~Und du arbeitest echt freiwillig hier?~, frage ich grinsend.
Ich grinse schon seit über einer Stunde durchgehend und langsam tun meine Wangen richtig weh, aber das ist mir egal.
Mittlerweile sitze ich auf einem der Hocker direkt vor dem Tresen und verputze gerade meinen dritten Muffin und meinen vierten Kafffee.
Magnus, so heißt der süße Amateur Barista, leistet mir Gesellschaft und immer, wenn er mal keine Kunden bedienen muss, reden wir. Ich weiß auch nicht so recht, was er mit mir macht und wie er es geschafft hat, mich aus meinem Schneckenhaus zu zerren, aber ich bin glücklich und vom Koffein auch leicht aufgedreht.
~Naja, so kann ich mir währemd meines Studiums etwas dazu verdienen und ich komme regelmäßig mit Menschen in Kontakt~, beginnt er und fängt bei meiner schockierten Miene an zu grinsen,~Außerdem sitze ich so quasie an der Kaffeequelle.~
~Raffiniert~, stimme ich zu,~Der Kaffee ist aber auch gut.~
~Spezialröstung.~, erklärt er und lächelt mich an.Ich mag sein Lächeln. Es ist ehrlich und bringt seine Augen zum Strahlen.
Gespielt empört schlage ich auf den Tresen.
~Dass ich noch nicht früher auf die Idee gekommen bin, in einem Café mit Spezialröstung zu arbeiten! Die Idee ist genial~, meine ich nachdenklich,~Was studierst du eigentlich?~~Das errätst du nie.~, meint er und seine Augen funkeln schelmisch.
Ich lehne mich zu ihm über den Tresen und antworte~Meinst du wirklich? Ich glaube nämlich, dass du irgendetwas in Richtung Mode und Design studierst.~
Zu meinem Erstaunen schüttelt er den Kopf.
~Da liegts du aber kilometerweit daneben, wie ich vorausgesagt habe~, meint er triumphierend, bevor er hinzufügt,~Psychologie.~
~Hast du früher zu oft auf der Therapeutencouch gelegen oder warum machst du das?~
Es ist eigentlich als Scherz gemeint, doch an seinem Gesicht kann ich erkennen, dass das für ihn alles andere als lustig ist.
Sein Lächeln ist ihm vom Gesicht gerutscht und er wirkt plötzlich so unendlich traurig, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammenzieht.
Schneller, als ich denken kann, legt sich meine Hand auf seine und drückt sie kurz.
Wieder zuckt er zusammen, zieht sie aber nicht weg.~Sorry, ich wusste nicht ...~
~Das konntest du überhaupt nicht wissen, aber es ist süß, dass du dich dafür entschuldigst~, meint er und lächelt schwach,~Es ist schon etwas her, aber darüber reden wir ein andernmal. Was studierst du denn eigentlich?~~Jetzt bist du dran mit Raten.~
~Das ist nicht schwer ~, sagt er siegessicher und mit schiefen Grinsen,~Jura.~~Woher ...?~
~Du bist ein sehr ernster, realistischer Typ. Aber ich glaube auch, dass du dich gern für andere einsetzt und ihnen etwas Gutes tust. Du hast deinen ersten Kaffee, zum Beispiel, an die junge, schwarzhaarige Frau mit dem peruanischen Akzent da verschenkt.~~Du meinst, ich habe ihn dort vergessen.~
~Und ihn der Frau somit geschenkt~, hält er dagegen,~Das finde ich gut. Heutzutage ist man so selbstsüchtig und es ist so schwer, jemanden mit einem so warmen und offenen Herzen zu finden, auch wenn er erst sehr mürrisch erscheint.~Nun wird er doch tatsächlich etwas rot und senkt beschähmt den Kopf.
Aber er hat nicht unrecht. Zumindest früher war ich jemand, der anderen immer bei allem geholfen hat.
Er entschuldigt sich kurz, um ein junges Pärchen zu bedienen. Die beiden sehen so verliebt aus, dass mir selbst etwas schwer ums Herz wird. Aber da ist auch wieder diese Wut, die sich die ganze letzte Stunde über im Hintergrund gehalten hat und jetzt wieder an die Oberfläche zu kommen droht.
Ich balle die Hände zu Fäusten, im Versuch, mich wieder zu beruhigen, aber es will mir nicht recht gelingen. Da ist gerade nur diese Wut und dieser ... Schmerz.
~Alexander?~, fragt mich jemand und kurz darauf spüre ich eine Hand, die sich auf meine Faust legt.
Die Wut legt sich langsam, wie ein Sturm, und hinterlässt eine Leere, so leicht wie eine Feder.
Ich bin wieder entspannt und blicke in lächelnde, aber vorwiegend besorgte Augen.
~Willst du darüber reden?~, fragt er mich vorsichtig.
Ich atme rief durch.
Wir kennen uns kaum, sagt meine skeptische Gedankenstimme.
Aber ich vertraue ihm, ich weiß nicht wieso, aber ich tus, spricht meine andere, optimistische Gedankenstimme und diese trägt den Sieg davon.
~Hast du kurz Zeit?~
Er gibt einer seiner Kolleginnen, einer Rothaarigen, um genau zu sein, ein Zeichen und wird schnell seine Schürze los.
Dann tritt er um den Tresen herum und setzt sich neben mich auf einen Hocker.
~Ich habe zwar leider keine Couch in der Hosentasche, aber ich bin für dich da.~, meint er und ergreift meine Hände.~Weißt du, ich war nicht immer so ...~
~Grießgrämig?~
~Ja, ich habe zwar nie vor Lebensfreude gestrotzt, aber ich war eigentlich ganz freundlich. Ich habe anderen gerne geholfen, wie du gesagt hast. Mit siebzehn habe ich mich das erste und bisher einzige Mal verliebt. Er war wundervoll, fürsorglich und hat sich immer um mich gekümmert. Er war schon einundzwanzig und hat studiert, aber das war mir egal. Für ihn habe ich mich von meiner Familie abgeschottet und wegen ihm hatte ich einen Riesenstreit mit meinen Eltern.
Am Valentinstag vor genau fünf Jahren bin ich in unsere Wohnung gekommen. Ich wollte ihm einen Antrag machen, so richtig romantisch und kitschig, denn er wollte heute von seiner Fortbildung zurückkommen. Naja, als ich ins Schlafzimmer kam, habe ich ihn inflagranti mit einem anderem erwischt. Sie waren mittendrin und haben nicht daran gedacht, aufzuhören. Ich bin abgehauen und erstmal in ein Hotel gezogen. Am nächsten Tag bekam ich einen Anruf, dass mein kleiner Bruder, Max, bei einem Autounfall gestorben ist. Mein Freund war der behandelnde Arzt.~, erzähle ich tonlos.Es ist schon so lange her und doch scheint die Wunde nicht verheilen zu wollen und immer, wenn ich denke, es ist endlich so weit, ist schon wieder dieser blöde Tag und alles beginnt von vorn.
~Hey. Es ist nicht deine Schuld. Es ist aber wahrscheinlich auch nicht die Schuld deines Freundes, denn als Arzt hat er die Pflicht, zumindest zu versuchen, jeden zu retten. Nur manchmal ist es eben schon zu spät.~, meint Magnus, der natürlich sofort durchschaut hat, dass mich der Tod meines Bruders viel mehr belastet als der Verrat.
~Ich hätte ihn retten müssen. Ich meine, ich bin sein großer Bruder gewesen.~, sage ich mit erstickter Stimme.
Mit aller Macht halte ich die Tränen zurück, denn, obwohl es sich so anfühlt, sind wir nicht alleine in diesem Café und ich habe es früher bereits gehasst vor anderen zu weinen.
~Weißt du, es gibt manchmal Situationen, da ist man einfach völlig machtlos.~, meint er und kurz schimmert wieder diese Traurigkeit in seinen Augen auf, auch wenn sie sich schnell wieder versteckt.
Ich glaube, dass wir beide schwere Zeiten hinter uns haben, aber dennoch haben wir uns irgendwie gefunden und das ist gut so.
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Malec-One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier einige Malec-One Shots, beziehungsweise Kurzgeschichten, veröffentlichen, die so in meinem Kopf herumfliegen. Ich uploade sehr unregelmäßig, da ich nur etwas veröffentliche, wenn ich Zeit und Lust habe. Also...