Amnesie Teil 4

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Seit dem Vorfall mit meinen Eltern ist jetzt eine Woche vergangen. Eine Woche voller Hoch und Tiefs, aber vor allem der Verwirrung und Unsicherheit.

Ich habe eine neue Ärztin bekommen, die sich um mich kümmert. Sie heißt Doktor Loss und ist wirklich freundlich, aber zu ihr spüre ich nicht diese Verbindung wie zu ihm.

Es ging bergauf, die Schmerzen wurden weniger und die Erinnerungen mehr.
Gestern habe ich sogar kurz mit meinen Geschwistern via Skipe gesprochen. Beide leben in Los Angeles und wegen dem Chaos, welches gerade am Flughafen dort herrscht, werde ich sie frühstens Morgen wiedersehen. Darauf freue ich mich schon.

Ich kann mich mittlerweile an so gut wie alles von meinem Leben vor dem Unfall erinnern und deshalb habe ich auch entschieden, nicht mit meinen Eltern nach Boston zu fliegen.
In dieser Hinsicht hat er Recht behalten, denn sie haben mich nie akzeptiert.

Sie waren immer sehr streng gewesen und wollten, dass ich perfekt war, um den Schein einer perfekten Familie zu wahren.
Als sie dann erfahren haben, dass ich schwul war, wollten sie mich erst in ein Internat stecken, um mich von dieser Krankheit zu kurieren, aber als ich das nicht wollte, haben sie mich schlichtweg vor die Tür gesetzt. Es war ihnen egal gewesen, ob ich da draußen sterbe oder nicht und nur mit seiner Hilfe bin ich aus diesem Tief wieder herausgekommen.

Leider ist er auch derjenige, wegen dem ich mir den Kopf zerbreche, denn ich kann mich an alles erinnern, nur nicht an ihn und das macht mich fertig. Mir reichen die kurzen Bilder einfach nicht, die ich von ihm habe.
Dabei will ich mich so sehr an ihn erinnern, denn ich glaube, dass unsere Zeit, unsere Liebe etwas ganz Besonderes ist.

Ich musste einfach an die frische Luft, denn der Gedanke, dass er jeden Moment in meinem Zimmer auftauchen könnte, macht mich fertig. Einmal meine ich auch, seine Anwesenheit gespürt zu haben, kurz bevor ich eingeschlafen bin.

Ich vermisse ihn, aber ich bin mir hinsichtlich meiner Gefühle einfach noch nicht klar und das muss ich werden, wenn ich ihm wieder unter die Augen treten will.
Wenigstens hat sich Doktor Loss nach stundenlangen Flehen dazu überreden lassen, mir einen Spaziergang zu gewähren, sodass ich jetzt in einem kleinen Park direkt neben dem Krankenhaus meine Runde drehe.

Da es nach Regen aussieht, habe ich den Park für mich alleine. Es hätte mich aber auch nicht interessiert, wenn er voll gewesen wäre, dazu ist das Gefühl von Vertrautheit zu stark.

Meine Beine scheinen den Weg zu kennen, den ich gehe. Anders als mein Versand, der verwirrt die Augenbrauen hochzieht, als ich den Weg verlasse und über eine Wiese zu einem Kirschbaum gehe.

Ich lehne mich gegen den Stamm und meine Hand fährt wie ferngesteuert über ein paar tiefe Kerben im Holz. Verwirrt lehne ich mich etwas zurück und erkenne eine Inschrift.

Es ist ein Herz.
So richtig kitschig, denke ich mir, bis ich das Wort lese, was darin steht.

Malec

Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Plötzlich bricht alles über mich herein und ich lasse mich langsam auf die Knie sinken, um all die Erinnerungen, die Erinnerungen an ihn, erneut zu durchleben.

Ich stehe mit elf anderen in einem Tanzstudio und fühle mich extrem unwohl in meiner Haut. Das liegt nicht nur an der Blondine, die an mir klebt, sondern vor allem daran, dass ich überhaupt nicht tanzen kann. Vor uns steht ein junger Mann mit karamellfarbener Haut und freundlichen braunen Augen. Er trägt eine tief sitzende schwarze Sporthose und ein enges Top, welches seine muskulösen Arme betont.
~Schön, dass ihr alle hier seid. Ich bin Magnus Bane und werde euch das Tanzen beibringen.~

~Etwas lockerer, Alexander. Du bist keine Salzsäule, sondern ein Mann, der mich führen soll, verstanden?~, fragt Magnus mich, während wir uns zur Musik bewegen. Ich habe eine Einzelstunde, weil ich so unglaublich schlecht im Tanzen bin, aber er gibt mir Mut und Vertrauen, es doch irgendwann zu schaffen. Meine Hand auf seinem unteren Rücken fühlt sich gut an und die Art wie er sich an mich schmiegt, ist wundervoll.

~Was ist los? Rede mit mir verdammt nochmal!~
~Was soll ich dir denn sagen? Dass ich mich in dich verliebt habe, du Idiot!?~, schreie ich und ziehe ihn mit einem Ruck nahe an mich heran. Es regnet und Magnus' Make Up ist verschmiert und doch war er nie schöner als jetzt. Ich nehme all meinen Mut zusammen und presse meine Lippen ungeschickt und fest auf seine. Dennoch bin ich im Himmel.

~Aber ...~
~Sei still, Alec! Solange du nicht einsiehst, wie falsch du dich verhälst, solange wirst du nicht mehr hier wohnen! Du bist nicht mehr unsere Sohn!~, schreit mich mein Vater an und ich habe Tränen in den Augen. Dennoch verlasse ich mein Elternhaus und sobald ich mit meinem Rucksack auf der Straße stehe, fange ich an zu laufen. Ich will einfach nur noch zu Magnus.

~Hey, alles gut. Ich bin hier.~, wispert Magnus leise und zieht meinen bebenden Körper noch näher an sich. Ich klammere mich verzweifelt an ihn und flehe unter Tränen~Verlass mich nicht!~
~Niemals.~, versichert er mir.
~Kannst du mir etwas versprechen?~
~Natürlich, alles, was du willst!~
~Lass uns immer ehrlich zueinander sein.~
~Ich verspreche es dir, Alexander.~, flüstert er, bevor er leise anfängt zu summen und ich wieder wegdämmere.

~Bist du dir sicher?~, fragt er mich während unseren unzähligen Küssen. Ich nicke und ziehe ihn mit mir. Ich liebe seine Führsorge, aber jetzt ist sie wirklich unangebracht. Ich habe lange dafür gebraucht und jetzt bin ich so weit. Ich will ihn. Jetzt. Ich befreie ihn von seinem Hemd und schubse ihn aufs Bett, bevor ich auf ihn krieche und ihn nochmals leidenschaftlich küsse. Gierig fahren meine Hände über seine heiße Haut, über seine bebende Brust und seinen wohldefinierten Bauch. Magnus legt den Kopf in den Nacken und beginnt zu genießen. Meine Hände öffnen geschickt seine Hose ...

~Du willst, dass ich bei dir einziehe?~
~Naja, du lebst ja quasi schon hier, aber ja. Das wäre schön.~, meint er mit einem so schüchternen Lächeln, dass ich ihn einfach küssen muss. Ich bin einfach so glücklich.

~Du bist das wichtigste in meinem Leben. Trotz allem hast du mich nie verlassen und ich will dich auch nie mehr missen müssen. Ich will für den Rest meines Lebens Dein sein. Bitte heirate mich, Magnus!~
Tränen laufen ihm übers Gesicht und er schweigt so lange, dass ich beinahe schon Angst bekomme, er lehnt ab, doch dann kniet er sich zu mir hinunter und nimmt mich in die Arme.
~Ja, ja, ja, verdammt!~

~Und hiermit erkläre ich sie feierlich zu Mann und Mann. Ihr dürft den Bräutigam nun küssen.~, spricht der Trauredner mit einem leichten Lächeln. Natürlich hat er meine Anspannung bemerkt, die sich nun dadurch entlädt, dass ich meinen Magnus Lightwood-Bane zu mir heran ziehe und ihn stürmisch küsse.

~Musst du nicht arbeiten?~
~Ich habe heute meinen freien Tag, Alexander. Und jetzt lass mich weiterschlafen.~, grummelt mein Mann schläfrig und vergräbt sein Gesicht tiefer im Kissen. Ich lache leise, während ich ihm durch die ungestylten Haare streiche. Manchmal ist es ziemlich kompliziert, wenn der eigene Mann denselben Beruf bei demselben Krankenhaus hat, denn so haben wir oft unterschiedliche Schichten und sehen uns selten. Aber wir bekommen es hin. Wir haben schon so viel gemeinsam geschafft.
Wäre da nur nicht Lydia ...
~Ok, mein Grummelbär. Ich liebe dich.~
Dann küsse ich ihn auf die Stirn und er grummelt wieder.
Im Halbschlaf antwortet er mir auf indonesisch~Aku cinta kamu.~

~Alexander?! Hey, es ist alles gut! Ich bin bei dir! Komm wieder zu mir zurück!~, dringt eine Stimme aus weiter Ferne zu mir und befreit mich langsam aus dem Sturm der Erinnerungen, sodass ich schon bald in die nasse Realität zurückkehre.

Malec-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt