

~Hör auf.~, sage ich angespannt und balle die Hände zu Fäusten.

Ich will das nicht hören, aber vor allem will ich nicht die Fassung verlieren, denn ich stehe kurz davor, komplett auszuticken.

~Deinem Tonfall entnehme ich, dass ihr es wohl nicht miteinander getrieben habt. Schade eigentlich, aber diese kitschige Romeo-Nummer hat was. Hast du dich eigentlich schon geoutet?~

~Hör auf.~, wiederhole ich, doch Sebastian grinst nur.

~Sonst was? Willst du mich schlagen? Das traust du dich nicht, auch nicht für deinen kleinen Freund. Ich sage es dir gerne nochmal. Magnus Bane macht keine Beziehungen. Er ist doch gar nicht dazu in der Lage, tiefe Gefühle zu empfinden. Außerdem ist er den Aufwand nicht wert~, provoziert Sebastian ungerührt weiter,~Wenn er es denn wert wäre, hätte sich seine Mom nicht das Leben genommen.~

~Ich habe gesagt, hör auf!~, schreie ich wütend los.

Schneller als ich denken kann, habe ich den Abstand zwischen uns überwunden und ihn gegen die blaue Spindreihe geschubst.

Sebastian ist zu überrascht, um zu reagieren. Und schon trifft meine Faust auf sein blasses Gesicht, einmal, zweimal, dreimal...

Ich sehe schlichtweg rot und kann nicht mehr klar denken. Da ist nur diese Wut, gemeinsam mit dem Bedürfnis, Magnus zu verteidigen.

Wie aus weiter Ferne nehme ich die erschrockenen Schreie seiner Anhängerinnen wahr und auch von dem Lehrer, der mich von ihm wegzieht, nehme ich kaum Notiz.

Er hält mich eisern fest, aber ich wehre mich, will weiter auf ihn einschlagen, meine Wut zum Ausdruck bringen. Sebastian sackt mit blutigen Gesicht zu Boden und nur verschwommen höre ich, wie jemand sagt ~Alexander Lightwood, du gehst sofort zur Direktorin!~

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt