Ein Wiedersehen mit dem Ex Teil 4

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~Aber das geht nicht. Du musst gehen.~, sage ich schließlich. Meine Worte hinterlassen einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge.

Was mache ich hier eigentlich? Ich bin auf dem besten Wege, den Mann wegzuschicken, für den ich immernoch Gefühle habe.

Eigentlich sollte ich glücklich sein, denn anscheinend bedeute ich ihm auch noch etwas. So sehr, wie er sich sträubt zu gehen. Aber ich bin nunmal nicht glücklich. Ich will ihn, aber nicht so.

Gleichzeitig lastet das schlechte Gewissen schwer auf mir. Ich hätte nicht mit ihm schlafen sollen. Ich hätte ihn abweisen sollen, denn, obwohl ich Lydia dafür verfluche, dass sie das haben kann, das ich mir so sehr wünsche, hat sie es nicht verdient, dass man sie hintergeht. Sie ist ein guter Mensch und ich wünsche ihr das beste der Welt.

~Bitte, Magnus. Du willst doch auch nicht, dass ich gehe, oder?~, fragt er und krabbelt über das Bett auf mich zu,~Das sagst du nur so.~

Er streicht langsam über meinen Arm, bevor er sanft nach meiner Hand greift. Ich versteife mich, denn ich will nicht, dass er mich so berührt, denn es gefällt mir mehr als dass es sollte.

Ich erschaudere leicht, aber mein Widerstand hält. Noch.

~Alexander~, flehe ich,~Du weißt, dass das nicht geht. Du bist vergeben, verlobt und das mit einer wundervollen Frau. Willst du das wirklich aufs Spiel setzen?~
~Lydia ist toll, aber ich liebe sie nicht. Anders als dich.~, haucht er und zieht mich aufs Bett zurück.

Ich lasse es geschehen, bin noch viel zu überrascht und gerührt von seinen Worten.

Er liebt mich.

Das reicht, um meinen Widertsnad schmelzen zu lassen. Mein Herz klopft freudig und rasent schnell in meiner Brust, kann es, wie ich, kaum glauben.

Er liebt mich immer noch.

Kurz lasse ich mich von dem Gefühl berauschen, das mich durchfährt und ich bekomme eine wohltuende Gänsehaut.

Er liebt mich.
Er ... Ich kann nicht, denke ich mir, als er anfängt, meinen Nacken zu küssen.

~Alexander ... Nicht.~
~Aber ich will nicht aufhören. Du etwa?~, fragt er leise, während seine Hand über meine Brust streicht.

Ich seufze leise und verzweifelt. Das ist alles, das ich je wollte, aber ich kann es nicht genießen.

Jetzt, im nüchternen Zustand, sehe ich die ganze Zeit Lydia vor meinem inneren Auge.

~Doch, ich will es.~, sage ich entschlossen und reiße mich erneut los. Ich stehe auf und gehe festen Schrittes zu meinem Kleiderschrank, wo ich erst in eine Boxershorts und dann in einen dunkelroten Morgenmantel schlüpfe, den ich resolut zusammenbinde.

Ich will nicht, dass er mich länger nackt sieht. Ich will, dass er geht oder zumindest rede ich mir das ein.

Eigentlich will ich genau das: Ihn, nackt in meinem Bett mit herrlich zerzausten Haaren und einem Schmollmund. Mein Körper zittert vor Anstrengung, denn er will diesen wunderbaren Mann einfach nur anspringen und das wiederholen, das wir gestern getrieben haben, aber mein Gewissen hält mich ab.

~Du hast eine Frau zu Hause und ob Liebe oder nicht, es ist falsch sie zu hintergehen. Oder zumindest ist es für mich falsch.~
~Gestern warst du da noch anderer Meinung.~

~Gestern habe ich mich wegen dir auch abgeschossen. Du hattest leichtes Spiel, aber im Gegensatz zu dir, habe ich etwas aus der Vergangenheit gelernt.~

~Und was soll das sein?~
~Ich habe gelernt, dass es ok ist, Ansprüche zu haben und wegen denen auch mal abgewiesen zu werden. Früher war ich so versessen auf deine Aufmerksamkeit und Zuneigung, dass mir alles andere egal war.~, erkläre ich ruhig.

Jetzt, da ich etwas anhabe und Alec nicht mehr in meiner unmittelbaren Nähe ist, habe ich meine Fassung zurück. Jetzt bin ich wieder Magnus Bane, der höfliche und kontrollierte Therapeut und nicht mehr Magnus, der sich von Alexander alles gefallen lässt, nur um bei ihm zu sein.

Ich habe tatsächlich aus der Vergangenheit gelernt, auch wenn es ein hartes Stück Arbeit war. Früher war ich naiv und habe alles um mich herum ausgeblendet. Jetzt jedoch sehe ich das große Ganze und stehe mit beiden Beinen fest im Leben.

Ich weiß, was ich will und ich will nicht schon wieder ein Geheimnis sein. Ich bin keine Affäre und die letzte Nacht ... war ein Ausrutscher, den ich gerade sehr bereue.

~Und das hat sich nun also geändert.~
~Nein, aber ich habe meine Kosequenzen aus der Vergangenheit gezogen. Ich bin keine Affäre oder zumindest bin ich es nicht mehr~, antworte ich ruhig,~Im Gegensatz zu dir bin ich kein Feigling mehr.~
~Ich bin kein Feigling!~

Ich ziehe nur skeptisch eine Augenbraue nach oben und verschränke die Arme vor der Brust, bevor ich mich betont lässig gegen die Wand lehne.

~Es ist ok, Angst zu haben, aber man darf sich nicht von ihr beherrschen lassen. Aber genau das tust du.
Deine Angst vor Ablehnung wegen deiner Homosexualität und einfach deiner wahren Persönlichkeit von deinen Eltern ist so groß, dass du alles tust, um sie zufrieden zu stellen. Du bist Anwalt und verkriechst dich hinter Akten, statt alten Leuten zu helfen. Bestimmt hast du ein großes Haus außerhalb der Stadt, obwohl du mit einer Dreizimmerwohnung genauso gut leben könntest. Und zu guter Letzt heiratest du die Frau, die sie für dich ausgesucht haben, ohne sie wirklich zu lieben. Du bist ein Feigling und es wird Zeit, dass sich das ändert.~

~Du kennst meine Eltern. Ich kann mich nicht gegen sie auflehnen, ohne alles zu verlieren.~
~Ich sage nicht, dass du dich auflehnen sollst~, entgegne ich mit professionell sanfter Stimme,~Ich möchte, dass du dich entscheidest. Du hast nämlich zwei Möglichkeiten. Entweder du wählst den einfachen Weg und machst einfach weiter wie bisher. Du heiratest Lydia und führst das Leben, das sich deine Eltern für dich wünschen. Und wer weiß, vielleicht gefällt es dir sogar irgendwann.
Oder aber du nimmst den komplizierten Weg und fängst an zu dir und dem, was du bist zu stehen. Das wird sehr kräftezehrend und alles andere als einfach und ich kann dir nicht sagen, ob dich das glücklich machen wird. Aber ich kann dir sagen, dass du dich dann freier fühlen wirst.
Nimm dir Zeit für diese Entscheidung, Alexander, denn sie wird nicht leicht werden. Ich hoffe, dass du schlussendlich die Entscheidung triffst, von der du glaubst, dass sie die richtige ist.~

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt