Magnus schweigt noch immer und langsam wird die Stille zwischen uns unangenehm. Wieder nervöser rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her und überlege fieberhaft, was ich jetzt tun könnte. Oder eher, was ich tun könnte, das im Bereich des mir Möglichen liegt.
Natürlich will ich wissen, was ihn bedrückt, aber ich will ihn nicht zu etwas drängen, das er vielleicht gar nicht will.
Soll ich ihn ablenken? Und wenn ja, wie?Ich weiß einfach nicht ...
Ach, scheiß drauf, denke ich mir, nehme meinen Mut zusammen und greife nach seiner Hand, um sie, hoffentlich beruhigend, zu drücken.Von dort, wo wir uns berühren, geht eine kribblige Wärme aus, die sich rasant in meinem Körper ausbreitet. Es fühlt sich ... aufregend und schön an. Meine Hand zittert leicht und mein Herz schlägt schnell, aber als er dann auch noch seine Finger mit meinen verschränkt, wird alles noch schlimmer ... oder schöner, je nach Sichtweise.
Er blickt auf und hebt einen Mundwinkel.
~W-was ...?~, stottere ich fragend.Den Rest kann er sich zum Glück selbst erschließen, denn er erklärt~Ich weiß einfach nicht so recht, wie ich mich fühlen soll, wenn du mit einem so liebevollen Blick von deiner Nichte sprichst und ich dann nur mit meiner Mom danebenstehe. Natürlich liebe ich meine Mom, aber in solchen Momenten fühle ich mich trotzdem irgendwie ... einsam.~
~Was ... ist denn mit deinem Vater?~, frage ich vorsichtig. Ich kann beinahe riechen, dass das hier ein sehr sensibles Thema für Magnus ist und ich will es für ihn nicht noch unangenehmer machen.
Ich kann den Hauch eines schlechten Gewissens nicht zurückhalten, auch wenn ich genau genommen nichts getan habe. Dennoch fühle ich mich schlecht, wenn ich von meiner, zugegeben, großen Familie erzähle und er ... dabei so unglücklich ist.
Magnus schnaubt verächtlich.
~Kurz nach meiner Geburt abgehauen. Es tut mir leid, aber ich bin noch zu jung, um Verantwortung zu übernehmen. Ich schaff das nicht. Sorg du dafür, dass es dem Kind gut geht. Blablabla~, sagt er verbittert,~Feigling.~Ich bin überrascht und gewissermaßen auch geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass Magnus auch so ... kalt sein kann.
Natürlich weiß ich, dass es nicht immer gute Tage gibt und man auch mal schlecht gelaunt sein kann, aber das hier ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Gerade sehe ich nicht den freundlichen und sanften Magnus neben mir, sondern einen verbitterten und wütenden.
Ob er zu mir auch so sein könnte?, frage ich mich und bekomme ein schlechtes Gefühl.
Nun ist es Magnus, der meine Hand drückt und ich es, der zu ihm aufsieht. Die Verbitterung ist aus seinem Gesicht verschwunden, wie Regenwolcken, die vom Wind weiter gezogen wurden. Nun bedenkt er mich wieder mit einem ruhigen Blick und einem sanften Lächeln.
~Aber darüber bin ich hinweg und wenn er sich nicht doch dazu entschließt, plötzlich vor mir zu stehen, habe ich mit der Sache abgeschlossen. Erzähl mir bitte von deiner Nichte. Also ... nur, wenn du das willst natürlich.~
Ehe ich darüber nachdenken kann, nicke ich.
Ich weiß auch nicht so recht, wo mein plötzlicher Enthusiasmus herkommt, denn eigentlich bin ich ein wahrer Miesepeter, aber jetzt ist es irgendwie anders. Ich will ihn ablenken und gleichzeitig etwas von mir erzählen.Vielleicht ist es die Tatsache, dass wir immer noch Händchen halten, die mir diesen Mut gibt? Ich weiß es nicht, aber ich fühle mich gut. Nevös und hibbelig, aber gut.
Also erzähle ich ihm von Felicity, meinem kleinen Sonnenschein und wie sehr ich sie liebe. Sie ist einfach Zucker mit ihren feuerroten Ringellocken und den Rehaugen, mit denen sie sogar mich zum Schmelzen bringt. Sie hat es aber auch faustdick hinter den Ohren, wie es ihre Privatüberschwemmung im heimischen Badezimmer zeigt.
Über die Kleine komme ich dann auch zu Clary und Jace. Sie waren so ein klischeehaftes Highschoolpärchen, also Footballspieler und Cheeleader. Allerdings hat sich ihre Beziehung darin unterschieden, dass sie den Abschluss und das Ende der Schulzeit überlebt hat.
Durch einen Unfall wurde Clary schwanger, aber sie behielten das Kind und bekamen von der ganzen Familie genug Unterstützung. Sie sind eine junge, aber sehr glückliche Familie geworden.
Mir kommt alles so flüssig über die Lippen, dass ich selbst erstaunt darüber bin. Sollte ich nicht alles mit hochroten Kopf vor mich hin stammeln? Stadessen rede ich so unbeschwert, wie ich es sonst nur in der Gegenwart meiner Familie tun kann.
Vielleicht liegt das auch daran, dass Magnus mir so interessiert zuhört, während er nach und nach seinen Kuchen aufisst? Auf alle Fälle scheint er nicht gelangweilt zu sein, sondern entspannt und aufmerksam. Auch schimmern seine Augen mich warm und liebevoll an, ein verträumtes Lächeln auf den Lippen.
Wenn ich schon dabei bin, erzähle ich ihm auch gleich von meiner Schwester Izzy und ihrem Freund Simon. Bei ihnen hat es auch in der Highschool gefunkt und es hatte für mich wieder etwas von dem Schönheit-verliebt-sich-in-Nerd- Klischee.
Die beiden sind sehr glücklich, obwohl ziemlich offensichtlich ist, dass Izzy die Hosen in der Beziehung anhat. Ihr Temperament hat sie von Mom, während ich eher das Schweigsame von Dad geerbt habe.
Meine Eltern sind streng und waren ziemlich enttäuscht, als ich mich als schwul geoutet habe. Diese Zeit war schlimm, aber irgendwann haben sie sich damit abgefunden und es akzeptiert. Mehr kann ich nicht verlangen.
Ich rede so lange, dass ich beinahe erschrocken inne halte, als ich merke, dass es schon 17 Uhr ist.
Sofort werde ich rot und sehe verlegen zu Magnus, der mich verwirrt, aber noch immer leicht verträumt ansieht.~Es ist schon so spät. Und ich habe dich nur vollgequatscht.~
~Alles ist gut. Ich mag den liebevollen Ausdruck in deinem Gesicht, wenn du von deiner Familie sprichst. Das ist süß.~Während ich rot anlaufe, holt er eine Kellnerin herbei und bezahlt unseren Kaffee. Dann steht er auf und zieht sich seine Jacke an.
Ich tue es ihm gleich und bin dabei sowohl verwirrt als auch traurig.Habe ich ihn etwa so gelangweilt, dass er jetzt einfach die Flucht ergreift? Ist das etwa schon das Ende?
Als hätte er meinen Stimmungsumschwung bemerkt, dreht er sich vor dem Café zu mir und lächelt mich sanft, aber auch etwas unsicher an.
~Gehen wir noch ein Stück?~Perplex nicke ich. Es ist also doch noch nicht das Ende unseres Dates. Das macht mich glücklich aber gleichzeitig bin ich auch gespannt auf das, was jetzt noch kommt.
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Malec-One Shots
Fiksi PenggemarWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...